
Resilienz: Schwierigkeiten meistern
Resilienz hilft uns, Schwierigkeiten zu bewältigen. Unsere Expertin Nadine Lambrigger erklärt, wie man sie stärkt.
Warum halten die einen dem stärksten Sturm stand, der andere umbläst? Das hat mit Resilienz zu tun, dem Fachbegriff für unsere Widerstandsfähigkeit. Diese wird bereits während unserer Kindheit geprägt, indem wir Schutz- und Risikofaktoren mit auf den Lebensweg erhalten. Wer etwa mit stabilen Beziehungen aufwächst und sich geborgen fühlt, kann seinen Resilienz-Rucksack füllen. Wer hingegen in einem Umfeld gross wird, das einen mit Gewalt, Sucht, Krankheit oder Armut konfrontiert, hat Risikofaktoren im Gepäck.
Zur Resilienz tragen verschiedene Ressourcen bei: emotionale, kognitive, soziale, körperliche und motivationale. Das bedeutet etwa, dass man Schwierigkeiten besser meistert, wenn man seine Gefühle wahrnehmen, ausdrücken und regulieren kann, wenn man klug handelt, Familie und Freunde hat, die einen unterstützen, oder wenn man bezüglich Ernährung, Bewegung und Erholung gut zu sich schaut.
Bei all diesen Ressourcen kann man auch ansetzen, um sich mit mehr Rüstzeug für Herausforderungen zu wappnen. Überlegen Sie sich, über welche Schutz- und Risikofaktoren Sie persönlich verfügen. Wo sind Sie gut aufgestellt und welche wunden Punkte machen Sie verletzlich? Wer seine Stärken und Schwächen kennt, wird von Herausforderungen weniger überwältigt.
Beim «Resilienz-Training» sind Offenheit und Kreativität gefragt – gerade wenn man mit Einschränkungen, Schmerzen oder Verlusten kämpft. Setzen Sie sich kleine, realistische Ziele, wie etwa wieder einmal Ihre Lieblingsmusik zu hören, eine Nachbarin zum Spaziergang zu treffen oder eine Portion Gemüse mehr zu essen pro Tag. Ein Dankbarkeitstagebuch, in das man jeden Abend drei schöne Dinge einträgt, macht bewusst, dass vieles trotz allem möglich und nicht alles nur schlimm ist.
Natürlich kann man nicht ungeschehen machen, was früher geschah. Aber man kann den Blick darauf und die Einstellung dazu verändern. Wer sich mit seiner Vergangenheit versöhnt und auch Schwieriges in seinem Leben akzeptiert, kann den Fokus besser auf die Gegenwart richten. Wenn Ihre Ressourcen und Schutzfaktoren nicht ausreichen, um eine Herausforderung zu bewältigen, so holen Sie sich Unterstützung. Wir müssen nicht alles alleine durchstehen! Ein Coach – oder je nach Situation eine Therapeutin – kann helfen, klarer zu sehen und gemeinsam einen Weg zu finden. Im besten Fall geht man aus einer Krise gestärkt hervor, mit neuen Kompetenzen und daher mehr Resilienz.
