«Long-Covid»: Viele leiden lange
Ungefähr zehn Prozent aller Corona-Infizierten spüren auch Wochen nach der Erkrankung noch Einschränkungen. Das neue Long-Covid-Netzwerk «Altea» setzt sich für sie ein.
Sie leiden unter Atemproblemen, chronischer Erschöpfung, Muskel- und Gelenkschmerzen oder Konzentrationsstörungen: Patientinnen und Patienten mit dem Long-Covid-Syndrom. Mindestens zehn Prozent der mit dem Coronavirus Infizierten, so schätzt man heute, leiden mindestens zwölf Wochen nach der Erkrankung noch an einer oder mehreren dieser Beschwerden. Dies sind – bei geschätzten 1,7 Millionen Menschen in der Schweiz, die eine Infektion durchgemacht haben – hierzulande mehrere Zehntausend Personen, die von milden bis schweren Langzeitfolgen betroffen sind.
Das neu gegründete Long-Covid-Netzwerk «Altea» nimmt sich dieser Herausforderung an. Die kürzlich publizierte Internet-Plattform will die Situation von Long-Covid-Betroffenen verbessern und sie und ihre Angehörigen unterstützen. Die Website bietet Informationen zu Symptomen und Behandlungsmöglichkeiten. Sortiert nach Beschwerdeart finden Betroffene im Ratgeber Tipps, welche Methoden sich bisher bewährt haben. Ebenso steht ein Verzeichnis spezialisierter Kliniken, Ärzt/innen und Therapieangebote zur Verfügung. Das Verzeichnis lässt sich nach Symptom, Kanton und Wohnort sortieren und nach Stichworten durchsuchen.
Erfahrungen aus erster Hand
Weiter teilen in den sogenannten «Stories» Betroffene, Ärztinnen und Ärzte ihre Geschichten und Erfahrungen und geben so Einblicke aus erster Hand. Die Bandbreite ist gross, sie reicht vom 11-jährigen Schüler über den sportlichen Hausarzt bis zur selbstständigen Unternehmerin. Auch Angehörige und Forschende sollen auf der Plattform Informationen finden und sich austauschen können. Eine Betroffene schreibt: «Mit Altea sendet endlich eine professionelle Organisation die Botschaft: Wir sehen euer Problem, nehmen es ernst und die Gesellschaft schaut zu euch. Dies ist für mich enorm wertvoll und heilsam in einer Zeit, in der ich meinen eigenen Körper manchmal selbst nicht mehr verstehe.»
Blogs thematisieren auf altea-netzwerk.ch aktuelle Studien und Entwicklungen und die Plattform fasst unter «Agenda» Termine rund um Long-Covid übersichtlich zusammen. «Ich bin sehr zuversichtlich, dass Altea sowohl Betroffenen und Angehörigen, aber auch medizinischen Fachpersonen und Wissenschaftlern eine grosse Hilfe sein wird», betont Dr. med. Alexander Turk, Chefarzt Innere Medizin am See-Spital Horgen und Präsident von LUNGE ZÜRICH. «Altea nimmt die Betroffenen und ihre Angehörigen ernst und bietet ihnen neben seriösen, wissenschaftlich fundierten Informationen auch die Möglichkeit, sich auszutauschen.» LUNGE ZÜRICH (früher Lungen Liga) hat das neue Long-Covid-Netzwerk initiiert und sucht derzeit weitere Partner aus dem institutionellen, wissenschaftlichen und medizinischen Bereich.
Viele Fragen, kaum Antworten
In der Wissenschaft bestehen bezüglich Long-Covid zum jetzige Zeitpunkt mehr Fragen als Antworten. Oft sind die Betroffenen auf sich allein gestellt, weil anerkannte Diagnosen und Therapien sowie eine rechtliche Absicherung fehlen. Wer auch über zwölf Wochen nach der Infektion mit dem Coronavirus noch an einem oder mehreren Symptomen leidet – unabhängig von der Schwere des Krankheitsverlaufs – ist vom Long-Covid-Syndrom betroffen. Von einem Syndrom spricht man, wenn es sich um eine Kombination verschiedener Symptome handelt, von denen noch nicht klar ist, wie sie zusammenhängen und was die Ursache ist.
Das Long-Covid-Netzwerk «Altea»
Der Name «Altea»leitet sich vom griechisch-lateinischen Althaea ab und bedeutet «diejenige, die sich kümmert» oder «derjenige, der heilt». Das Netzwerk «Altea» will dem Bedürfnis nach einer zentralen Drehscheibe für alle Fragen rund um Long-Covid nachkommen und schweizweit alle Akteurinnen und Akteure einbinden. Vorerst ist das Netzwerk erst deutsch online – französische, italienische und englische Versionen sind in Vorbereitung