42. Die Ehre bewahren, die Zukunft retten Aus «Staatsmann im Sturm»

Montag, 1. Juli. General Guisan ist telefonisch gebeten worden, auf 15 Uhr an den Scheuerrain zu kommen. Als der General und sein Stabschef Barbey dort durch die Türe treten, treffen sie auf ihren Rechtsberater Oberst Logoz, der sie zur Seite nimmt und ihnen zuflüstert, es gehe einmal mehr um die Flugzeugkämpfe von Anfang Juni. Die Mission der Luftwaffenobersten Isler und Magron sei abgesagt. Die beiden Offiziere hätten in Berlin den schweizerischen Standpunkt zu den Luftzwischenfällen erklären, über den Ankauf von Fieseler «Storch» Beobachtungsflugzeugen verhandeln und allgemein gut Wetter machen sollen. Die Reichsregierung hat ihnen das Visum verweigert.

Der General und Barbey werden in den Salon geführt, wo dicke Rauchschwaden sie empfangen. Zigarrenzeit. Der Bundesrat ist au grand complet, abgesehen vom kranken Obrecht. Die Herren haben bei Pilet, der von seinem gestrigen Besuch in Les Chanays Waadtländer Saucissons mitgebracht haben wird, gut zu Mittag gespeist, und den Flaschen aus Mme Pilets Weingut an der Côte zugesprochen. Die Bundesräte sind ausnahmsweise ganz unter sich und ohne Protokollführer.

Man geht auf den Balkon, frische Luft zu schnappen, bevor es zum ernsthaften Teil übergeht. Barbey führt das Protokoll. Der Bundespräsident eröffnet das Prozedere mit der Mitteilung, dass der deutsche Gesandte Köcher noch heute Abend 18 Uhr 30 eine Antwort auf die bedrohliche Note über die Fliegerzwischenfälle erwarte, und fährt fort:

Was will Deutschland? Sucht es einen Vorwand, um uns anzugreifen? Oder handelt es sich im Wesentlichen um eine Prestigeangelegenheit. Die zweite Hypothese scheint die wahrscheinlichere. Verschiedene Indizien sprechen für sie. Dazu gehören unter anderen die Tatsache, dass Deutschland im allgemeinen Verlauf seiner Offensive gegen Frankreich nicht versucht hat uns anzugreifen; die Wendung, die unsere Wirtschaftsverhandlungen in Berlin nehmen … Wie auch immer – ob Angriffsvorwand oder Prestigeangelegenheit – die Folgen für uns sind schmerzlich. Eine Ablehnung würde uns in eine sehr ernste Lage versetzen. Sie könnte sofort verschiedene militärische Massnahmen auslösen: Bombardierung unserer Flugplätze, Sabotageakte, Teil- oder Totalbesetzung, usw. … Pfandnahme (Basel zum Beispiel). Es geht darum, die Ehre zu bewahren – und die Zukunft zu retten.

Es muss versucht werden, jeden Zwischenfall, der die Katastrophe auslösen könnte, zu vermeiden – bis zur Unterzeichnung des Friedens. Gewisse Anzeichen lassen eine vielleicht raschere Regelung erahnen, als man erwartete. Dennoch tun wir einen schweren Schritt. Der Bundesrat hat einstimmig entschieden (ohne die Stimme des kranken Herr Obrecht) Deutschland mit der Note Nummer 8 zu antworten.

Pilet liest die Note vor. Sie hat die Nummer 8, weil es die achte Fassung der Antwort auf die deutsche Note vom 19. Juni ist, in der die Reichsregierung bei einer Wiederholung der Luftzwischenfälle droht, die deutschen Interessen «auf andere Weise» wahrzunehmen als mit einer schriftlichen Note.

Das Politische Departement hatte sich mit der Formulierung der Note schwergetan. Nach einer Unterredung mit Weizsäcker hatte Frölicher am 29. Juni aus Berlin gekabelt und «ungefähr» folgende Antwort empfohlen:

Die Schweizer Regierung gibt ihrem Bedauern über Zwischenfälle Ausdruck. Sie spricht Entschuldigung aus, falls Schweizer Flugzeuge entgegen Befehl Grenze überflogen haben. Wird Schuldige zur Rechenschaft ziehen. Bereit für Schaden für Zwischenfälle aufzukommen.

Gestützt auf diese Angaben formulierte der im Departement für Deutschland zuständige Peter Anton Feldscher einen Entwurf, der von Etter überarbeitet und von Pilet in die nun vorgelesene Schlussfassung gebracht wurde. Im Unterschied zu den Versionen Feldschers und Etters kann diejenige Pilets kaum mehr als Entschuldigung gelten. Bereits am Anfang der Note heisst es, die schweizerische Regierung habe die in Rede stehenden Ereignisse «einer nochmaligen eingehenden Prüfung unterzogen, welche die früheren Ergebnisse bestätigt hat»:

Der Bundesrat muss jedoch zugeben, dass der Verlauf des in Frage stehenden Teils der Schweizerischen Grenze zu Irrtumsmöglichkeiten geeignet ist. Im Hinblick auf diese Möglichkeiten steht es dem Bundesrat nicht an, sein Bedauern über die Vorkommnisse auszusprechen und für jene Fälle, in denen nach der Darstellung der deutschen Regierung schweizerische Flieger entgegen den strengen Befehlen und ohne Wissen ihrer Vorgesetzten sich nach Darstellung der deutschen Regierung auf nicht schweizerischem Gebiet befanden, sich in aller Form zu entschuldigen.

In seiner Schlussfassung hat Pilet das Zugeständnis, wonach «die Schuldigen zur Rechenschaft gezogen werden», gestrichen. Für ihn sind die Schweizer Piloten keine Schuldigen. Deshalb verweist er auf den komplizierten «Verlauf der Grenze» in der Ajoie und die damit verbundenen «Irrtumsmöglichkeiten», die in Etters Entwurf fehlen. Etters «schmerzlichen Vorkommnisse» werden bei Pilet zu blossen «Ereignissen». Es widerstrebt ihm offensichtlich, die stolzen Abwehrerfolge der Schweizer Piloten «schmerzlich» zu nennen.

Nach Verlesung der Note sagt Pilet, er möchte den General anhören. Es sei gegenwärtig schwer, «die führenden deutschen Persönlichkeiten, die ständig in Bewegung sind» – gemeint sind Hitler, Ribbentrop, Göring – zu erreichen. Der Bundespräsident nimmt an, dass die «Büros» (Weizsäcker?) bloss «Weisungen mit festgelegten Ablauffristen» ausführen. Dann gibt das Protokoll Barbey den Wortwechsel Pilet – Guisan wörtlich wieder.

M. Pilet-Golaz: «Mein Eindruck ist es, dass es sich hauptsächlich um eine Prestigefrage handelt – um das Prestige des Fliegerkorps. Für eine Frage dieser Wichtigkeit haben wir nicht das Recht, das Land zweifellos eintretenden Risiken auszusetzen, die es zum Untergang bestimmen würden. Von Italien können wir in dieser Sache nicht viel erwarten. Es ist nicht in der Lage, Deutschland seinen Willen aufzuzwingen.» Der General: «Sie können von mir nicht meine Zustimmung verlangen. Ich könnte sie nicht geben. Erstens weil es um eine rein politische Angelegenheit geht. Und dann vor allem dies: Wenn ich zustimmte, würde ich meine Flieger desavouieren, deren Aussagen unwiderlegbar sind, und über sie hinaus mein Offizierskorps, die Armee desavouieren. Die Tatsachen sind da. Wenn zwischen den Rapporten meiner Flieger und denjenigen der Deutschen – ob sie guten oder bösen Glaubens seien – zu entscheiden ist, gibt es keine Zweifel, meine kennen den Verlauf der Grenze viel besser. Auch ich bin der Meinung, dass die deutsche Demarche vor allem aus Prestigegründen veranlasst worden ist. Ich denke schliesslich an die Zukunft, an den gefährlichen Präzedenzfall, den eine solche Konzession darstellt. Deshalb kann ich als Oberkommandierender der Armee dieser Antwort nicht beipflichten. Aber ich werde mich nicht gegen den Entscheid des Bundesrats wenden.»

