© shutterstock

Weniger ist mehr – dank Robotern

Roboter der Hochschule Luzern sammeln akustische Daten und helfen Hörgeräte verbessern. Bis es aber soweit ist, braucht es noch Geduld.

Portrait von Marc Bodmer
© Jessica Prinz

Text: Marc Bodmer

Die Situation ist wohl allen bekannt: Wir treffen Freunde zum Abendessen im Restaurant. Schon beim Öffnen der Türe schlägt einem ein Schwall warmer Luft und geschwätziges Gegrummel entgegen. Nach der herzlichen Begrüssung setzt man sich an den Tisch, und schon bald sind die Gespräche voll im Schwung. Doch ihnen zu folgen, ist nicht einfach. Der Geräuschpegel ist hoch, denn nicht nur wir haben unseren Spass, sondern die anderen auch.

Erlebnisse wie diese sind schon anstrengend für Menschen, die gut hören. Sie verschärfen sich aber deutlich, wenn man auf eine Hörhilfe angewiesen ist. Statt an der Konversation teilzunehmen, versucht man dieser Sinn abzugewinnen und sie zu verstehen. Bevor man etwas beisteuern kann, ist schon der nächste Punkt in der Diskussion auf dem Tapet. 

Bessere Filter sind gesucht

Die beschriebene Herausforderung stellt sich nicht nur im Restaurant, sondern auch in öffentlichen Verkehrsmitteln oder Sitzungen im Geschäft. Hörgerätehersteller arbeiten deshalb mit Hochdruck daran, diese Filtermöglichkeiten zu verbessern. Doch dafür braucht es ein genaueres Wissen darum, wie sich Räume an verschiedenen Positionen im Detail verhalten. «In der Raumakustik spricht man davon, dass ein Raum einen bestimmten Nachhall habe. Aber diese Aussage reicht nicht aus, um die raumakustischen Unterschiede von Punkt zu Punkt zu beschreiben», sagt Prof. Dr. Armin Taghipour, Akustikexperte bei der Hochschule Luzern. Es gehe beim Hören immer um die Beziehung von zwei Punkten: der Geräuschquelle und dem Menschen, der das Geräusch hört. Die Hochschule Luzern und der Hörgerätehersteller Sonova arbeiteten deshalb gemeinsam in einem von Innosuisse geförderten Projekt am besseren Verständnis der Schallausbreitung im Raum.

Um sich der komplexen Problemstellung anzunähern, setzt die Hochschule Luzern auf Roboter. Diese bewegen sich – ausgerüstet mit entsprechender Software, Kunstköpfen und Mikrophonen – autonom in verschiedenen Räumen und sammeln deren akustische Charakteristika. Hat es einen Teppich am Boden? Wie sind die Wände beschaffen? Gibt es Vorhänge? All das beeinflusst das Klangbild und verlangt nach entsprechenden Filtereinstellungen. 

Gesamtsystem mit mobilen Robotern, Elektronik, Audioschnittstelle und Kunstköpfen.
Gesamtsystem mit mobilen Robotern, Elektronik, Audioschnittstelle und Kunstköpfen.

Die so gesammelten grossen Datenmengen werden dank speziell programmierter Algorithmen und mit Hilfe von Maschinenlernen ausgewertet und fliessen in die Entwicklung verbesserter Geräuschfilter bei den Hörgeräten der Zukunft ein. Für einmal ist wieder weniger mehr.

Beitrag vom 17.01.2024

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Das könnte sie auch interessieren

Gesundheit

Durchatmen und entspannen

Stress schnürt uns oft genug die Luft weg. Mit gezielten Atemübungen finden wir zurück zur Ruhe – sogar Schlafprobleme lassen sich dadurch mildern.

Gesundheit

Leben mit dem Tod

Michèle Bowley ist schwer krebskrank. In ihrem Videobeitrag «Hallo und Tschüss» fasst sie ihre Erfahrungen mit der Diagnose und dem Umgang mit dem nahen Tod eindrucksvoll zusammen – um andere Menschen damit zu inspirieren.

Gesundheit

Vom Schlafen und Schäfchenzählen

Schlapp, gereizt, antriebslos? Wer in der Nacht schlecht schläft, fühlt sich tagsüber wie gerädert. Betroffen sind auch ältere Menschen.

Gesundheit

Die neue Breikost

Menschen mit Schluck- oder Kauschwächen mussten lange auf kulinarische Köstlichkeiten verzichten. Smooth Food will das ändern. Er modernisiert Brei- und Weichkost grundlegend.