Weniger ist mehr – dank Robotern
Roboter der Hochschule Luzern sammeln akustische Daten und helfen Hörgeräte verbessern. Bis es aber soweit ist, braucht es noch Geduld.
Text: Marc Bodmer
Die Situation ist wohl allen bekannt: Wir treffen Freunde zum Abendessen im Restaurant. Schon beim Öffnen der Türe schlägt einem ein Schwall warmer Luft und geschwätziges Gegrummel entgegen. Nach der herzlichen Begrüssung setzt man sich an den Tisch, und schon bald sind die Gespräche voll im Schwung. Doch ihnen zu folgen, ist nicht einfach. Der Geräuschpegel ist hoch, denn nicht nur wir haben unseren Spass, sondern die anderen auch.
Erlebnisse wie diese sind schon anstrengend für Menschen, die gut hören. Sie verschärfen sich aber deutlich, wenn man auf eine Hörhilfe angewiesen ist. Statt an der Konversation teilzunehmen, versucht man dieser Sinn abzugewinnen und sie zu verstehen. Bevor man etwas beisteuern kann, ist schon der nächste Punkt in der Diskussion auf dem Tapet.
Bessere Filter sind gesucht
Die beschriebene Herausforderung stellt sich nicht nur im Restaurant, sondern auch in öffentlichen Verkehrsmitteln oder Sitzungen im Geschäft. Hörgerätehersteller arbeiten deshalb mit Hochdruck daran, diese Filtermöglichkeiten zu verbessern. Doch dafür braucht es ein genaueres Wissen darum, wie sich Räume an verschiedenen Positionen im Detail verhalten. «In der Raumakustik spricht man davon, dass ein Raum einen bestimmten Nachhall habe. Aber diese Aussage reicht nicht aus, um die raumakustischen Unterschiede von Punkt zu Punkt zu beschreiben», sagt Prof. Dr. Armin Taghipour, Akustikexperte bei der Hochschule Luzern. Es gehe beim Hören immer um die Beziehung von zwei Punkten: der Geräuschquelle und dem Menschen, der das Geräusch hört. Die Hochschule Luzern und der Hörgerätehersteller Sonova arbeiteten deshalb gemeinsam in einem von Innosuisse geförderten Projekt am besseren Verständnis der Schallausbreitung im Raum.
Um sich der komplexen Problemstellung anzunähern, setzt die Hochschule Luzern auf Roboter. Diese bewegen sich – ausgerüstet mit entsprechender Software, Kunstköpfen und Mikrophonen – autonom in verschiedenen Räumen und sammeln deren akustische Charakteristika. Hat es einen Teppich am Boden? Wie sind die Wände beschaffen? Gibt es Vorhänge? All das beeinflusst das Klangbild und verlangt nach entsprechenden Filtereinstellungen.
Die so gesammelten grossen Datenmengen werden dank speziell programmierter Algorithmen und mit Hilfe von Maschinenlernen ausgewertet und fliessen in die Entwicklung verbesserter Geräuschfilter bei den Hörgeräten der Zukunft ein. Für einmal ist wieder weniger mehr.
- Noch mehr Informationen zum Forschungsprojekt finden Sie hier.