M. Pilet-Golaz: «Ihre Antwort erstaunt mich nicht. Wenn sie anders gelautet hätte, wäre sie nicht die eines Soldaten gewesen.» Der General: «Ich gebe zu, dass man die Folgen dieser Antwort ermessen, und für den Fall einer Rückweisung die Generalmobilmachung einplanen muss.» M. Pilet-Golaz: «… und, unvermeidlich, den Krieg. Noch einmal: wir möchten nicht gegen Sie und Ihre Gefühle vorgehen. Wir werden die Armee zu sehr nötig haben – vielleicht schon bald – nicht nur um gegen eine Gefahr von aussen zu kämpfen, sondern um einer solchen im Innern zu begegnen. Die Arbeitslosigkeit könnte ein grosses Problem darstellen, das Unruhen nach sich ziehen könnte. Deshalb kann nur eine teilweise und stufenweise Demobilmachung in Betracht gezogen werden. [Zum General gewendet] Sie haben mir die Antwort eines Soldaten gegeben. Sie fügen sich dem Entscheid des Bundesrats, ohne sich zu beteiligen, ohne beizupflichten. Aber wir zählen darauf, dass Sie mit der Armee entschieden und ohne Hintergedanken eingreifen werden, wenn dies notwendig sein sollte.»

Der General: «Dies ist sicher. Aber verlangen Sie von mir nicht mehr – gegenüber meinen Fliegern, der Armee. Ich füge mich und dies ist alles.»

Am Abend, nachdem die informelle Bundesratssitzung den Notentext gebilligt hat, lädt Pilet Köcher zu einer Besprechung ins Bundeshaus. Von diesem Treffen existiert ein Bericht Köchers, der «sofort Herrn Staatssekretär vorzulegen ist». Danach übergab Pilet dem Gesandten die Verbalnote, «aus der hervorgeht, dass die schweizerische Regierung unseren Forderungen entsprochen hat».

Köchers Formulierung vermittelt den Eindruck, dass die Schweiz in allen Belangen nachgibt. Der Gesandte wird den Satz so gefasst haben, um Ribbentrop und allenfalls Hitler vor weiteren Schritten abzuhalten. Wie Pilet, wie auch Weizsäcker will Köcher einen militärischen Konflikt zwischen Deutschland und der Schweiz vermeiden. Es ist zudem in Köchers wie in Pilets Interesse, dass der Bundespräsident in Berlin für vertrauenswürdig gehalten wird. Diesem Zweck dient Pilets Mitteilung, wonach es dem Bundesrat schwerfiel, «die deutsche Darstellung des Hergangs der Zwischenfälle anzunehmen». Es sei ihm aber gelungen, den Bundesrat für seinen Standpunkt zu gewinnen (was, bestenfalls, bedingt stimmt):

Herr Pilet-Golaz knüpfte an diese Darlegungen die eindringliche Bitte, den Ablauf und das Ergebnis dieser diplomatischen Besprechungen nicht zu veröffentlichen. Eine Veröffentlichung würde eine schwere Beeinträchtigung der Autorität des Bundesrats und seiner selbst zu Gefolge haben. Eine derartige Minderung seiner Autorität als Bundespräsident und Aussenminister liege nicht im deutschen Interesse.

Zum Autor

Hanspeter Born, geb. 1938, Schulen in Bern, Dr. phil. hist.; Redaktor beim Schweizer Radio, USA-Korrespondent; Auslandchef der Weltwoche (1984–1997);Autor von Sachbüchern, darunter «Mord in Kehrsatz», «Für die Richtigkeit –Kurt Waldheim» sowie (mit Benoit Landais) «Die verschwundene Katze» und «Schuffenecker’s Sunflowers».

Der Notenwechsel zwischen Berlin und Bern bleibt geheim. Allerdings geht in der Folge das Gerücht von einem deutschen Ultimatum um. Pilet versucht vergeblich, die Freilassung der deutschen Flieger zu verheimlichen. Zu viele Personen wissen davon, und nicht alle halten den Mund. Dies wird Ärger verursachen, so bei dem für die Spionageabwehr tätigen Berner Polizeikommandanten Krebs, den man über die Rückführung der internierten Piloten nicht informiert hat.

Pilet diktiert jetzt das Geschehen im Bundesratskollegium. An der Dienstagssitzung, 2. Juli, genehmigt der Bundesrat den Text zweier Antwortbriefe an den General. Zu Guisans Vorschlag auf Einführung der Vorzensur schreibt der Bundesrat, dass das Mittel zu weit gehe. Eine verschärfte Praxis der APF gegenüber Verfehlungen werde genügen.

