© Dirk Frischknecht

«Ich bin dankbar, wenn mir noch viele schöne Jahre bleiben»

Viele Jahre lang war Monika Fasnacht beruflich stark eingespannt. Zu ihrem 60. Geburtstag möchte die Jasskönigin nun etwas kürzertreten, um mehr Zeit für sich, ihren Mann und Junghund Chico zu haben. Aber auch für ihr Wohlbefinden will sie einen Gang herunterschalten.

Interview: Marco Hirt, Fotos: Dirk Frischknecht

Ab in die Berge! Bei Monika Fasnacht (59) ist beruflich grad nicht viel los. Und so passt es ideal, ihren Zweitwohnsitz in Arosa ausgiebig zu nutzen. Vor zehn Jahren begann ihre Liebe zur Bündner Ferienregion, wo sie mittlerweile auch Botschafterin für das Bärenland Arosa ist. Die kleine Auszeit verbringt die ehemalige SRF-Moderatorin nicht allein: Stets an ihrer Seite ist Hund Chico (neun Monate), aber auch Ehemann Reto May (54) schaut an freien Tagen vorbei. Ende März gehts dann zurück in ihr altes Bauernhaus im Zürcher Oberland, das die beiden in den letzten Jahren selbst umgebaut haben und wo sie hauptsächlich leben.

Monika Fasnacht, in welcher Phase Ihres Lebens befinden Sie sich?
(Sie lacht) Ich bemühe mich, langsam in die Ruhephase zu kommen! Ich habe immer extrem viel gearbeitet, manchmal sogar 150 Prozent. Da ich am 6. August 60 Jahre alt werde, habe ich nun beschlossen, ein wenig kürzerzutreten.

Wo soll es weniger werden?
Bei den Jassaktivitäten und bei den Hundekursen möchte ich etwas abbauen. Es ist aber nicht nur der 60. Geburtstag, der zu diesem Entschluss geführt hat, sondern auch mein neuer Hund Chico, ein Border Collie. Ich will ihn so gut erzogen haben, wie es mein verstorbener Hund Filou war. Das braucht Zeit, die ich mir jetzt nehme.

Wofür möchten Sie sonst noch mehr Zeit haben?
Zum Geniessen. Dafür setze ich Prioritäten: Mein Mann ist mir wichtig, unser Hund, unser Bauernhaus, wo immer etwas zu machen ist, und die Ferienwohnung in Arosa. Man hört von Menschen, die viel und hart arbeiten bis zur Pensionierung – und kurz darauf sterben. Ich möchte nicht, dass mir dies passiert.

Monika Fasnacht
© Dirk Frischknecht

Und Ihr Mann? Wie stark ist er beruflich eingespannt?
Reto arbeitet bei der Kantonspolizei Zürich in einem 85-Prozent-Pensum. Seine Schichten sind intensiv und sehr kompakt, dafür hat er danach mehrere Tage frei und begleitet mich auf den meisten Jassreisen. Daneben betreibt er noch seine eigene Schreinerei.

Zum 60. Geburtstag: Wie vertraut sind Sie schon mit der Zahl?
60 fühlt sich wirklich etwas eigenartig an. Mit 40 oder 50 denkt man kaum ans Alter – dieser Geburtstag ist aber ein Einschnitt für mich. Obwohl ich fit und munter bin! Aber ich werde mir der Endlichkeit des Lebens bewusster.

Denken Sie da auch öfter an den Tod?
Da habe ich viel von den Tieren gelernt: Sie leben im Hier und Jetzt. Es macht für mich einfach keinen Sinn, über etwas nachzudenken, was morgen oder erst viel später passieren kann.

Haben Sie denn keine Angst vor dem Sterben?
Nein. Für mich ist der Tod etwas Natürliches. Ich bin jedoch dankbar, wenn mir noch viele schöne Jahre bleiben.

Welches waren in Ihrem Leben besondere Geburtstage für Sie?
Als ich 18 wurde. Dieser Tag wird mir für immer in Erinnerung bleiben: Es gab eine Mega-Party. Und mein 50. Geburtstag: Da hat mein Mann hinter meinem Rücken Familie und Freunde in Arosa für mich zusammengetrommelt.

Was ist heuer geplant?
Der 6. August fällt auf einen Dienstag, kein idealer Tag für ein Fest. Das werde ich aber nachholen.

«Wenn meine Eltern mir ihre Gene vererbt haben, kann ich nur Dankeschön sagen.»

