«Je älter, je gschider»

Regelmässig erreichen uns Geschichten, Texte und Zuschriften unserer Leserinnen und Leser. Diese wollen wir Ihnen nicht vorenthalten. Heute: Beobachtungen eines Pensionisten von Fritz Zimmermann.

Guten Tag liebe Redaktion 

Ich sende Ihnen einen kleinen Beitrag in meiner Muttersprache. Vielleicht haben Sie Interesse. Wenn nicht: Papierkorb. 

Freundlich grüsst
Fritz Zimmermann


Won i e ächte Senior bi worde, am Tag zwöi vo mir Pensionierig het  verschiednes gänderet. E grossi Umstellig, es neus Läbe. U o doheim ir Hushaltig gits Aapassige. Die tägliche Pflichte wärde  neu verteilt. 

Mir isch klar gsi, das i id Hose mues. I ha nid welle dernäbestah oder nume der Wägelifahrer si bim Grossiichouf. 

Der täglech Chli-ichouf hani du grad übernoh. Do bini bim Coop quasi i d Lehr. Als ersts hani bi angerne gseh, dass me Öpfu, Zwätschge u Aprikose i d Hang nimmt – u se de o wider zrügg tuet, we sie nid däm entspräche, wo me sech vorgsteut het. Oder d Banane: scho gli hani glehrt: chouf nume grüeni Banane, süsch si die nach 24 Stung nüm so guet. Auso i ha miner Lehrblätze gmacht.

Glich isch es mir ir Hushaltig gange. Do hani so gschickt mit mir Frou verhandelt, dass i ha dörfe die schönere Ufgabe übernäh, d Frou die unangnehmere. Klar, so richtig WC putze, das hätti nie guet chönne….

I hami du em Stoubsuger gwidmet, ha glehrt, wie me das richtig macht. Afänger steue sech nid vor, wos überall Stoub cha ha! I cha gar nid aus ufzelle. Ei Erkenntnis isch aber doch sehr prägend gsi: mir isch ufgange, dass me ganz guet 2-3 mal am glichen Ort dürecha mit em Sugrohr, ohni dass es nachteiligi Folge het. Das isch no wichtig: bim Aquarellmale zum Bispil gieng das nie.   

Gli einisch hei mer du o e Iiladig übercho für ds Senioreässe im Dorf. Für die wos nid kenne: do wärde nid Seniore gässe, sondern me isst zäme, einisch im Monet für 7 Franke. Im Gmeindsaal gits e strängi Sitzornig,  wär näbe wäm. Alli Nöie müesse sech lo platziere. Mir hei du bschlosse vorleufig uf e Hädöpfustock u e Blauchabis z verzichte. Hie füele mer is eifach no nid ganz riif.  

Als Senior isch mer so richtig klar worde, dass sech ds Selbstvertaue mit em Alter cha entwickle. Es git settigi, wo sogar zviel dervo ufhüfe. O Prominenti si do nid gfeit dervor. Luegit nume der Alt-Bundesrat – im Chrüzworträtsel heissts aube: Bundesrat mit 3 Buchstaben – dä verworget fast am Selbstvertraue.    

Er chunt immer wider ir Press u im Fernseh. De heissts de albe: Schützenverband Amt Fraubrunnen, Jubiläum, Ansprache Alt BR xy.

Muneli-Taufe vor der Schaukäserei, Götti Alt-BR xy. Bim Hinschied vom Kofi Anan isch er au am Fernseh gsi, fasch a der gliche Stell wo sinerzit bir Neujoohrsasprach, vor em Lötschbergtunnel. Das isch reinsti Comedy. Ösri Schwiz, öses Chandersteg. Do wirdeni halt ironisch. 

Es paar Schwachstelle gits de aber scho im Senioredasii, trotz allne schöne Site. I erwähne nume die Herzrhytme, Knöi, Hüft u Prostate. Mi söt gar nid afoh dervo rede, wüu me süsch nid cha höre u sech nume no als Belastig vor Krankekasse gseht. Klar isch aber scho: die wichtigste Seniore-Theme si d Liide u d Grossching.

Eis Thema liegt mer no am Härz oder besser gseit im Ohr. Es isch die Gschicht mit de Hörgrät! Es schwizerischs, jo wältwits Thema. Teil preichts früe, teil spät, teil merkes nid, dass es noche wär für ne Versterker. Üser Nachbare zum Bispiu hei beidi es superchlins Grätli. Es gseht so schnuselig us – drum liegts au gäng doheim bereit ufem Buffet. Sie trages praktisch nie. Es töni z lut u sig jo ou nid nötig. Di guete Lüt merke nid, dass sie nümm am Läbe teil näh. Weme se aspricht, antworte si der Spur noh, nid uf das wo me gseit het, sondern irgendöppis. Das isch sehr bedurlich. 

Ich kenne ou e Spenglermeister z Choppige, wo sies Hörgrät im Hosesack nochetreit. Lustig wird’s gäng denn, we ir Bärner Zytig unger de Chliazeige steit «Hörgerät verloren auf dem Wanderweg». Oder sogar «Hörgerät zu verschenken». Weme weiss, wie akribisch die müesse apasst wärde! Jetz warteni gspannt druf, bis me cha läse: «Gebiss zu verschenken, leicht gebraucht».   

Zum Problemkreis vom Ghöre isch mir ufgfaue, dass gwüssi Lüt aföh, mit mir lüter z rede oder sogar no  l a n g s a m e r. Do wünsche mer aube, chönti doch e chli jünger usgseh. Schlimm isch o, we mi der Nachtdienst im Insuspital am Morge am zwöi abrüllet: «Wie geits üs?» Guet, dass es fister isch gsi.  

Jo jo, s Alter isch es Thema, wie älter das me wird. Lustig isch aube wenn i de Krankekasse Aquisitöre am Telefon mis Alter bekannt gibe. Das isch würklich ds beste Mittu ds Gspräch gli mal abzbräche. 

Jetz aber im Ernst: Mi beschäftigets scho, was chunt no, wie plane mer üsi Zit. Hei mers im Griff? Mues me sech Sorge mache oder läbe mer so guet, das mer nume no die chline unwichtige Sache gseh. Das alls söt me scho ab und zue überlege. Nachedenke isch gäng guet. Ir Zyt vo smartphone, Banking, Posting und Social Media veränderet sech alls plötzlech schnell. U mängisch het Zuekunft Überraschige parat, wie grad jetz, sit em März 2020. Drum söttemer statt gschider bescheidener wärde. Söviu für hüt.

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Beitrag vom 05.02.2022

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