Im andern Brief hat Guisan am 25. Juni den Bundesrat aufgefordert, die ihm am 31. August 1939 erteilten «Instruktionen entweder zu bestätigen oder zutreffendenfalls einzelne Punkte darin abzuändern oder zu ergänzen». Der an jenem Tag in Kraft getretene Waffenstillstand hat den General verunsichert. Kommt jetzt der Friede und es braucht keinen General mehr?

Der Bundesrat antwortet trocken, dass «die Unterbrechung der Feindseligkeiten unter unseren Nachbarn im Moment keine Modifikation dieser Instruktionen erfordert ». Auf Vorschlag Pilets ändert der Bundesrat die vom General gewählte Formulierung cessation des hostilités zu suspension des hostilités und fügt die Worte pour le moment hinzu. «Für den Moment» lässt der Regierung die Möglichkeit offen, Guisan jederzeit neue Instruktionen zu geben. Der Antwortbrief fährt im gleichen, leicht herablassenden Ton fort:

Da wir das Projekt der Demobilmachung eines Teils der Armee, das Sie uns unterbreitet haben, genehmigt und Sie inzwischen die darauf folgenden Befehle gegeben haben, scheint es uns nicht opportun, uns zu diesem Punkt noch zu äussern. Wir würden mit Interesse von den Dispositionen Kenntnis nehmen, die zu treffen Sie beabsichtigen, um die zur Aufrechterhaltung der Unabhängigkeit des Landes in der gegenwärtigen Situation geeigneten Massnahmen anzupassen, und wir bitten Sie, uns zu diesem Thema rechtzeitig zu informieren.

Wie schon am Vortag bei der Sitzung in Pilets Wohnung macht der Bundesrat dem General klar, wer Chef ist.

Am nächsten Tag, Mittwoch, 3. Juli, gibt Pilet vor der aussenpolitischen Kommission des Nationalrats Auskunft über die internationale Lage. Er gesteht gleich zu Beginn ein, dass es momentan schwerfällt, zuverlässige Nachrichten zu erhalten und dass in gewissen Punkten die Lage «sehr konfus» bleibt. Dies gelte für die Beziehungen Deutschland – England und Deutschland – Russland. Pilets Notizen [frei übersetzt]:

Die Deutschen haben einen eklatanten Sieg erzielt. Die Alliierten, die ehemaligen Alliierten, waren auf dem Boden und in der Luft machtlos. Garantien sind eher eine Gefahr als ein Schutz. [Pilet denkt an die Polen gegebene englisch-französische Garantie.] Jetzt hat man eine deutsch-italienische Hegemonie auf dem Kontinent. Man sieht nicht, welche militärische Macht eingreifen könnte, um diese Hegemonie schon bald zu brechen. Amerika? Das alte Gleichgewicht, das uns immer so nützlich war, ist also gebrochen. Perioden der Hegemonie sind für uns immer gefährlich gewesen. Wir sind eine Enklave. Die anglo-französische Blockade ist zwar sehr unangenehm, aber nicht vollständig. Gegenwärtig spielen die geschlossenen Abkommen keine Rolle. Was kann England uns liefern? Was kann Frankreich uns liefern? In Frankreich haben wir ein Regime der Regierungsinstabilität und der Schwätzerei, das System Durchwursteln. Doch die Blockade-Massnahmen bleiben. Unsere Nachbarn sind Herren unserer Einfuhren und Ausfuhren. Herren unserer Verpflegung. Bei unseren Partnern finden wir wenig oder kein Verständnis. Die Engländer denken nur an sich. Sie schrecken vor einer militärischen Anstrengung zurück und bauen auf wirtschaftliche Mittel, aber ein Krieg gewinnt sich mit Fleisch und Blut. Frankreich? Was wird aus ihm? Was kann es tun?

Eine gewisse Schuld für die schlechten Beziehungen zu Deutschland sieht Pilet auch auf schweizerischer Seite:

Haltung der Schweiz. Sie ist offensichtlich Pro-Alliierte. Sieht Schönes nur, was im Westen gemacht wurde. Weigert sich zu sehen, was Nützliches auf der anderen Seite des Rheins gemacht wurde. Schliesst die Augen vor den militärischen Realitäten.

So störte Pilet der Empfang der in die Schweiz übergetretenen alliierten Soldaten: «Schreie – Komplizität – Immoralität.» Mit «Schreien» meint er die bösen deutschfeindlichen Zurufe an die einmarschierenden Franzosen und Polen, und mit «Immoralität » die fast penetrante Aufmerksamkeit, die einzelne Schweizer Frauen und Mädchen den flotten fremden Soldaten entgegenbrachten. So könne man unsere Pflichten als Neutrale nicht unparteiisch erfüllen. Dies sei keine Frage der Menschlichkeit, sondern der Disziplin, der Vorsicht und des Anstands.

