Gedanken beim Glacé-Essen
Regelmässig erreichen uns Geschichten, Texte und Zuschriften unserer Leserinnen und Leser. Diese teilen wir gerne mit Ihnen. Heute: Leserin Annette Schwertfeger aus Murten sinniert an einem warmen Apriltag übers Älterwerden.
Chesery Rathausgasse – Restaurant und Brocante für Alte und Einsiedler
In einer langen, engen, dunklen Zwischengasse; sie verbindet die Rathausgasse mit der Hauptgasse des historischen Städtchens Murten; in diesem Gässchen, voll beladen mit brocanten Dingen aus uralten Zeiten, bekam ich heute, auf einer wackligen Bank, mein Glace serviert, mangels freiem Platz für eine Einzelgängerin im sonnigen Gartenrestaurant. Das kühle Gässchen bei 27° Sommer- Temperatur im April passte genau so zu meinem Alter wie die Brocki-Gläser und Bilder.
Diese erinnerten mich an die Bedeutung meiner Lebensphase:
Als Frau in gehobenem Pensionsalter – bindungslos trotz zweier aufgezogener Söhne als alleinerziehende Mutter, ohne Grosskinder – wäre mein adäquater Platz hier im Brockenhaus-Gässchen genau richtig, in einem Gestell neben vergilbten, alten Fotos in silbernen Rahmen, neben dem antiken Porzellan-Service, in einer Vitrine verriegelt, in Sicherheit vor Dieben.
Die verstorbene Tierseele meines Hundes im letzten Monat hinterliess eine Leere. Mein Leben ist, inmitten vieler Touristen in heiterer Stimmung, das einer Einsiedlerin. Sie bewohnt keine Blockhütte im Wald, sondern eine geschmackvoll eingerichtete Wohnung, in der Van Gogh und Vermeer ihr nur mit hinterlassenen Kunstwerken Gesellschaft leisten, nicht mit deren Präsenz. Kein Wunder, die beiden Maler lebten, vor 134 Jahren der Holländer Vincent, vor 349 Jahren der Barockmeister, Niederländer Jan Vermeer.
Das Bild von Arles, mit dem Gelben Haus, in dem Vincent Van Gogh mit seinem Konkurrenten in der Malkunst, Paul Gauguin lebte, hängt als Cover über dem Fernsehbildschirm.

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