© shutterstock

Ohne sie geht es nicht!

Ihr Einsatz steht kaum je im Rampenlicht: Am 5. Dezember ist wieder Tag der Freiwilligen – und Zeit für einen grossen Dank.

In der Schweiz tun es vier von zehn Menschen. Sie fahren das Behindertentaxi oder gehen mit älteren Menschen spazieren. Sie unterstützen Kinder in der Schule oder betreuen Enkel. Sie helfen der Nachbarin beim Einkaufen, Flüchtlingen bei der Integration oder Bergbauern beim Heuen.

Verbände, Vereine, Hilfswerke, Kirche, Kultur, Politik und Gesellschaft könnten ohne den Einsatz Tausender Freiwilliger kaum funktionieren. Über 600 Millionen Stunden stehen sie hierzulande pro Jahr im Einsatz. Würde dieser mit fünfzig Franken pro Stunde honoriert, verdienten sie damit 35 Milliarden Franken pro Jahr.

Weltweit engagieren sich geschätzt mehr als eine Milliarde Menschen freiwillig. Um diese unbezahlte Arbeit zu würdigen, haben die Vereinten Nationen 1985 den Internationalen Tag der Freiwilligen eingeführt. Denn im Rampenlicht steht dieses für den gesellschaftlichen Zusammenhalt so bedeutende Engagement selten. Oft werden unentgeltliche Tätigkeiten für selbstverständlich angesehen. Dies soll – zumindest am 5. Dezember – anders sein.

Freiwilligenarbeit: institutionalisiert oder informell

Bei der Freiwilligenarbeit unterscheidet man zwischen der institutionalisierten und der informellen Freiwilligenarbeit. Erstere meint eine unbezahlte Tätigkeit bei einer Organisation, einem Verein oder einer öffentlichen Institution. Mit informeller Freiwilligenarbeit ist unbezahlte Hilfe aus persönlicher Initiative für Personen gemeint, die nicht im selben Haushalt leben.

In der Schweiz werden pro Person pro Woche 1,6 Stunden für Freiwilligenarbeit aufgewendet – drei Viertel davon gehen auf das Konto der informellen freiwilligen Tätigkeit im sozialen Umfeld. 41 Prozent der Bevölkerung ab 15 Jahren gaben bei der letzten Umfrage des Bundesamtes für Statistik BFS und der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft SGG 2020 an, sich in den letzten vier Wochen freiwillig engagiert zu haben. Das sind rund drei Millionen Menschen.

benevol Schweiz

benevol.ch macht freiwilliges Engagement zum 5. Dezember mit coolen Memes sichtbar – machen Sie mit! benevol Schweiz ist die Dachorganisation der regionalen Fachstellen für freiwilliges Engagement in der Deutschschweiz.

Während die institutionalisierte Freiwilligenarbeit in Vereinen und Organisationen zum Zeitpunkt der Erhebung coronabedingt eingeschränkt war, verzeichnete das informelle Engagement einen Anstieg. Es wurden also trotz oder wegen der Pandemie mehr Kinder oder Nachbarinnen, Verwandte und Bekannte unterstützt.

Am meisten Freiwilligenarbeit leistet die Gruppe der 55- bis 64-Jährigen, gefolgt von den 65- bis 74-Jährigen. In Vereinen und Organisationen engagieren sich hauptsächlich Leute zwischen 40 und 64 Jahren. Ausserhalb von Verbänden und Vereinen sind viele Rentnerinnen und Rentner von 65 bis 79 aktiv, etwa in der Nachbarschaftshilfe. Ab 75 Jahren nimmt das freiwillige Engagement stark ab.

Frauen engagieren sich häufiger

Die Erhebung zeigt weiter, dass sich Menschen mit guter Ausbildung und gesicherten finanziellen Verhältnissen am meisten freiwillig engagieren. Auch Deutschschweizer:innen tun es öfter als Bewohner:innen anderer Landesteile. Ebenso sind Menschen in dünn besiedelten Gebieten aktiver in Sachen Freiwilligenarbeit als Städterinnen und Bewohner der Agglomerationen.

Frauen leisten mehr Freiwilligenarbeit als Männer. Sie engagieren sich eher informell in ihrem Umfeld, etwa in der Kinderbetreuung oder bei der Pflege älterer Menschen. In der institutionellen Freiwilligenarbeit unterstützen sie vor allem kirchliche, soziale und karitative Organisationen. Männer sind hingegen häufiger in Organisationen und Vereinen tätig wie Sportclubs und bei kulturellen Initiativen.

