© Sonja Ruckstuhl

In Gedenken an Jürg Randegger

Zu Ehren von Jürg Randegger zitieren wir aus dem Ende 2016 geführten Zeitlupe-Interview mit der kurz vor Weihnachten verstorbenen Cabaret-Rotstift-Legende.

Jürg Randegger, 2016: «Ich habe sicherlich noch Wünsche, aber ich bin zufrieden mit dem, was ich alles hatte. Ich blicke auch gerne zurück. Viele Leute finden ja, man solle nicht immer nach hinten schauen, sondern nach vorne. Aber wie weit nach vorne könnte ich denn überhaupt noch blicken? Ich habe knapp 82 Jahre zum Zurückblicken und noch ein paar zum Nachvorneschauen. Da ist die Rückschau doch viel ergiebiger.»

«Applaus beweist, dass es den Leuten gefallen hat. Der Applaus ist des Künstlers Brot, wie man so schön sagt. Man wird zwar nicht satt davon, aber es ist ein schönes Gefühl – etwa wie wenn man unter einer warmen Dusche steht.»

Sie waren 19 Jahre alt, als Sie 1954 mit Jörg Schneider das Cabaret Äxgüsi gründeten. Was hat sie beide ausgezeichnet?
«Schwierig zu sagen. Möglicherweise, dass wir den Mut hatten, uns als wohl erstes Amateur-Cabaret auf die Bühne zu wagen. Wir spielten in Zürich-Altstetten im Saal des längst geschlossenen Restaurants Flora. Wir traten zu viert auf, Jörg, ich und zwei Frauen, und waren erstaunt, wie gut wir ankamen. Sogar der Tages-Anzeiger berichtete darüber. Das wäre heute wohl nicht mehr möglich. Jörg Schneider wagte es nach diesem kleinen Erfolg, sich als Profi zu versuchen. Ich aber blieb beim Lehrerberuf. Ich befürchtete, dass ich mich nicht gut genug verkaufen könnte, um über die Runden zu kommen. Vielleicht war ich auch zu wenig angefressen.»

Das gesamte Interview mit Jürg Randegger lesen Sie hier.

Jürg Randegger wurde am 21. März 1935 geboren und wuchs in Zürich-Enge auf. Er liess sich zum Primarlehrer ausbilden und wagte sich 1954 mit dem Cabaret Axgüsi an der Seite von Jörg Schneider zum ersten Mal auf die Bühne. 1965 schloss er sich dem erfolgreichen Cabaret-Ensemble Cabaret Rotstift an, das aus Lehrern aus Schlieren bestand. Randegger selbst unterrichtete immer in Zürich. Sein Zitat «Ruck, zuck, zack, zack» als deutscher Tourist in der berühmten Skilift-Nummer wurde – neben anderen – zum geflügelten Wort. 1975 engagierte das Schweizer Fernsehen den 40-Jährigen als Moderator für die Sendung «Samschtig-Jass», zwischenzeitlich kam der «Mittwoch-Jass» (heute «Donnschtig-Jass») hinzu. Randegger wurde 1999 nach über 400 Sendungen abgelöst. Das Cabaret Rotstift trat 2002 ab. Er verstarb kurz vor Weihnachten 2023 mit 88 Jahren.

Beitrag vom 27.12.2023

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