Spüren Sie Ihr Alter?
Meine Ausdauer ist nicht mehr ganz so, wie ich es gewohnt bin. Zudem habe ich mich letzthin von einer Covid-Erkrankung nur langsam erholt. Sie hat mich ziemlich flachgelegt, ich war über längere Zeit sehr müde und hatte Konzentrationsschwierigkeiten. Der Körper signalisierte mir, dass ich einen Gang herunterschalten muss, was für mich neu und auch gut ist. Nichtstun ist aber nichts für mich.

Dank Chico sind Sie ja viel in Bewegung.
Ein Hund ist Gold wert! Ich war heute Morgen bereits eineinhalb Stunden mit ihm unterwegs. Für mich gilt: Wer rastet, der rostet.

Und gibt es auch Schönes am Älterwerden?
Die Lebenserfahrung. Sie hilft mir, die Dinge gelassener zu sehen. Ich vermeide Stress und plane besser.

Ihre Eltern sind über 80. Wie geht es ihnen?
Sie sind mit ihren 83 Jahren sehr fit und aktiv. Und sehr aufgeschlossen, sicherlich geprägt von der entspannten jamaikanischen Mentalität. Sie besitzen auf Jamaika ein Ferienhaus, verbringen dort seit vielen Jahren jeweils den Winter. Wenn sie mir ihre Gene vererbt haben, kann ich nur Dankeschön sagen!

Monika Fasnacht
© Dirk Frischknecht

Wie stehen Sie zu Ihren Eltern?
Wir verstehen uns sehr gut, und ich vermisse sie sehr, wenn sie wieder ein halbes Jahr weg sind. Wir telefonieren zwar regelmässig, jedoch sind uns die persönlichen Treffen im Sommer viel lieber. Und weil wir Weihnachten nicht zusammen sind, feiern wir im Sommer Weihnachten.

Sie haben eine zweieinhalb Jahre jüngere Schwester, die drei Kinder hat, die zwischen 24 und 28 Jahre alt sind. Sie hatten auch den Wunsch, Mutter zu werden, richtig?
Das ist so. Ich habe sehr gerne Kinder, und ich habe immer gesagt, wenn der richtige Zeitpunkt da ist, möchte ich Mutter werden. Aber es hat nicht sollen sein. Zum Glück hat meine Schwester drei Kinder, die ich miterleben darf. Sie waren in den Ferien oft bei mir zu Besuch, durften sogar immer länger bleiben, weil meine Schwester der Ansicht war, sie kämen jeweils toperzogen wieder zu ihr zurück. Als sie klein waren, gab es schon auch Kämpfe auszufechten: Sie versuchten, mich auszutricksen. Bis ich einmal klar sagte: «Wenn ihr eure Füsse über meine Türschwelle setzt, gelten meine Gesetze!»

Haben Sie dennoch nie damit gehadert, keine Kinder zu haben?
Nein. Ich habe von Retos Seite einen Neffen und eine Nichte im Alter von acht und sechs Jahren. Sie sind total süss, jedoch auch anstrengend. Ich freue mich, wenn sie für eine Woche nach Arosa kommen, und ebenso, wenn sie wieder gehen. Das war schon so, als die Kinder meiner Schwester klein waren.

«Wir mussten akzeptieren und lernen, dass alle ersetzbar sind.»

Hatten Sie mehr daran zu knabbern, als Sie 2017 als Moderatorin des «Samschtig-Jass» nach 422 Sendungen abgesetzt wurden?
Es war ein Schock damals, den ich erst verarbeiten musste. Ich brauchte etwas Zeit. Vor allem, weil das TV-Publikum den Entscheid nicht verstanden hat und ich dauernd darauf angesprochen wurde. Es war ein Prozess und wir alle mussten akzeptieren und lernen, dass letztendlich alle ersetzbar sind. Heute schaue ich positiv zurück, denn dank dem Schweizer Fernsehen habe ich nationalen Status erlangt. Und es war eine superschöne Zeit mit einem tollen Team. Ich habe mich danach auch an Neues gewagt, so mit der «Top-Jass»-Sendung auf dem Ostschweizer Regionalsender TeleTop.

Würden Sie solche Momente im Leben als schicksalhaft bezeichnen – auch wenn sie anfänglich nicht leicht zu akzeptieren waren?
Davon bin ich überzeugt – viele Male meinte es das Schicksal ja auch gut mit mir. Zum Beispiel die Art und Weise, wie ich zu Filou kam, aber auch zu Chico letztes Jahr: Ich wollte gar keinen neuen Vierbeiner. Aber als ich Chico in einem Welpenwurf sah, wusste ich sofort: Er wird mein nächster Hund!

