Der Böhlerseppi ond si Wiehnechtsboum (2/3)

Regelmässig erreichen uns Geschichten, Texte und Zuschriften unserer Leserinnen und Leser. Diese wollen wir Ihnen nicht vorenthalten. Heute: Der zweite Teil der dreiteiligen Weihnachtsgeschichte von Georg Segessenmann.

Wie mer jo ghört hei, het sech der Böhlerseppi nach sim Erläbnis mit de Wiehnechtsgschpängschter fescht vorgno gha, vo jetz a mit der Familie Wiehnecht z fiire. Si Frou, s Heidi, het natürli Freud gha dra. Drom het si, wos wieder e paar Tag vor Wiehnecht gsi esch, zom Seppi gseit: «Do Seppi, do si föif Franke, gang de am Nomittag is Dorf, s esch Wiehnechtsboummärt. Gang go nes schöns Bäumli poschte. Ond do hesch no en Zwöifränkler, dass de no gschwind im «Frohsinn» chasch go nes Zwöierli ha.»

Zerscht esch das em Seppi zwar gäge Schtrich gange; är, wo doch im «Frohsinn» immer öber d Wiehnecht gfluächt het, en Wiehnechtsboum poschte? Do müessti är sich aber ouwä schön schäme. Aber denn esch em en Idee cho. Am Nomittag, so gäge die Drü het er sech agleit, het Adie gseit ond esch zom Schopf he verschwonde. Dört het er de die chorzi Fuchsschwanzsagi packt, het sie i eis Hosebei gschtopfet, wobii der Griff vo der Sagi vom Gurt igklemmt worde esch, ond esch denn im Dorf zue gschtüüret, immer schön am Bächli no. Bim Bröggli het är links und rächts gluegt, ond wo ner niemer gseh het, het är si Fuchsschwanz us de Hose zoge ond het ne onders Bröggli verschteckt. Denn esch är mit pfiffiger Miene zom «Frohsinn» gschuenet.

Wo der Seppi inechonnt id Gaschtschtube, gseht är der Zibelifritz am Schtammtisch hocke, wo sech anere Bärnerplatte güetlech to het. «Hock zueche!», het der Zibelifritz grüeft. Zibelifritz het me nem gseit, wöu der Fritz der erscht esch gsi, wo näbe der Viehhaltig ond Acherbou sech getrout het, no Gmües azpflanze, wo n är de i de Wirtschafte ond uf em Märit esch go verchoufe. Zerscht hei ne zwar die andere Buure usglachet, wöu si däm Vorhabe e ke Chance gäh hei. Wo denn aber Zibelifritz öppe ne mou e Rondi gschmisse het im «Frohsinn» ond derzue chli plagiert, was me do uf em Märit för en schöne Batze chöi verdiene, het eine um en andere vo de Buure ou agfange Gmües azpflanze ond z verchoufe.

Der Seppi esch auso a Schtammtisch äne ghöcklet. S Wasser esch em im Muul zämegloffe, wo n är do gseh het, wie dr Zibelifritz sich a dere währschafte Bärnerplatte güätli to het. Är hebi drom der Wirti höt drei Zöpf Zibele brocht, seit der Fritz. Do heb si gseit, sie hebi vo geschter no ne paar Portione Suurchabis ond Schpäck vörig, öb är öppe grad Gloscht häbi; s choschti nüüt. Do hebi är natürlich zuägriffe, seit der Fritz ond schmatzet witer. Derzwösche hei die zwe chli gschpröchlet, was es öppe so z gschpröchle gä het. Seppi het bereits der zwöit Zwöier uf em Tisch gha. Natürli hät do dä Zwöifränkler, wo n em s Heidi gäh het, net glängt. Aber är het jo no der Föifliber gha.

