© apple

SOS im Niemandsland

Ein neues Update für Apple iPhones ermöglicht im Notfall eine Satellitenverbindung.

Funklöcher finden sich in der Schweiz praktisch keine. Doch wenn man auf sie trifft, dann meist in den dümmsten Momenten. Klar: Es gibt eigentlich keinen guten Zeitpunkt, um in ein Funkloch zu fallen, es sei denn, es gibt Fernschelte vom Chef oder die Partnerin macht Schluss. Doch lassen wir das und konzentrieren uns auf Situationen, in denen Not am Mann oder an der Frau ist.

Wer gerne wandert, zu Berg geht oder und sich hin und wieder von den Siedlungszentren entfernt, erhält auf den Bildschirm seines Handys gelegentlich die Mitteilung: kein Netz. Wer just sich in diesem Moment einen Fehltritt leistet, hinfällt oder gar abstürzt, wäre froh, wenn er oder sie telefonisch Hilfe rufen könnte. Diesen Sicherheitsservice bietet Apple ab diesem Monat neu für iPhones der Generationen 14 und 15 in der Schweiz an.

Verbindung ins All

Seit der Einführung in Kanada, Frankreich, Deutschland, Irland, Grossbritannien und den USA Ende letzten Jahres hat Notruf SOS über Satellit verschiedentlich geholfen, Leben zu retten. Um diese Dienstleistung zu ermöglichen, soll Apple rund $ 450 Millionen in die Technologie investiert haben. Der Service ist nach der Aktivierung eines neuen iPhones für zwei Jahre kostenlos.

Apple iPhone-Besitzerinnen und -Besitzer kennen den Notrufdienst schon länger. Um diesen zu aktivieren, braucht man nur die Seitentaste und eine der Lautstärke-Tasten so lange gedrückt zu halten, bis der Schieberegler für Notruf erscheint. Mit dem Update des Systems auf iOS 16.6.1 kommt nun die neue Satelliten-Notruf-Funktion aufs Handy. Beim Notruf über Satellit wird auf dem Bildschirm eine einfach zu bedienende Oberfläche angezeigt, über die Nutzerinnen und Nutzer Hilfe anfordern können, wenn weder eine Mobilfunk- noch WLAN-Verbindung möglich ist.

Besondere Frequenzen

Satelliten bewegen sich schnell in der Erdumlaufbahn und verfügen über eine geringe Bandbreite. Hinzu kommt, dass sie über 1000 Kilometer von der Erde entfernt sind. Unter diesen Bedingungen würden wertvolle Minuten verstreichen, bis auch eine kurze Nachricht zum Empfänger findet. Apple hat massgeschneiderte Komponenten und Software entwickelt, die es dem iPhone 15 und bereits dem Vorgängermodell ermöglichen, sich mit den besonderen Frequenzen eines Satelliten zu verbinden, ohne dass eine grosse Antenne benötigt wird. Darüber hinaus wurde ein Algorithmus zur Textkomprimierung entwickelt, der die durchschnittliche Grösse von Nachrichten auf ein Drittel reduziert, damit die Übertragung so schnell wie möglich erfolgt. Mit Notruf SOS über Satellit können Anwenderinnen und Nutzer bei guten Bedingungen Nachrichten in nur 15 Sekunden senden und empfangen.

Im Vorfeld mal üben

In Notsituationen ist man meist im Stress. Darum hat Apple eine Notruf-SOS-Demo entwickelt, mit der man sich im Vorfeld einer ausgedehnten oder etwas riskanteren Wanderung oder Bergtour mit dem Ablauf vertraut machen kann. Es empfiehlt sich, sich dabei draussen auf relativ offenem Gelände mit freiem Blick zum Himmel aufzuhalten. Bäume mit leichtem Blattwerk können die Verbindung verlangsamen und dichtes Laub kann sie blockieren. Hügel oder Berge, Schluchten und hohe Bauten können die Verbindung ebenfalls blockieren. Dann öffnet man die App «Einstellungen» und anschliessend den Menü-Punkt «Notfall SOS». Ganz unten auf der Liste finden Sie die Demo.

Ratsam ist auch, die persönlichen Gesundheitsdaten – Name, Körpergewicht und -grösse, Allergien, Notfallkontakte etc. – auf dem iPhone in Ruhe auszufüllen, die dann im Notfall gleich mit übermittelt werden und den SOS-Diensten wertvolle Informationen liefern. Und gut zu wissen: Apple kann die medizinischen Daten zur Person nicht lesen.

Beitrag vom 20.09.2023
Marc Bodmer

Marc Bodmer ist Jurist und Game-Consultant. Er beschäftigt sich mit digitalen Medien seit über 25 Jahren.
© Jessica Prinz

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Das könnte sie auch interessieren

Ratgeber Digital

Was ist eigentlich...?

Schwerpunkt «total digital»: Verloren im Kauderwelsch der modernen Technik? Wir erklären die wichtigsten Begriffe aus der digitalen Welt: Teil 2.

Ratgeber Digital

Was ist eigentlich...?

Schwerpunkt «total digital»: Verloren im Kauderwelsch der modernen Technik? Wir erklären die wichtigsten Begriffe aus der digitalen Welt: Teil 1.

Ratgeber Digital

Wie viel Energie braucht eigentlich eine E-Mail?

Schwerpunkt «total digital»: Digitale Medien sind eine saubere Sache, doch deren Nutzung verbraucht beachtliche Mengen von Energie. Was können wir besser machen?

Ratgeber Digital

Geheimnisse sind wichtig

Schwerpunkt «total digital»: Ein sicheres Passwort kann man sich schlecht merken, so die gängige Meinung. Stimmt nicht, man kann es sogar singen.