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Telefontrickbetrüger: Bei Anruf Gefahr

Ein Dokumentarfilm des Online-Magazins Izzy rund um den Schweizer Journalisten und Comedian Cedric Schild nimmt die Problematik der Enkeltrickbetrüger unter die Lupe und bietet einen einmaligen Einblick in deren skrupellose Methoden.

Das Telefon klingelt, am anderen Ende meldet sich eine verzweifelte Stimme. Etwas Schlimmes sei passiert, der eigene Sohn oder die Enkelin seien in Gefahr, man müsse schnell handeln und zu deren Rettung umgehend Bargeld oder Wertgegenstände herausgeben. Eine Studie von Pro Senectute zeigt, dass in den letzten Jahren fast 80 Prozent der Menschen über 55 Jahren mit solchen oder ähnlichen Betrugsversuchen konfrontiert wurden. Leider oft mit Erfolg: Die jährliche Schadenssumme in der Schweiz wird auf etwa 675 Millionen Franken geschätzt.

Gemeinhin hat man das Gefühl, die perfiden Maschen der Telefonbetrüger nur zu gut zu kennen. Dass man aber eigentlich wenig bis gar nichts über deren fiese Vorgehensweisen weiss, merkt man erst, wenn man den Dokumentarfilm «Enkeltrickbetrüger» des Online-Magazins Izzy gesehen hat. 

Das Team rund um den Journalisten und Comedian Cedric Schild hat monatelang recherchiert, um die Hintergründe des Enkeltrickbetrugs zu verstehen und aufzuzeigen, wie die Täterinnen und Täter vorgehen. Dabei widmet sich das Team sich sonst eher den unterhaltsamen Aspekten des Lebens und führt andere ihrerseits mit Streichen hinters Licht – beispielsweise das Schweizer Militär. Allerdings meist mit einer ernstzunehmenden Botschaft. 

Über ein Jahr soll sich das Team nun dem Thema der Trickbetrüger gewidmet haben. Dabei wird offensichtlich, dass das Problem noch viel mehr Menschen in der Schweiz betrifft, als man denkt. Für ihre Recherche hat das Team aus Journalistinnen und Videomachern wohl mehrere hundert Festnetznummern gekauft. Wie viele bleibt geheim. Diese haben sie mit einem Dutzend Handys verbunden und mit gefälschten, alt klingenden Namen im Telefonbuch hinterlegt – alles mit einem Ziel: von Enkeltrickbetrügern angerufen zu werden. 

Das klappt nach einer Weile auch ganz gut. Zeitweise hat Cedric Schild bis zu drei Anrufe pro Woche entgegengenommen und imitierte dabei die Stimme alter Männer – eines seiner speziellen Talente. Während der Telefonate erlebte er die Vielfalt der Betrugsmaschen, von den klassischen Enkeltrick-Anrufen bis hin zu neuen raffinierten Methoden, bei denen die Täter sich als Bankangestellte oder Staatsanwältinnen ausgeben. Sie bitten die Opfer um «Kooperation», um gemeinsam mit ihnen «einen Maulwurf zu überführen». Durch geschickte Manipulation gelingt es ihnen immer wieder, ältere Menschen dazu zu bringen, ihre Ersparnisse herauszurücken.

Den Gesprächen mit den Betrügern sowie mit Opfern und der Polizei zu folgen, ist manchmal erschreckend, manchmal ernüchternd, teilweise aber auch sehr lustig. Etwa dann, wenn die Betrüger am anderen Ende des Drahtes merken, dass sie selbst gerade verarscht werden und mit Schild einen Streit anfangen, wer denn nun dümmer ist: die Betrüger oder diejenigen, die die Betrüger betrügen wollen. Oder wenn der Polizist, der im Film immer wieder das Geschehen einordnet und einen Einblick in das Vorgehen der Polizei gibt, dem Team klar macht, dass sich gewisse Ideen des Teams sich ausserhalb der legalen Zone befinden.

Allerdings geht der Film über den Unterhaltungs- und Informationswert hinaus: Laut Angaben der Macher und Macherinnen führte er zu fünf Festnahmen. Der Film zeigt eindrücklich, wie die Betrüger vorgehen, wie sie ihre Opfer manipulieren und wie man sich vielleicht ein wenig besser vor ihnen schützen kann. Er verdeutlicht, wie wichtig es ist, misstrauisch zu sein und sich nicht unter Druck setzen zu lassen.

«Die Enkeltrick Betrüger»

«Die Enkeltrick Betrüger» kann (und sollte) man sich unter folgendem Link anschauen: enkeltrickbetrueger.ch

Die Kosten betragen CHF 3.90 und können via Kredit-, Debit- oder Postkarte und mit Twint bezahlt werden.

Weitere Informationen zum Thema Telefonbetrug und wie Sie sich verhalten sollten, wenn Sie einen Schockanruf erhalten, finden Sie bei der Schweizerischen Kriminalprävention: skppsc.ch/de/themen/betrug/legen-sie-einfach-auf/

Beitrag vom 08.02.2024

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