Vogelküken in Not – oder doch nicht?

Die Tierschutzorganisation NetAP erklärt, wann ein Vogeljunges menschliche Hilfe braucht und wann man besser nicht eingreift.

Jedes Jahr zur Brutzeit landen Vogelküken zum Aufpäppeln in Vogelpflegestationen. Doch nicht jedes Vogeljunge, das scheinbar hilflos am Boden sitzt, gilt es zu «retten». Denn nicht selten ist es die vermeintlich gute Tat, die ein gesundes Vogeljunges zum Pflegefall macht. Die Organisation NetAP, Network for Animal Protection, räumt mit weitverbreiteten Fehlmeinungen auf und zeigt, wie man sich richtig verhält.

Immer Hilfe benötigen:

  • verletzte Vögel
  • Vögel, die noch nicht vollständig befiedert sind und nicht von den Vogeleltern unbeobachtet ins Nest zurückgesetzt werden können.
  • Mauersegler, Alpensegler und evtl. Schwalben, die am Boden gefunden werden.

Gesund wirkende Jungvögel mit vollständigem Gefieder hingegen sollte man am Fundort belassen, ausser

  • es sind keine Eltern in der Nähe, auch nicht nach mindestens einer Stunde Beobachtungszeit aus genügend Distanz.
  • das Vogelkind ist durch Verkehr oder Katzen gefährdet und kann nicht aus der Gefahrenzone entfernt und ins Gebüsch, auf einen Ast oder eine Hecke in der Nähe versetzt werden (maximal 20 Meter Entfernung).

Werden Vogeljunge flügge, müssen sie nicht nur das Fliegen und die Suche nach Nahrung erlernen, sondern auch die Gefahren des Vogellebens ausserhalb des Nestes erfahren. Deshalb lassen Vogeleltern ihre Jungen einige Tage unter Aufsicht am Boden und auf Ästen herumflattern. Verhalten sich die Küken ruhig und sind die Eltern in der Nähe, sollte der Mensch nicht eingreifen.

Segler, die auf dem Boden gefunden werden, sind auf Hilfe angewiesen – dürfen jedoch keinesfalls in die Luft geworfen werden, um ihnen vermeintlich «Starthilfe» zu geben. Schwalben hingegen sind keine Segler und können auch vom Boden aus starten. Bei Unsicherheit kann ein Anruf bei einer Fachstelle weiterhelfen.

Jungtiere anzufassen, ist kein Problem. Im Gegensatz zu manchen Säugetieren stören sich Vögel nicht am Geruch des Menschen und nehmen ihre Jungtiere problemlos wieder auf. Ebenfalls wichtig zu wissen: Vögel zuhause aufzupäppeln, verstösst gegen das Gesetz. Auch darf man Vögeln – ob jung oder erwachsen – keinesfalls Futter oder Wasser einflössen, das kann schnell tödlich enden.

Vögel, die Hilfe brauchen, gehören immer in die Hände von Fachleuten. Packen Sie die Tiere in eine kleine, mit Haushaltpapier ausgestopfte Schachtel mit ausreichend Luftlöchern, stellen Sie diese auf eine warme Bettflasche und bringen Sie sie zum Tierarzt oder in die nächste Vogelauffangstation.

Katzenhalterinnen und Katzenhalter können viel dazu beitragen, Vogelkindern einen besseren Start ins Leben zu ermöglichen – indem sie ihre Tiere zwei, drei Tage im Haus behalten, wenn im Garten junge Vögel flügge sind: Merkblatt des Zürcher Tierschutzes zur verantwortungsvollen Haltung von Freigängerkatzen

NetAP ist eine international tätige Tierschutzorganisation, die sich für die Lebensqualität von Haus- und Nutztieren in Not einsetzt, bestehendes Tierleid lindern und künftiges verhindern will. Zum Beispiel mit einem Kastrationsprogramm für Katzen oder Merkblättern zu Themen wie «Fledermaus in Not», «Katze zugelaufen – was tun?» oder «Gefahren für Haustiere an Feiertagen».


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Beitrag vom 03.04.2025

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