Entwurf von Edith Schindler für den Umschlag der Neuausgabe Die rote Zora und Ihre Bande von 1985. © 2023, ProLitteris, Zürich / Fischer Kinder- und Jugendbuch Verlag GmbH

Rote Zora und Schwarze Brüder

Klassiker der Jugendliteratur aus dem Tessin: Das Landesmuseum widmet der «Roten Zora» und den «Schwarzen Brüdern» eine Ausstellung.

Das Tessin, bis Mitte des 19. Jahrhunderts noch die «Armenstube» der Schweiz, wurde nach der Eröffnung des Gotthard-Eisenbahntunnels und durch den aufkommenden Tourismus zum Sehnsuchtsort für Reisende. Schriftsteller:innen und Kulturschaffende wie Hermann Hesse, Meret Oppenheim oder Erich Maria Remarque liessen sich hier nieder. Die Künstlerkolonie Monte Verità wurde international bekannt.

Lisa Tetzner und Kurt Kläber, Basel, 1942,
Lisa Tetzner und Kurt Kläber, 1942, Fotograf unbekannt

Auch das deutsche Autorenpaar Lisa Tetzner und Kurt Kläber fand hier nach der Flucht vor der nationalsozialistischen Diktatur in Deutschland Sicherheit und eine neue kulturelle Heimat. Kurt Kläber war als Mitglied der Kommunistischen Partei in Deutschland verfolgt und mit einem Publikationsverbot belegt worden.

Das soziale und politische Engagement des schreibenden Paares floss in ihre Bücher ein, die im Tessin der 1940er Jahre entstanden. Die Heldin der «Roten Zora», von Kurt Kläber unter seinem Pseudonym Kurt Held veröffentlicht, ist die Anführerin einer Jugendbande an der adriatischen Küste, die gegen die Erwachsenen und die Ungerechtigkeit kämpft. Die «Schwarzen Brüder» von Lisa Tetzner schildet die Geschichte von Giorgio, der als Kaminfegergehilfe «Spazzacamino» nach Mailand verkauft wird.

Erstausgaben: Kurt Held, Die rote Zora und ihre Bande und Lisa Tetzner, Die schwarzen Brüder, Aarau, Sauerländer Verlag, 1941.
Erstausgaben: Kurt Held, Die rote Zora und ihre Bande und Lisa Tetzner, Die schwarzen Brüder, Aarau, Sauerländer Verlag, 1941. Foto: © Schweizerisches Nationalmuseum

Die von persönlichen Erfahrungen beeinflussten Werke haben auch im 21. Jahrhundert nichts von Ihrer Aktualität und Emotionalität verloren. Die Bücher brachten und bringen Themen wie Armut, Kinderarbeit und soziale Ungleichheit in die Zimmer von Jugendlichen mehrerer Generationen. Die Ausstellung im Landesmuseum verknüpft die Welt der beiden Heldenfiguren mit dem Leben von Lisa Tetzner und Kurt Kläber. Sie folgt den Spuren des Paares in Deutschland und der Schweiz und geht dem Erfolg ihrer bekannten Jugendbücher auf den Grund.

Die eben eröffnete Ausstellung «Rote Zora und Schwarze Brüder» im Landesmuseum Zürich läuft noch bis am 12. November 2023. Das Rahmenprogramm bietet verschiedene öffentliche Führungen an. Führungen für Senior:innen am 22. Juni, 27. Juli, 19. Oktober und 2. November.

Beitrag vom 15.06.2023

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