Mit dem Älterwerden verändert sich auch unsere Stimme. Damit sie kräftig bleibt, ist regelmässiges Üben wichtig, erklärt unsere Expertin Cornelia Stäb.
Singen bringt die Glückshormone zum Fliessen und ist eine Wohltat für Körper und Seele. Im Alter wird die Stimme bei Frauen hormonell bedingt etwas tiefer, bei Männern etwas höher. Viele bemerken auch, dass sie rascher heiser werden, sich öfter räuspern müssen, dass die Stimmkraft nachlässt oder sich die Stimme belegt anfühlt.
Deswegen das Singen aufzugeben oder den Chor zu verlassen, wäre schade. Denn mit Atem- und Körperarbeit kann man die Singstimme nicht nur erhalten, sondern sogar weiterentwickeln. Wie beim Sport gilt auch für die Stimme: Sie braucht Training und Pflege – möglichst nicht nur einmal pro Woche bei der Chorprobe, sondern täglich.
Die Grundlage des Sprechens und Singens ist die Atmung. Sieht man die Stimmbänder als Saiten einer Geige, so ist die ausströmende Luft der Bogen, der die Saiten in Schwingung versetzt und den Ton erzeugt. Den Luftstrom wiederum steuern wir mit der Zwerchfellmuskulatur. Der Klang unserer Stimme ist also ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Strukturen im Körper und viel mehr als blosse Mechanik. Weil das Zwerchfell mit unserem Nervensystem und unserer Psyche verbunden ist, klingt auch immer mit, wie es uns geht. Krisen können uns regelrecht die Stimme verschlagen.
Tief bis in den Bauch atmen
Zentral für einen schönen Klang ist die natürliche Atmung, die bis tief in den Bauch hinuntergeht. Wenn wir zur Welt kommen, atmen wir ganz selbstverständlich so. Babys können deshalb lange schreien, ohne heiser zu werden. Im Lauf des Lebens verlernen wir diese Bauchatmung jedoch. Schon Schulkinder atmen viel zu oberflächlich.
Da wir häufig sitzen und oft gestresst sind, singen viele mit zu viel Druck und Spannung. Wird im Alter die Kraft weniger, führt diese falsche Singtechnik zu Symptomen wie etwa Heiserkeit. In der Stimmbildung kann man mit Atem-, Körper-, Sing- und Sprechübungen lernen, so zu singen, dass die Stimmbänder optimal und deshalb fast mühelos schwingen.
Ganzheitlich singen
Die sängerische Körperschulung muss man sich als Mischung aus Gymnastik, Yoga und Tai-Chi vorstellen. Es geht um eine Haltung, welche die Körperräume weitet, ums Dehnen der inneren und äusseren Muskulatur und um die Führung des Atems. Anfangs kann es schwierig sein, sich auf diese ungewohnten Übungen einzulassen. Aber wer es wagt, darf die Singstimme bis ins Alter als wunderbare Quelle der Lebensenergie erfahren. Und wer lernt, ganzheitlich zu singen, sodass der gesamte Körper mitklingt, tut nicht nur sich selbst etwas Gutes, sondern auch dem Publikum im Chorkonzert.
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