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Marianne Koch rät: «Immer interessiert bleiben»

Mit 90 schrieb Marianne Koch «Alt werde ich später». Jetzt, mit 92 Jahren, legt die deutsche TV-Ärztin mit einem weiteren Gesundheitsratgeber nach: In «Mit Verstand altern» zeigt sie auf, was es braucht, um Geist und Körper möglichst lange fit und gesund zu erhalten.

Text: Marco Hirt

Ihr hohes Alter – am 19. August 2024 feiert Marianne Koch ihren 93. Geburtstag – ist ihr bei weitem nicht anzusehen und auch nicht anzumerken. Komplimente bleiben da natürlich nicht aus, wenn sie zu Gast in einer Talkshow ist wie letzthin in «Riverboat» auf MDR. In erster Linie habe sie dies ihren Genen zu verdanken, meinte die Münchnerin. Nicht etwa einer Schönheitsoperation, obwohl sie nicht dagegen sei. «Und einem abwechslungsreichen Leben, viel Bewegung und vernünftiger Ernährung.»

Gehirnzellen lassen sich trainieren

Marianne Koch: Mit Verstand altern

Was beim Älterwerden eine grosse Rolle spielt, da weiss Marianne Koch als Ärztin bestens Bescheid. «Da sich in der Medizin immer so viel tut, bin ich gezwungen, auf dem neuesten Stand zu sein. Gezwungen stimmt nicht wirklich, denn mich zu informieren, macht mir grossen Spass.» Ihr Wissen gibt sie auch weiter – und da sie sich zuletzt intensiv mit der Bedeutung der Gehirnzellen und den aktuellsten Erkenntnissen dazu auseinandergesetzt hat, folgt auf «Alt werde ich später» nun der Ratgeber «Mit Verstand altern» (beide Verlag dtv). Ihr Schwerpunkt: lebenslanges Lernen. «Es hat sich in vielen Studien herausgestellt, dass durch die Auseinandersetzung mit Neuem die wichtigen Verbindungen zwischen den Gehirnzellen aufrechterhalten werden und sich neue Gehirnzellen bilden – ebenso im Alter», erklärt die einstige Schauspielerin, die auch viele Jahre am TV als Teil des Rateteams der Quiz-Sendung «Was bin ich?» zu sehen war. «Unsere Gehirnzellen lassen sich trainieren, fast so wie Muskeln.» Deshalb rät sie, sich für neue Dinge zu interessieren und das Gehirn zu zwingen, sich damit zu beschäftigen. «Man sollte sich auch den sich verändernden Technologien nicht verschliessen und denken, ich brauche das alles nicht mehr. Es werden ja auch vielerorts Kurse für ältere Menschen angeboten, um Schritt zu halten und mit der Zeit zu gehen.»

Alles was noch kommt, ist Zugabe

In «Mit Verstand altern» widmet sich Marianne Koch, die erst im Alter von 44 Jahren ihr Medizinstudium abschloss und danach bis 68 eine eigene Praxis führte, nicht nur den Nervenzellen. Sie befasst sich zudem mit Themenbereichen wie Bewegung und Schlaf, den Umgang mit Schmerzen, Trauer und Einsamkeit sowie dem Schutz vor Schlaganfall und Demenz. «Ganz entscheidend ist, wie man auf das Alter blickt», meinte sie u.a. in einem Interview mit der «Augsburger Allgemeine». «Die Art und Weise, wie wir darüber denken, ob wir glauben, es bedeutet nur einen Abstieg – oder ein neues Abenteuer. Natürlich auch vorausgesetzt, dass die Gesundheit mitmacht. Krankheit und körperliche Handicaps können es schwer machen.»