Pilet versteht seine Darstellung der Lage als Diagnose, vergleichbar derjenigen eines Arztes, der konstatiere. Er will sie nicht als polemische Kritik und auch nicht als Sündenerlass – pas une diatribe – pas une absouteverstanden wissen. Die Gegenwart ist für ihn «sehr düster». Die Zukunft? «Sie gehört Gott.» Es fällt ihm ein historisches Beispiel ein, das ihm und vielleicht auch den Nationalräten in diesen schweren Tagen ein Lichtschimmer sein könnte. Pilets Stichworte dazu:

Napoleon-Rom-Madrid-Berlin-Wien-Moskau – heiratet Marie-Louise – Frankreich kehrt in seine Grenzen zurück– Preussen kommt vergrössert heraus – Österreich führt die Politik an – Italien bereitet seine Einheit vor.

1815, am Ende von Napoleons grossen Kriegszügen und Eroberungen, hatten die Mächte, die gegen ihn kämpften, die Oberhand. Wird es Hitler ähnlich ergehen wie dem Korsen? Pilet sieht einen baldigen Feldzug Hitlers nach Russland voraus. Auch der weitblickende Bundespräsident kann nicht ahnen, dass am 3. Juli, genau dem Tag, an dem er die Nationalräte an Napoleons katastrophalen Russland-Feldzug erinnert, Generalstabschef Halder seinen Operationschef von Greiffenberg anweist, zu prüfen, «wie ein militärischer Schlag gegen Russland zu führen [sei], um ihm die Anerkennung der beherrschenden Rolle Deutschlands in Europa abzunötigen».

Die Stichworte seiner Schlussausführungen sind typisch Pilet:

Nicht verzweifeln. Klar sehen. Rasch handeln. Wie im Sturm. Vertrauen in diejenigen, die in der Verantwortung stehen. Der Kapitän des Schiffs. Stille Kreuzfahrt. Das schlechte Korn. Persönlich Vertrauen: Intelligenz – Realismus – Geschicklichkeit. Der Friede ist vielleicht nicht allzu weit weg. Aber Zusammenhalt – Einigkeit – Disziplin.


«Staatsmann im Sturm»

Cover: Staatsmann im Sturm

Hitlers Blitzsiege machten 1940 zum gefährlichsten Jahr in der jüngeren Geschichte der Schweiz. Das völlig eingeschlossene Land war auf Gedeih und Verderb Nazi-Deutschland ausgeliefert. Die Last seiner Aussenpolitik lag auf den Schultern von Bundespräsident Marcel Pilet-Golaz. Mit viel Geschick steuerte er die Schweiz unbeschadet durch stürmische Monate. In der Geschichtsschreibung gilt der Waadtländer als «Anpasser», der den Nazis zu Gefallen war. Hanspeter Born zeichnet ein anderes Bild des Juristen, Schöngeists und Landwirts aus der Romandie. Seine auf Primärquellen, teils unbekannte Dokumente aus dem Familienarchiv Pilet, beruhende Studie wertet den Umstrittenen als klugen und standfesten Staatsmann.«Die kapitale Mission des Bundesrates in den gegenwärtigen Zeitläufen besteht darin, das Land in der Unabhängigkeit und Freiheit zu erhalten. Sein Wille, hiefür seine ganze Energie und seine ganze Umsicht einzusetzen, braucht keinerlei besondere Erwähnung. Dinge, die sich aufdrängen und über jeder Diskussionstehen, verlieren, wenn man sie wiederholt.» Marcel Pilet-Golaz, Lausanne,12. September 1940


Hanspeter Born, Staatsmann im Sturm. Pilet-Golaz und das Jahr 1940. Münster Verlag 2020, gebunden, mit Schutzumschlag, 540 Seiten, CHF 32.–. ISBN 978-3-907 146-72-, www.muensterverlag.ch

Alle Rechte vorbehalten.

Umschlagsgestaltung: Stephan Cuber, diaphan gestaltung, Liebefeld
Umschlagsbild: KEYSTONE-SDA / Photopress-Archiv 

 

 

Beitrag vom 05.11.2023

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