Wie der Grasfrosch ist der Bergmolch ein häufiger Gast in naturnahen Gartenteichen. Der anpassungsfähige Molch mit dem auffallend orangen Bauch wandert zur Balz und Eiablage frühlings in die Kleingewässer.
Von Esther Wullschleger-Schättin
Die Bergmolche sind früh im Jahr unterwegs, wenn auch meist nicht ganz so früh wie der Grasfrosch. Etwa Ende Februar bis März tauchen die ersten in Teichen und anderen Kleingewässern auf, wo sie sich zur Paarung finden. Nach der Winterruhe, die sie in einer Kältestarre in Erdspalten oder unter Laub-, Ast- oder Steinhaufen in einiger Nähe des Gewässers verbracht hatten, sind die kleinen, räuberisch lebenden Amphibien sehr hungrig. Auch ihre Haut müssen sie nun erneuern. In der sogenannten Landtracht, welche sie an Land tragen, ist diese unscheinbar dunkel, samtartig körnig und trocken. In der Wassertracht jedoch, die sich beim Aufenthalt der Molche im Wasser innert einiger Tage bis Wochen entwickelt, wird sie glatt und farbenfroh.
Besonders prächtig wirkt das Männchen in der Wassertracht. Ein feiner, schwarzgelb gemusterter Rückenkamm und leuchtend blaue, ebenfalls schwarz gepunktete Flanken zieren den Bergmolch auf der Oberseite, sodass er im seichten Wasser gut von den etwas grösseren Weibchen zu unterscheiden ist. Deren Oberseite zeigt ein individuell unterschiedliches Marmormuster und ist von hellbräunlich-beiger oder grünlicher bis ganz dunkler Farbe. Der Bauch ist bei beiden Geschlechtern kräftig orange und im Gegensatz zu demjenigen anderer einheimischer Molche nicht gepunktet. Die kräftige Farbe blitzt deutlich auf, wenn eines der Tiere im Teich an die Wasseroberfläche schwimmt und mit einer schnellen Wendung nach dem Luftholen gleich wieder abtaucht.
Froscheier zum Frühstück
Wenn die Grasfrösche bereits gelaicht haben, eröffnet sich für Bergmolche im Frühlingsgewässer ein Festbuffet. Sie finden sich bald scharenweise bei den Laichballen ein, um die nahrhaften Froscheier oder die sich entwickelnden Embryonen aus der Gallertmasse herauszuholen. In manchen Gartenteichen können die Molche extrem zahlreich werden, wenn ihre Beutegreifer wie Graureiher, räuberische Kleinsäuger oder Ringelnattern weitestgehend fehlen. Solche Ansammlungen von Bergmolchen verzehren Grasfroschlaich oft vollständig und die Frösche haben in dem Teich kaum mehr eine Chance zur Fortpflanzung. Dagegen lässt sich nichts tun, doch die Grasfrösche sind ihrerseits sehr häufig und können auf andere Gewässer ausweichen. Alle Amphibien sind zudem gesetzlich geschützt und dürfen nicht ohne Bewilligung gefangen oder versetzt werden.
Auch das Balzgeschehen der Bergmolche lässt sich im seichten Gewässer gut beobachten. Das Männchen verfolgt und stubst ein paarungsbereites Weibchen und stellt sich schliesslich vor dieses hin, um ihm mit seitlich eingeknicktem Schwanz Duftstoffe zuzuwedeln. Wenn sein Werben Erfolg hat, kriecht das Männchen von der Partnerin weg, während diese ihm dicht hinterher folgt. Währenddessen setzt das Männchen ein Spermienpaket am Untergrund ab, und wenn sich das Weibchen darüber hinwegbewegt, wird es dieses über seine Kloake aufnehmen.
Kleine Ur-Europäer
Kleine Ur-Europäer Kaum ein anderes Tier hat eine derart lange Geschichte in Europa hinter sich wie die Molche und ihre nächsten Verwandten, die Salamander. Während die meisten anderen Tiergruppen im Lauf der Jahrmillionen kamen und gingen, blieben die Molche da, seit ihre Vorfahren vor etwa 90 Millionen Jahren in Europa entstanden waren. Damals war «Europa» ein Archipel aus einigen Inseln, auf welchen Dinosaurier und andere urtümliche Tiere umherstreiften. Manche Molche breiteten sich aus und schafften es im Lauf der Zeit, über eine damalige Landbrücke nach Nordamerika zu gelangen. Jahrmillionen später erreichten weitere Molche Asien und entwickelten sich dort zu speziellen Arten wie den asiatischen Feuerbauchmolchen.
Nach wenigen Tagen ist das Molchweibchen bereit zur Ablage der Eier. Diese faltet es mithilfe seiner Hinterbeine jeweils einzeln in Wasserpflanzenblättchen oder auch Falllaub ein. Rund hundert Eier oder mehr wird das Molchweibchen im Ganzen so verteilen. Die ebenfalls räuberisch lebenden Larven ähneln den ausgewachsenen Molchen, tragen aber lange Kiemenbüschel, die im hinteren Kopfbereich seitlich abstehen. Ihre Umwandlung ins landlebende Erwachsenenstadium erfolgt im späteren Sommer bis etwa November.
Während viele andere Amphibienarten selten und gefährdet sind, ist der Bergmolch unser häufigster heimischer Molch. Er ist anpassungsfähig und stellt wenig Ansprüche an sein Laichgewässer, doch in fischbesetzten Weihern hat auch er kaum eine Chance, sich fortzupflanzen. Wie andere Amphibien braucht der Bergmolch zudem «Wanderkorridore» zu weiteren Gewässern und naturnahe, versteckreiche Umgebungslandschaften zum Überwintern. Meist wandern die einzelnen Tiere nach ihrer Fortpflanzungssaison höchstens etwa ein bis zwei Kilometer weit vom Gewässer in die Umgebung ab.
Ein Leben lang im Wasser
Getreu seinem Namen kommt der Bergmolch bis in einige Höhen vor, in den Alpen bis etwa 2500 Meter über Meer. Je nach Schneeschmelze erscheinen die Molche in solchen Höhen später, etwa im Mai, in ihren Laichgewässern. Die Jungtiere entwickeln sich in dem kälteren Wasser langsamer, doch wenn die Zeit knapp wird, können sie auch als Larven im Gewässer überwintern.
Die Bergmolche gewisser Alpenseen bleiben gar ihr Leben lang im Wasser. Sie werden im kiementragenden Larvenstadium geschlechtsreif und machen die Umwandlung zum landlebenden Molch gar nicht mehr durch. Diese aussergewöhnlichen Tiere sind bei Störungen ihrer kleinen Gewässer extrem gefährdet, da sie sich kaum mehr ausbreiten können.
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