Zugabe sei für sie alles, was noch komme, sagt Marianne Koch. Und wie blickt sie auf den Tod? «Mein Traum ist, dass mein Ende so sein wird, wie ich es schon als 25-Jährige beschrieben habe. Auf die Frage: ‹Wie wollen Sie sterben?› habe ich damals geantwortet: ‹Gesund und gelassen.›» Was bedeute, dass man nur schwach werde, ansonsten aber gesund bleibe. «Das ist vielleicht nicht der Weisheit letzter Schluss. Aber immerhin ein guter Plan.»

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Das sind Kochs wichtigste Pfeiler fürs Altersglück

Mutig sein und neue Chancen ergreifen:

«Gedanken wie ‹Das ist doch nicht mehr nötig› oder ‹Muss es denn noch sein?› sollte man bekämpfen. Die Wissenschaft beweist, dass Menschen, die ihr Leben lang geistig aktiv waren, ein geringeres Risiko haben, dement zu werden.»

In Bewegung sein:

«Regelmässige Spaziergänge sind gut für die Kondition. Ich bin täglich mit meinem Hund Paco draussen. Nach dem Tod von Hündin Bessie vor einem Jahr wollte ich keinen Vierbeiner mehr. Aber meine Familie fand, ich bräuchte unbedingt wieder einen Hund. Und für ihn ist gesorgt, wenn ich es nicht mehr tun kann.»

Sozial vernetzt bleiben:

«Eine der schlimmsten Folgen des Älterwerdens ist sicherlich der Verlust von Angehörigen, von Menschen, die man geliebt hat. Einsamkeit ist ein enormes Problem und macht seelisch, aber auch körperlich krank. Deshalb sind soziale Kontakte im Alter, nicht nur für die geistige Fitness, so wichtig.»

Positiv sein:

«Natürlich war auch mein Leben nicht immer nur positiv. Ich hatte zwar viele Hochs, aber auch einige Tiefs, ziemliche Tiefs. Es hilft, sich bewusst zu machen, wie positiv unser Leben eigentlich ist, und die guten Dinge stärker hervorzuheben.»

Beschäftigt sein:

«Mein Lieblingszitat stammt von der Schriftstellerin Bel Kaufmann, die 103 Jahre alt wurde. Sie antwortete mit über 90 auf die Frage, wieso sie so jung geblieben sei: ‹Ich bin zu beschäftigt, um alt zu werden. Wenn ich mal Zeit habe, werde ich mich hinsetzen und alt werden, aber jetzt habe ich zu viel zu tun.› Es geht mir irgendwie ähnlich.»

Zur Person

Marianne Koch begann ihr Medizinstudium mit 17 Jahren, unterbrach dieses aber, weil sie für den Film entdeckt wurde. Sie wurde zu einer der bekanntesten deutschen Schauspielerinnen der Nachkriegszeit, spielte u.a. auch mit Hollywood-Stars wie Clint Eastwood und Gregory Peck. Anfang 40 kehrte sie zum Studium zurück, praktizierte nach dem Abschluss bis zum 68. Altersjahr. Seither arbeitet sie als Medizinjournalistin und Buchautorin, berät zudem auf dem Radiosender Bayern 2 in der Sendung «Gesundheitsgespräch» alle zwei Wochen. 2019 verlor sie ihren Lebenspartner Peter Hamm, mit dem sie seit Mitte der 70er-Jahre zusammen war. Aus ihrer Ehe mit Gerhard Freund, die 1973 zerbrach, stammen zwei Söhne, wovon der eine 2016 starb. Sie hat vier Enkelkinder.

Ihre Bücher (u.a. auch «Unser erstaunliches Immunsystem» und «Das Vorsorgebuch») sind im dtv-Verlag erschienen.

Beitrag vom 19.06.2024
  • Huber renate sagt:

    Hab Filme gesehen von ihr damals.je älter je einsamer wird man. Man muss sich wirklich Mühe geben, am Ball zu bleiben. Liebe Grüsse. Es wird jetzt spannend, die Babyboomer zu beobachten wie die es wuppen mit dem Alter.

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