© mauritius images/ Photo Alto

Die Königliche

Die Reineclaude, üblerweise auch Reneklode geschrieben oder, noch schlimmer, Ringlotte, ist vor allem eins: im besten Wortsinn eine delikate Zuckerpflaume.

Text: Gaby Labhart

Franz l., König von Frankreich, war ein Renaissancefürst und ein Lebemann mit einer respektablen Anzahl von Mätressen und unzähligen One Night Stands. Er wurde am 25. Januar 1515 in der Kathedrale von Reims zum König von Frankreich gesalbt und regierte das Land bis zu seinem Tod 1547.

Victor Hugo schrieb dreihundert Jahre später ein wenig schmeichelhaftes Stück über ihn: «Le roi s’amuse», das die Zustände am absolutistischen Hofe anhand der amourösen Eskapaden Königs Franz I. und der Intrigen des Hofnarren Triboulet beschreibt. Das Werk war die Vorlage für Giuseppe Verdis Oper «Rigoletto».

Die erste Ehefrau des festfreudigen Königs war Claude de France (1499 – 1524), Prinzessin von Frankreich, leider stets etwas kränklich und mit einer Gehbehinderung zur Welt gekommen. Wie es sich bei Königs und Kaisers so gehörte, war das Ganze eine arrangierte Ehe, denn die Königstochter brachte die Bretagne als Erbgut in die Ehe ein. Und sonst noch einiges.

Das Erbe einer kränklichen Frau …

In ihren nur neun Jahren Ehe musste sie acht Kinder zur Welt bringen und starb mit vierundzwanzig Jahren. Eine der Beschäftigungen während der Französischen Revolution war das Plündern von Königsgräbern. Auch dasjenige der Reine Claude wurde ausgeraubt. Und ihre Überreste in einem Massengrab verscharrt.

Die Legende will, dass «la bonne Reine Claude», wie die Regentin genannt wurde, eine Edelpflaume in ihren Gärten in Blois anbauen liess. Die königlichen Gärtner waren ihr so dankbar, dass sie dort arbeiten durften und nicht ständig in den Krieg ziehen mussten, dass sie die Frucht «la Reine Claude» tauften. Offiziell: Prunus domesticus var. claudiana.

Das entspricht kaum den Tatsachen. Die Forschung geht davon aus, dass die Reineclaude aus dem Gebiet des östlichen Mittelmeers stammt und vom französischen Arzt und Botaniker Pierre Belon nach Frankreich gebracht wurde. In Carennac in der Dordogne, dem Hotspot der Reineclauden, kann die süsse Runde bereits im 16. Jahrhundert nachgewiesen werden.

… oder eines autokratischen Teufelsbratens?

Dies wiederum könnte darauf hinweisen, dass – weitere These – Suleiman der Prächtige, ein anderer autokratischer Teufelsbraten des 16. Jahrhunderts und Herrscher des Osmanischen Reiches (übrigens grosses Vorbild des türkischen Staatspräsidenten Erdogan), seinem alliierten Partner Franz I. Reineclaude-Bäumchen geschenkt haben soll, die in der Dordogne gepflanzt wurden. Und zu Ehren der Königin ihren Namen bekamen. Letzte These: Möglich, dass die Deliziösen ihren Namen dem Obstforscher René Claude verdanken. Das allerdings wäre dann erst im 18. Jahrhundert gewesen. Und wie hiessen sie davor?

Sicher ist, dass Frankreichs Westen und Süden die Hauptanbaugebiete für Eierpflaumen sind. Die Aromatik der kugelrunden Schönheit geht direkt in die Seele. Saftig, süss, zart, seidenweich, betörend, beglückend. Nährstoff- und ballaststoffreich sind sie alle, diese Pflaumen – von der kleinen Mirabelle bis zur stattlichen Zwetschge. Sie regen die Verdauung an und versorgen uns mit wichtigen Vitaminen und Mineralstoffen.

Reineclauden sind enorm heikle Früchtchen, sie verderben schnell, sind druckempfindlich, sollten nicht lange im Kühlschrank liegen und erst ganz kurz vor dem Verzehr gewaschen werden. Und dann – Augen zu und geniessen!

© MIgusto/ Andreas Thumm

Warmes Steinobst mit Meringue und Rahm

Ein glutenfreies Dessert für 4 Personen – Rezept  von Annina Ciocco

Zutaten: 800 g Steinobst, z. B. Reineclauden, rote Pflaumen oder Zwetschgen, 2 EL Zitronensaft, 4 EL Zucker, 2 getrocknete Lavendelzweige, aus dem Reformhaus, 2 dl Vollrahm, 4 Meringues.

So gehts:
Backofen auf 250 °C vorheizen. Steinobst halbieren, entsteinen, mit Zitronensaft beträufeln. Auf ein mit Backpapier belegtes Kuchenblech verteilen und mit Zucker bestreuen. Lavendelblüten von den Zweigen zupfen und darüberstreuen. Steinobst in der oberen Ofenhälfte ca. 5 Minuten backen und caramelisieren lassen.

In der Zwischenzeit Rahm flaumig schlagen. Danach Meringues mit dem Rahm und den lauwarmen Früchten anrichten und servieren.

Zubereitung: ca. 15 Minuten

Unser Partner: Migusto – Ihr persönliches Koch-Portal mit über 6000 Rezeptideen für jeden Tag und Anlass, Tipps & Tricks, spannenden Geschichten und kostenlosem Migusto Magazin. Mehr Infos auf migusto.ch

Beitrag vom 06.09.2021

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert