Cala (Sara Martins) in «Those About To Die» © Reiner Bajo/Peacock

Comeback des Sandalen-Epos

Zurück ins antike Rom mit seinem imposanten Kolosseum und dem legendären Circus Maximus: Eine neue TV-Serie lässt vergangene Zeiten rund um Gladiatorenkämpfe und Wagenrennen spektakulär aufleben. In diese Epoche darf auch bald im Kino wieder eingetaucht werden – in der Fortsetzung von «Gladiator».

Text: Marco Hirt

Rekord! Kulturgüter in Italien haben 2023 so viele Menschen angelockt wie noch nie. 57,73 Millionen Menschen wurden gezählt, welche letztes Jahr Museen, Denkmäler und archäologische Stätten besucht haben. Spitzenreiter ist das Kolosseum in Rom: 12,3 Millionen Touristinnen und Touristen wollten das grösste je gebaute Amphitheater der Welt sehen. Eine enorme Anziehungskraft, die auch weiterhin anhalten dürfte, da das Kolosseum als faszinierender Schauplatz geschichtsträchtiger Zeiten regelmässig in Filmproduktionen neu auflebt – wie auch der nebenan gelegene Circus Maximus.

Packende Kämpfe, mitreissende Wagenrennen

Wie jetzt: Auf dem Streamingsender Prime Video ist die 10-teilige Serie «Those About to Die» (Die Todgeweihten) gestartet, die in die Welt von Brot und Spiele entführt – nach Rom 79 n. Chr., dem Zentrum des Römischen Reichs. Beherrscht wird es von Kaiser Vespasian, der neun Jahre zuvor den Bau eines riesigen Amphitheaters als Geschenk an sein Volk initiiert hat. Denn um die launische Bevölkerung unter Kontrolle zu halten (und Aufständen entgegenzuwirken), braucht es nebst kostenloser Nahrung auch ablenkende Unterhaltung. Und diese hat es in sich: in Form von Wagenrennen im Circus Maximus sowie Gladiatoren- und Tierkämpfen im Kolosseum, wo mittels geflutetem Untergrund sogar Seeschlachten dargeboten werden. Gewaltig ist nicht nur der ganze Aufwand, sondern auch seine Schattenwelt mit dem florierenden Wettgeschäft und den Tausenden von Menschen, die unter den Tribünen in den Katakomben für die Spiele im Einsatz sind und von denen viele ihr Leben lassen müssen.

Gedreht in den legendären Cinecittà-Studios

Das antike Rom hat Roland Emmerich (68), bekannt für seine Hollywood-Blockbuster «Independence Day», «Godzilla» und «The Day After Tomorrow», zu neuem Leben erweckt. 150 Millionen Dollar standen dem Erfolgsregisseur für sein Sandalen-Epos in Serienform zur Verfügung. Und nahe der italienischen Hauptstadt wurde 2023 während mehrerer Monate auch gedreht – in den Cinecittà, den legendären Filmstudios, wo einst Monumental-Streifen wie «Cleopatra», «Ben Hur» und «Quo Vadis» entstanden.

Anthony Hopkins (86) verkörpert Kaiser Vespasian. © Reiner Bajo/Peacock

«Ich habe mich schon immer für das Römische Reich interessiert», sagt der gebürtige Deutsche, der sich vom Sachbuch «Those About to Die» (nur auf Englisch erhältlich) für seine gleichnamige Serie inspirieren liess. «Darin ging es vorwiegend um die Spektakel in den Arenen – sowie die Politik und die soziale Situation im Hintergrund.» Denn was als reine Unterhaltung für die Massen schien, hatte auch eine gesellschaftspolitische Relevanz. Ein grosser Fan dieser Epoche ist auch Anthony Hopkins (86), der Kaiser Vespasian verkörpert. Emmerich: «Er liebt das alte Rom – und weiss mehr über seine Figur als jeder andere, weil er sich intensiv einliest.» Man könne nur staunen, wenn man dem zweifachen «Oscar»-Preisträger bei der Arbeit zuschaue.

«Gladiator II» – die nächste Generation

Paul Mescal als Lucius © Paramount Pictures

Welche Magie der Filmtitel «Gladiator» auslöst, zeigt die Ankündigung mit dem ersten Trailer des zweiten Teils. Denn dieser wurde im Internet innert 24 Stunden nach der Veröffentlichung 128 Millionen Mal angeschaut – das sind fast doppelt so viele Klicks wie für die erste Vorschau zu «Top Gun – Maverick». Zwar starb im «Gladiator»-Kinohit aus dem Jahr 2000 die von Russell Crowe gespielte Hauptfigur Maximus, Pläne für eine Fortsetzung gab es dennoch. Lange wurde daraus nichts, bis ein neues Projekt vor ein paar Jahren endlich Fahrt aufnahm und 2023 gedreht wurde. Wieder unter der Regie von Ridley Scott («Alien», «Napoleon»), der verriet, dass die «nächste Generation» im Mittelpunkt von «Gladiator II» stehen werde. Die Rede ist von Lucius: Er ist der Neffe von Kaiser Commodus, dem einstigen Rivalen von Maximus. Mittlerweile ist Lucius erwachsen und will nach Jahren in der Fremde seinen Platz in der römischen Gesellschaft zurückerobern.

Ob es im Kino ab 14. November trotz allem ein Wiedersehen mit Russell Crowe alias Maximus geben wird, lässt der Regisseur noch offen, wie er kürzlich verriet. «Maximus ist tot. Aber es gibt einen Weg, ihn zurückzubringen. Ob das passieren wird?» Womit er wohl eine Rückblende meint. Schön wär’s – als Hommage an den nebst «Spartacus» berühmtesten Gladiator der Hollywood-Geschichte.

Gut zu wissen

  • «Those About to Die» ist auf dem Streaming-Sender Prime Video zu sehen. Es ist die bislang teuerste unabhängig produzierte europäische Serie. Vom Erfolg hängt ab, ob eine zweite Staffel gedreht wird.
  • «Gladiator II» startet am 14. November 2024 in den Schweizer Kinos. Zur Besetzung zählen Paul Mescal («All of Us Strangers»), Pedro Pascal («The Last of Us»), Denzel Washington («Der Equalizer») und Connie Nielsen, die schon im ersten «Gladiator» als Mutter von Lucius zu sehen war.
  • «Gladiator» mit Russell Crowe ist derzeit auf Netflix (bis 15. August 2024) sowie auf RTL+ zu sehen sowie auf DVD und Blu-ray erhältlich.
  • «Rom» gilt als beste Serie, die im antiken Rom spielt – und war vor knapp 20 Jahren mit 100 Millionen Dollar Herstellungskosten eine der teuersten US-TV-Produktionen. Wegen der (zu) hohen Investitionen war nach 22 Folgen Schluss. Die beiden Staffeln sind auf Sky abrufbar.
  • «Kolosseum» ist ebenfalls auf Sky zu sehen: Die achtteilige Doku-Serie aus dem Jahr 2022 umfasst einen Zeitraum von mehreren hundert Jahren – vom Bau des Kolosseums bis zu seiner Stilllegung – und kombiniert Experten-Interviews mit aufwendig inszenierten Sequenzen, in den Schauspielerinnen und Schauspieler den historischen Persönlichkeiten Leben einhauchen.
Beitrag vom 18.07.2024

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