Ein Centro für fast 365 Tage

17 Centri diurni im ganzen Kanton ha­ben ihre Türen von Montag bis Samstag für selbstständige Menschen ab 65 geöff­net. «Manchmal kommen fünf Personen, manchmal sind wir dreissig», sagt Vasco Viviani. Wie viele Leute er und sein Team jeweils begrüssen können, weiss der Zen­trumsleiter nie. Denn anmelden müssen sich die Gäste nur fürs Mittagessen und für Ausflüge: «Ansonsten können sie unser Angebot nutzen, wann und wie sie möchten.»

Eben hat ein Grüppchen die Morgen­gymnastik beendet. Vom Bistro nebenan weht bereits der Duft des Mittagessens herüber. Am grossen Tisch gibt es heute frittierte Artischocken mit Rucola, Penne an Lachssauce und zum Dessert frische Beeren mit Vanilleglacé: «Salute!». Die Gäste geniessen und plaudern – auf Italienisch, Tessiner oder Deutschschweizer Dialekt.

Bingo am Freitagnachmittag ist sehr beliebt, aber die Centri diurni bieten auch ein vielfältiges Programm und Möglichkeiten, gemeinsam zu kochen und zu essen. © Alfio Tommasini

«Ich komme hierher, wenn etwas Spannendes auf dem Programm steht, treffe Bekannte auf einen Schwatz – ein­fach schön!», sagt Alessia. Adriana trai­niert im Fitnessstudio gleich gegenüber und bleibt danach zum Mittagessen. Ruth kommt gern zum Gedächtnis- und Spielnachmittag: «Ich bin Witwe und lebe allein. Hier habe ich fast eine neue Familie gefunden.»

Im nahen Ascona, im Tageszentrum «Alcentrodì», läuft derweil der Bingo-Nachmittag. «Ventisette – sessantadue – trentatre»: Konzentriert streichen die Gäste im vollen Saal die Zahlen auf ihren Bingo-Zetteln ab – und jubeln über komplette Reihen und Felder.

Bingo am Freitagnachmittag ist be­liebt. Andere schätzen hier das gemein­same Kochen, das Kreativstudio oder die Fusspflege. Maria Theresia mag die organisierten Vorträge und Ausflüge. Anita besucht den Italienischkurs. In der Cafeteria oder draussen im grünen Innenhof lässt es sich gemütlich bei­sammensitzen. «Wenn ich mir Gesell­schaft wünsche, finde ich hier immer jemanden», sagt Sigrid.

Seit rund zehn Jahren gibt es im Kanton Tessin neben den Tageszentren für Demenzbetroffene auch diejenigen für ältere Menschen, die keine oder we­nig Unterstützung benötigen. «Unser Angebot soll der sozialen Isolation vor­beugen sowie die Ressourcen, die Gesundheit und die Lebensqualität der Menschen stärken», erklärt Zentrums­leiterin Jeanette Bajrami. Denn auch wer selbstständig zu Hause lebe, schätze Begegnungen, gemeinsame Aktivitäten und die Möglichkeit, sich im Centro rund um Gesundheit oder Finanzen zu informieren. Die geschulten Mitarbeite­rinnen und Mitarbeiter sind im ganzen Kanton vernetzt und organisieren bei Bedarf Unterstützung. Ganz nach dem Motto von Pro Senectute: «Gemeinsam stärker – più forti insieme.»