Während früher eher das Pflichtgefühl im Vordergrund stand, nennen die heutigen Freiwilligen andere Motive. Spass und Freude an der Tätigkeit stehen zuoberst. Es folgen Kontakte mit anderen Leuten sowie die Befriedigung, anderen zu helfen und gemeinsam etwas zu bewegen. Weiter wichtig sind das Erweitern der eigenen Kenntnisse und Erfahrungen, die persönliche Weiterentwicklung, die Abwechslung zum Alltag und die Wertschätzung und Anerkennung, die man erfährt. Entscheidend für heutige Freiwillige ist, eigene Ideen einbringen zu können und Verantwortung zu übernehmen. Für fixe Funktionen in Vorständen und Aufgaben ohne Gestaltungsmöglichkeiten hingegen finden sich weniger Freiwillige.

Der internationale Tag der Freiwilligen am 5. Dezember erinnert an die grosse Bedeutung der Freiwilligenarbeit für unsere Gesellschaft. Auch bei Pro Senectute stehen über 10‘000 Menschen ohne Entgelt im Einsatz – während über 500‘000 Stunden pro Jahr. Werden Sie eine/r von Ihnen!

© shutterstock

Senior:innen und Freiwilligenarbeit

Anhand der Daten aus dem Freiwilligen-Monitor 2020 hat die Beisheim Stiftung eruiert, wie es um das freiwillige Engagement von Menschen zwischen 55 und 74 Jahren steht. 44 Prozent dieser Altersgruppe leisten Freiwilligenarbeit in einem Verein oder bei einer gemeinnützigen Organisation. Zum Vergleich: In der jüngeren Bevölkerung ab 15 Jahren sind es nur 39 Prozent. Auch unter den Älteren trifft man Männer eher in Sportvereinen, Frauen im karitativen und sozialen Umfeld.

Über die Hälfte der 55- bis 74-Jährigen sind zudem informell im sozialen Umfeld engagiert. Auch hier liegt der Anteil mit 52 Prozent höher als bei den Jüngeren mit 46 Prozent. Am aktivsten in der freiwilligen Care-Arbeit sind die Frauen. 77 Prozent helfen ihren Nachbarinnen und Nachbarn, indem sie etwa den Briefkasten leeren, die Pflanzen giessen oder die Katze füttern.

Gefragt nach den Beweggründen nennen auch die älteren Freiwilligen die Freude an der Tätigkeit, den Kontakt zu anderen Menschen und die persönliche Entwicklung. Die gewonnene Zeit nach der Pensionierung ermöglichen es, vermehrt unentgeltliche Aufgaben im persönlichen Umfeld sowie in Vereinen und Organisationen zu übernehmen.

beisheim-stiftung.com


  • www.freiwilligenmonitor.ch: Der Freiwilligen-Monitor wird seit 2002 alle vier bis fünf Jahre auf Initiative der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft (SGG) realisiert und publiziert. Auf Basis einer repräsentativen Befragung liefert er aktuelle Zahlen und Informationen rund um das ehrenamtliche Engagement in der Schweiz und trägt so dazu bei, dass Freiwilligenarbeit als gesellschaftliches Thema präsent bleibt. Gleichzeitig dient er als wichtige Informations- und Datenquelle für Verbände, Vereine, Medien oder wissenschaftliche Studien. Derzeit laufen die Vorbereitungen für die Ausgabe 2025.
Beitrag vom 05.12.2022

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Das könnte sie auch interessieren

Gesellschaft

Zwischen Liebe und Überforderung

Sie lassen sich wöchentlich für einen oder zwei Tage, für Ferien oder bei Notfällen einspannen: Die meisten Grosseltern betreuen ihre Enkelkinder mit Begeisterung. Irgendwann kann es aber zu viel werden. Die eigene Überforderung zuzugeben, fällt schwer.

Gesellschaft

13- statt 12-mal AHV?

Dringend nötig, sagt die eine Seite. Zu teuer und unsozial, die andere. Die Abstimmung über eine 13. AHV-Rente am 3. März führt zu hitzigen Diskussionen.

Gesellschaft

Vermächtnis für die Nachwelt

Mike Fuhrmann, einst Marketingchef eines grossen Versicherungskonzerns, gab seinen Job auf, um etwas zu tun, das ihn wirklich begeistert: die Erinnerung an Verstorbene wachzuhalten. Nun möchte er aus Friedhöfen Orte der Inspiration machen.

Gesellschaft

Das sagen die Sterne

Was prophezeien uns die Sterne für das Jahr 2024? Was erwartet uns in der Liebe, in Beruf, Finanzen und der Gesundheit? Das Zeitlupe-Horoskop erlaubt einen Blick auf die kommenden zwölf Monate.