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Ausgespielt? Noch lange nicht!

Die dieses Jahr gegründete «AHV-Philharmonie» ist wohl das jüngste und älteste Orchester der Schweiz zugleich. Am 15. Dezember geben die pensionierten Profis ein Konzert zugunsten des HEKS.

AHV Philharmonie - Bruno Schneider
Bruno Schneider, Gründer der AHV-Philharmonie. © zVg

Wieso gibt es eigentlich so viele Jugendorchester, aber kein einziges für Musikerinnen und Musiker im Ruhestand? Diese Frage stellte sich Bruno Schneider anlässlich seiner bevorstehenden Pensionierung. Der bekannte Hornist, Orchestermusiker und international gefragte Solist lancierte einen Aufruf in der Schweizer Musik Zeitung. Mit seiner Idee einer «AHV-Philharmonie» traf er offenbar den richtigen Ton beziehungsweise einen Nerv.

Rund hundert Berufsmusikerinnen und Berufsmusiker bekundeten Interesse, ihr Instrument auch im AHV-Alter in einem grossen Orchester erklingen zu lassen. Für viele ist das Musizieren im Orchester nicht nur ihr Beruf, sondern eine Berufung. Werden sie pensioniert, treten sie oft in kleineren Formationen mit Kammermusik auf, vermissen aber die grossen Werke und die Ambiance im Orchester. Hier wollte Bruno Schneider Abhilfe schaffen: «Ein Orchester, in dem pensionierte Berufsmusiker:innen ihrer Leidenschaft mit Gleichgesinnten auf hohem Niveau nachgehen konnten, gab es meines Wissens nicht».

Das erste Konzert der AHV-Philharmonie im April 2024 in La-Chaux-de-Fonds war somit eine europaweite Premiere. Die Freude am Wiedersehen mit Kolleginnen und Kollegen von früher, am gemeinsamen Erarbeiten eines Programms und am Zusammenspiel waren sicht- und hörbar. Die pensionierten Profis genossen ihren Auftritt, die Atmosphäre, den Applaus. Und beim Publikum kamen die grauen Streicher und Bläserinnen sehr gut an.

Ebenso bei Procap, dem grössten Verband von und für Menschen mit Behinderungen in der Schweiz. Denn das Orchester will mehr als nur gute Musik machen. Mit ihren Auftritten möchten die Mitglieder der Gesellschaft, die mit ihren Steuergeldern Orchester und Ausbildungsstätten finanziert, etwas zurückgeben. Die Musikerinnen und Musiker verzichten auf ihre Gage. Den Konzerterlös spenden sie jeweils einer wohltätigen Organisation. Nach Procap spannt das Orchester für das kommenden Konzert am 15. Dezember mit HEKS zusammen, dem Hilfswerk der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz. So unterstützt, wer im Konzert sitzt, Menschen, die wegen Kriegen und Katastrophen aus ihrer Heimat fliehen mussten.

Zudem ist die AHV-Philharmonie auch ein Generationenprojekt. Für jedes Konzert arbeitet das Orchester mit einer jungen Dirigentin oder einem jungen Dirigenten zusammen. Diese oder dieser erhält als einziger der Profis eine Gage – und kann vom Know-how seiner Orchestermitglieder profitieren. Schliesslich sitzen rund 2000 Jahre vereinte Orchestererfahrung vor dem Dirigierpult.

AHV Philharmonie - Dirigent Daniel Huertas
Dirigent Daniel Huertas ist beim nächsten Konzert im Einsatz. © zVg

Im April schwärmte die in Genf ausgebildete mongolische Dirigentin Nandingua Bayarbaatar von der besonderen Atmosphäre bei der Arbeit mit einem Orchester, in dem alle freiwillig und aus purer Freude mitspielen. Fürs nächste Benefiz-Konzert greift nun Daniel Huertas zum Dirigierstab. Der junge Spanier hat bereits mehrere prestigeträchtige Preise gewonnen. Zur Aufführung gelangen zum einen Stücke aus der Suite «Rosamunde» von Franz Schubert und zum anderen die Symphonie Nr. 7 von Antonin Dvořák.


Benefizkonzert der AHV-Philharmonie zugunsten des HEKS am Sonntag, 15. Dezember 2024, 17 Uhr (Türöffnung 16 Uhr), Französische Kirche Bern, Predigergasse 3, 3011 Bern: Informationen und Tickets

Beitrag vom 27.11.2024

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