Bitteren Lebensmitteln gehen wir gerne aus dem Weg. Zu Unrecht, denn sie tun viel Gutes für unsere Gesundheit. Hier erfahren Sie, was genau – und wie wir zu mehr Bitterstoffen kommen.
Text: Franz Ermel
Mit «bitter» verbinden wir nichts Gutes. Schon unsere Sprache zeugt davon: bittere Not, bittere Pillen und ein bitteres Ende – wer möchte all das schon? Ganz ähnlich ergeht es unserem Geschmackssinn: Von den fünf Geschmacksrichtungen, die wir mit der Zunge erfassen können – neben bitter sind es süss, sauer, salzig und umami –, ist «bitter» die unbeliebteste. Kein Wunder, wurden Bitterstoffe in den letzten Jahrzehnten aus unserem Essen herausgezüchtet. Mit Gurken, Rosenkohl und Artischocken machen wir heute kaum noch bittere Erfahrungen.
Warum mögen wir Bitteres nicht?
Die meisten in der Natur vorkommenden Giftstoffe schmecken bitter und werden von Mensch und Tier deshalb gemieden. Viele Pflanzen machen sich diesen Mechanismus zunutze und produzieren zur Abwehr von Fressfeinden bittere Substanzen. Diese können tatsächlich giftig sein, aber eben auch gesund. Mitunter sogar sehr gesund.
Kann ich mich an den Geschmack von Bitterstoffen gewöhnen?
Überwinden lässt sich die genetische Abneigung gegen Bitteres vor allem, indem man immer wieder probiert und so positive Erfahrungen sammelt – so lernen die meisten Menschen bittere Lebensmittel wie Kaffee, dunkle Schokolade oder Bier erst im Laufe ihres Lebens schätzen. Die Wissenschaft spricht vom sogenannten Mere-Exposure-Effekt.
Was sind Bitterstoffe überhaupt?
Bitterstoffe sind sekundäre Pflanzenstoffe, die auf unserer Zunge den Geschmack «bitter» auslösen. Chemisch können sie ganz unterschiedlich zusammengesetzt sein. Sie bilden keine eigentliche Nährstoffklasse wie Kohlenhydrate, Eiweisse und Fette, die als primäre Pflanzenstoffe gelten. Die Bitter-Rezeptoren befinden sich v. a. im hinteren Bereich der Zunge. Es gibt aber auch im Magen-Darm-Trakt weitere Rezeptoren, die auf «bitter» reagieren.
Wo sind Bitterstoffe enthalten?
Bitterstoffe sind in zahlreichen pflanzlichen Lebensmitteln enthalten, darunter in Wintersalaten, Kohlgemüsen, Artischocken und Zitrusfrüchten, aber auch in verschiedenen Kräutern und Gewürzen, in Oliven, Nüssen, Kaffee und Bier. Mehr zu den bitterstoffreichen Lebensmitteln erfahren Sie hier [LINK].
Wozu sind Bitterstoffe gut?
Bitterstoffen werden eine ganze Reihe von positiven Wirkungen auf den menschlichen Organismus zugeschrieben:
Sie fördern die Verdauung und verbessern den Stoffwechsel, indem sie die Produktion von Speichel, Magensäure, Verdauungssäften und Gallenflüssigkeit sowie die Darmtätigkeit anregen. Schweres Essen wird so bekömmlicher, Fett besser abgebaut.
Sie stärken das Immunsystem, indem sie die Darmgesundheit fördern, wo sich ein Grossteil des Immunsystems befindet. Ihre entzündungshemmenden und antioxidativen Eigenschaften reduzieren oxidative Schäden.
Sie regulieren den Blutzuckerspiegel. Einige Bitterstoffe bewirken, dass die Bauchspeicheldrüse mehr Insulin produziert, was den Blutzuckerspiegel ausgleicht und Heisshunger-Attacken vorbeugen kann.
Sie können somit auch beim Abnehmen unterstützen, denn sie regulieren den Appetit und helfen, dass man sich schneller satt fühlt. Trotzdem sind sie lediglich eine Ergänzung zu einer insgesamt ausgewogenen Ernährung und viel Bewegung.
Wie kann ich Bitterstoffe in meinen Alltag einbauen?
Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt – probieren Sie es einfach aus! Wählen Sie Gemüse und Salate mit Bitterstoffen, würzen Sie mit passenden Kräutern oder gönnen Sie sich zwischendurch eine Handvoll Walnüsse, eine halbe Grapefruit oder eine schöne Tasse Grüntee. Für Einsteiger empfiehlt es sich, Bitterstoffe schrittweise in den Speiseplan aufzunehmen. So kann sich der Geschmackssinn langsam gewöhnen – und das bittere Ende bleibt aus.
Neben den Print-Ausgaben der Zeitlupe erhalten Sie Zugang zu sämtlichen Online-Inhalten von zeitlupe.ch, können sich alle Magazin-Artikel mit Hördateien vorlesen lassen und erhalten Zugang zur Online-Community «Treffpunkt».
Um diese Website optimal bereitzustellen, verwenden wir Cookies.
Mit der Nutzung dieser Website stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Erfahren Sie mehr in der
Datenschutzerklärung.