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Orange Vitaminpillen

Die «Zitrone des Nordens» gilt als eine Vitamin-C-Bombe par excellence. Die kleinen, leuchtend orangefarbenen Beeren des Sanddorns sind Kraftwerke für die Gesundheit.

Text: Gaby Labhart

Als Superfood werden Lebensmittel bezeichnet, die überdurchschnittlich viel gesundheitsfördernde Nährstoffe besitzen. Es heisst, sie würden schön, schlank, jung machen. Die meisten kommen von weit her und sind nicht gerade günstig. Wie die Acaibeere aus Brasilien oder die Gojibeere, beide als Vitamin-Kraftprotze und Anti-Aging-Wundermittel gehandelt. In dieselbe Kategorie passen Chia-Samen: Die «Heilsamen der Mayas» oder «Powerfood der Azteken» helfen angeblich gegen Herz-Kreislauf-Krankheiten und Diabetes, Bauchprobleme, Gelenkschmerzen oder gar Krebs. Auch Granatapfel gilt als Superfood, ganz zu schweigen von Moringa, Maca, Mesquite und Schizandra. Je exotischer, desto wirksamer. Relevante Studien über die Wirkung gibt es bis jetzt keine.

Da macht sich eine einheimische Vitamin-C-Bombe natürlich eher bescheiden an ihrem dornigen Strauch, wo die kleinen, orangefarbenen Scheinbeeren zwischen Spätsommer und Herbst munter leuchten – und zwischen den Dornen mühsam zu ernten sind. Gerade rechtzeitig sind sie da, wenn das Wetter ungemütlich wird und die ersten Erkältungen in die Nasen steigen. Hippophae rhamnoides oder Sanddorn heisst das säuerliche Vergnügen, das bei uns lange Zeit unterschätzt wurde. Die anderen wussten es schon lange besser: Die tibetische Medizin beispielsweise nutzt die schützende Kraft der Beeren und ein aus den Samen gewonnenes Öl schon seit über tausend Jahren, um damit chronisch verlaufende Hautkrankheiten zu behandeln.

Sanddorn präferiert sandige Böden, Kiesgruben, den Schotter von Gebirgsflüssen. Nein, Mutter Natur hat ihn zu keinem verwöhnten Bengel verzogen. Dafür bietet er gefiederten Mitbürgern mit seinen Früchten Nahrung im Winter. Und als Unterschlupf oder zum Nisten ist der Strauch, der bis zu vier Meter hoch werden kann, ein wunderbarer Ort, weil er schön dichte Zweige hat.

Sanddorn-Konfitüre in einem Glas - im Hintergrund eine Schüssel mit Beeren.
Die Sanddorn-Beeren lassen sich vielfältig verarbeiten. © shutterstock

Der botanische Name kommt aus dem Griechischen, wo hippos das Pferd ist und phaos leuchtend heisst. Rhamnoides bezieht sich auf rhamnus, den Dorn. Die Blätter wurden früher an Pferde verfüttert und sorgten dafür, dass das Fell glänzte. Die Beeren des Sanddorns enhalten 200 bis 900 mg Vitamin C pro 100 g Fruchtfleisch. Die «Zitrone des Nordens» wird nur von den Hagebutten geschlagen, die noch mehr an Vitamin C aufweisen. Dazu kommen noch Vitamin B12 in Spuren, B1, B2, E und K, Calcium, Kalium, Magnesium, Mangan, Eisen, Zink. Und ein hoher Anteil an Provitamin A, das für die Hautgesundheit viel Gutes tut. Nicht vergessen: Omega-3-Fettsäuren, die cholesterinsenkend wirken.

Nachteile? Kulinarisch gesehen: ja! Unverarbeitet sind die Beeren äusserst sauer und ungeniessbar. Dafür lassen sie sich bestens in Saft (auch ungesüsst!), Sirup, Konfitüre, Gelée, Zeltli, auch zu Öl verarbeiten. Oder kommen als getrocknete Beeren in die Reformhäuser. Als Saft oder Sirup bringt sich Sanddorn in Desserts, Cremen oder sogar im Weizenbier wunderbar zur Geltung. Womit bewiesen wäre: Selbst was so gesund wie Sanddorn ist, kann auch genussvoll sein. ✽

Beitrag vom 14.09.2023
  • Ruth Erne sagt:

    Alles schön und gut mit dem Sanddorn. Vermisse dann die vielfältigen Rezepte der Zubereitung. Wir besitzen einen Sanddorn. Mache ein Sanddornmus aber ganz ohne kochen und etwas Zucker klappt das nicht. Vitamine dann ade.

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