Wo der Fritz der Täller läär gha het, esch d Wirti zue nem cho ond het gfrogt: «Fritz, magsch nomi? S hät nämli no ne Portion Surchabis ond ou no chli Schpäck». «Gärn», seit der Zibelifritz. Ond de het em d Wirti grad no mou en Täller vou Surchabis uftischet. Ou das het der Fritz abegschlonge. Denn aber luägt är uf d Uhr ond verchlöpft: «He – s esch jo bald Föifi – i muess jo no ne Wiehnechtsboum go poschte – wotsch öppe ou grad mit cho, Seppi?» Aber dä het natürlich kei Gloscht gha derzue, zumau s Gäld jo gar nömme glängt hätti. «Nenei», het er drom abgwehrt. «Gang du nome afang…» Är hät doch em Zibelifritz net chönne säge, dass är de onterwägs no d Sagi onterem Bröggli müessi hole ond dermit es Attentat uf nes Tannebäumli am Bachrand vorheigi. Auso het sech der Zibelifritz verabschiedet ond esch uffbroche. Seppi aber het no ne dritti Zwöier bschtöut. Erscht wo ner het chönne anäh, dass der Zibelifritz bereits wieder uf em Heiwäg seigi, het ou är zaut ond esch gange.

Inzwösche esch es scho spot gsi. Onderem Bröggli het är si Fuchsschwanz vöregno. Das mou aber het är ne nömme id Hose gschteckt – s esch jo kei Mönsch me onderwägs gsi, ond är esch net uf em Wäg gloffe, sondern am Bächli no z döruf. S esch scho ziemli feischter gsi, wo n är der Umriss vomene passende Bäumli gseh het. Är esch vors häre gschtande, hets gmoschteret, hets obe am Gipfu packt ond het wöue onde afo sage. Do brommlet plötzli en unheimlichi Schtimm usem Tannebäumli: «Lo das Bäumli schtoh…!» Der Seppi verchlöpft. Es Tannli wo cha rede? Är schöttlet der Chopf; nenei, e so schnäll get är net uf. Wieder packt är s Bäumli am Schpitz ond het d Sagi scho am Stamm onde. Do chnorret die Schtimm wieder ond no energischer: «Du söusch das Bäumli lo schtoh…!» Ond em Seppi esch, der Tanneschpitz i siner Hand schöttli sech abwehrend. Do esch em si Muät id Hose gfahre; är het sech dervo gmacht. Nach e paar hondert Meter esch är schwär schnuufend bliibe schtoh, het zrogg gluegt ond het zitteret.

Hinder em Tannebäumli aber het e verzwiifleti Schtimm gschtöönet: «I hätt ouwä doch net e soooo vöu Suurchabis söuen ässe!»

Liebe Leserinnen, liebe Leser

Liebe Leserinnen, liebe Leser

In der Rubrik «Post von …» veröffentlicht die Zeitlupe Inhalte, die ihr von unseren Leserinnen und Lesern zugesandt wurden. Es handelt sich folglich nicht um redaktionelle Texte –  die Redaktion übernimmt deshalb auch keine Verantwortung für Inhalt oder Richtigkeit der Zuschriften. Sämtliche Texte müssen mit vollständigem Namen und der Adresse versehen sein. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften zu kürzen, zu bearbeiten oder sie nicht zu veröffentlichen. Sie führt darüber keine Korrespondenz. Danke für Ihr Verständnis.

Weitere Zuschriften

Beitrag vom 12.12.2020
Das könnte sie auch interessieren

Post von...

Leserbriefe – Der Traum vom ewigen Leben

Regelmässig erreichen uns Geschichten, Texte und Zuschriften unserer Leserinnen und Leser. Diese wollen wir Ihnen nicht vorenthalten. Heute: Gedanken und Überlegungen zum Longevity-Boom (Langlebigkeit).

Post von...

Blick zurück auf die Eltern

Regelmässig erreichen uns Geschichten, Texte und Zuschriften unserer Leserinnen und Leser. Diese wollen wir Ihnen nicht vorenthalten.  Heute: Glücksgruss aus dem Kinderwagen.

Post von...

Bergkristalle und Diamanten

Regelmässig erreichen uns Zuschriften unserer Leserschaft. Heute: ein Text aus dem Buch «Bergkristalle und Diamanten» von Charlotte Hochuli.

Post von...

Eine Reise zurück

Regelmässig erreichen uns Texte unserer Leserschaft. Heute eine Kurzgeschichte von Katharina Friederich über den Tod und die Begegnungen mit der Lebendigkeit.