War es auch Schicksal, als Sie Ihren Mann Reto kennenlernten? Oder einfach Zufall?
Nein, auch das war Schicksal! Ich bekam vor etwas mehr als zehn Jahren eine Mail von ihm nachts um 3 Uhr. Solche Nachrichten lösche ich normalerweise, denn ich finde, wer um diese Zeit schreibt, mit dem stimmt sicher etwas nicht! (Sie lacht) Ich las die Mail trotzdem: Reto bat um ein Treffen, ich antwortete, er könne in einen Hundekurs kommen. Was er auch tat: Reto ist der Einzige, der ohne Hund in meinen Kurs kam. Er hatte damals übrigens Nachtschicht.

Nebst beruflichen Abschieden hatten Sie auch private zu verschmerzen: Letzten Sommer mussten Sie Ihren Hund Filou einschläfern lassen.
Das hat extrem weh getan, ihn gehen zu lassen. Wir waren sehr verbunden, fast 15 Jahre lang. Filou war es auch, der den ersten Anstoss gegeben hat, alles ein wenig ruhiger anzugehen: Ich spürte, dass es ihm nicht gut geht. So entschied ich, Anfang 2023 drei Monate lang weniger zu arbeiten und ihm das zu geben, was ich ihm schenken kann: meine Zeit. So muss ich mir nie ein schlechtes Gewissen machen, ich hätte mich zu wenig um ihn gekümmert.

Monika Fasnacht
© Dirk Frischknecht

Kurz vor Filous Tod trat Chico in Ihr Leben. Hat er Ihnen dabei geholfen, über den Verlust hinwegzukommen?
Ja. Ohne Chico wäre ich in ein Loch gefallen. Viele werden vielleicht denken, Filou sei ja nur ein Tier. Aber er war so lange an meiner Seite. Das führt zu einer engen Beziehung.

Sicher mussten Sie sich auch schon von geliebten Menschen verabschieden.
Meine beiden Grosseltern leben nicht mehr, und vor zwei Jahren starb mein Schwiegervater mit 90 Jahren. Das sind sehr traurige Momente, auch wenn ein hohes Alter erreicht ist.

Zum Schluss: Sie wollen etwas weniger arbeiten, beim Zeitlupe-Jass-Schiff sind Sie aber zum Glück weiterhin an Bord.
Solange es mir Spass macht, mache ich weiter. Das gilt auch für diverse Jasswochen, die ich moderiere. Es ist schön, zu erleben, wie viele Menschen uns treu sind und ihre Zeit mit uns verbringen wollen. Ihr Feedback ist immer toll. Weiter gehts auch mit «Top-Jass»: Die nächsten Sendungen zeichnen wir Ende April aber nicht im Studio, sondern in St. Moritz auf.

Da Sie beruflich viel mit Jassen zu tun haben, lassen Sie die Spielkarten privat wohl eher links liegen?
Reto und ich jassen manchmal spontan mit Freunden. Daneben haben wir ein Jassgrüppli mit unserem «Top-Jass»- Schiedsrichter Dani Müller und seiner Frau Claudia. Fix und heilig ist für das Jassgrüppli seit Jahren der 26. Dezember, ansonsten entscheiden wir auch mal kurzfristig.

Zur Person

Monika Fasnacht ist in Olten geboren und aufgewachsen. Nach der Matura besuchte sie die Hotelfachschule in Luzern, war danach Flugbegleiterin bei der Swissair. Ihre Medienkarriere startete sie 1989 bei Radio Zürisee, wechselte 1993 zum Schweizer Fernsehen, wo sie erst als Sportmoderatorin tätig war. Grosse Beliebtheit erlangte sie als Aushängeschild des «Donnschtig-Jass» (1997 bis 2010) und des «Samschtig-Jass» (1999 bis 2017). Sie moderierte u. a. auch den «Grand Prix der Volksmusik». Jassend am TV ist sie nach wie vor zu sehen: 2019 startete auf TeleTop ihre regelmässige Jass-Sendung «Top-Jass». Seit 2013 ist sie zudem ausgebildete Hundetrainerin und bietet in ihrer Hundeschule individuelle Kurse an. Seit 2018 ist sie mit Reto May verheiratet.

Beitrag vom 11.03.2024