© Lars Beusker

Schau mir in die Augen, Löwe!

Der deutsche Fotograf Lars Beusker porträtiert Löwen, Elefanten und andere Wildtiere wie kein zweiter. Nun werden seine Aufnahmen erstmals in einem Bildband vereint.

Text: Roland Grüter

Fotograf Lars Beusker (50) traut sich was. Er fotografiert Löwen, Elefanten und andere Wildtiere aus möglichst geringer Distanz. Das mag mitunter gefährlich sein, dadurch werden aber Porträts möglich, die voller Stärke und Poesie sind. Sie trugen dem deutschen Künstler im vergangenen Jahr den renommierten Titel «Nature Photographer of the Year» ein. Nun hat er seine Tierporträts erstmals in einem Bildband vereint: «Beusker – Look into my Eyes». Schau mir in die Augen! Denn die unmittelbare Nähe mit Löwen & Co. ist ihm äusserst wichtig.

King Louie, Bwindi Uganda, 2019 © Lars Beusker

Eine private Afrikareise führte Lars Beusker ursprünglich ins Reich der wilden Tiere. Die Fauna und die Menschen Afrikas, die Ruhe der unberührten Natur faszinierten ihn dermassen, dass er immer wieder in die Wildnis zurückkehrte und seine Eindrücke fortan festhielt. 2018 wurde diese Arbeit zu seinem neuen Markenzeichen, zuvor arbeitete er als Modefotograf.

Vorsicht, Leopard im Anmarsch

Seither fotografiert Lars Beusker Wildtiere in ihrer natürlichen Umgebung – und zwar so, dass er den Zebras, Giraffen & Co. von Angesicht zu Angesicht gegenübersteht. Die direkte Nähe der Tiere erzeugt eine faszinierende Intimität. Jedes Haar, jede Falte und jeder Muskel wird sichtbar. Die Tiere blicken später auch den Betrachtenden direkt ins Auge.

Logischerweise riskiert der Künstler in seiner Arbeit nicht einfach Kopf und Kragen. Die Sicherheit ist der wichtigste, aber auch schwierigste Punkt seines Jobs – besonders bei Bildern, auf denen ein mächtiges Tier frontal auf ihn zuläuft. Nehmen wir die Raubkatzen: Meistens ist es nicht möglich, sie ohne Schutz abzulichten. Aus diesem Grund sind die Türen des Autos, in dem der Fotograf Geparden oder Löwen aufspürt, komplett ausgebaut.

Leopard, Massai Mar, Kenya, 2022 © Lars Beusker

Schreiten die Grosskatzen auf ihn zu, wartet er im Innern des Wagens und hält die Kamera aus dem Fahrzeug, möglichst nahe am Boden. Denn nebst dem Augenkontakt ist Lars Beusker die Bodenperspektive besonders wichtig. Dadurch begegnet er seinen vierbeinigen Stars sozusagen auf Augenhöhe. «Die Raubkatzen wachsen seit Generationen mit dem Safari-Tourismus auf und sind an Autos, Lärm und Gestank gewöhnt», sagt er: «Aus diesem Grund funktioniert es, dass die Tiere mich nicht als Bedrohung ansehen und angreifen.»

Starke Bilder in Schwarzweiss

Die Porträts hält der Fotograf aus Überzeugung schwarzweiss. «Wir alle wachsen in einer Kultur und Erziehung auf, die rundum von Farben regiert ist», sagt Lars Beusker. Das fange schon im Säuglingsalter an. Die Jungs bekämen Strampler, Bettwäsche und einen Maxi Cosi in hellblau, die Mädchen das Ganze in Pink oder Rosa geschenkt: «In der Kita erhalten die Kinder bunte Wachsmalstifte. Malen sie den Himmel hellblau, den Rasen grün und die Sonne gelb, werden sie gelobt, weil alles richtig ist und schön aussieht.» Er ist davon überzeugt: Psychologisch gesehen bewerten wir täglich hunderte Male in unserem Unterbewusstsein alles nach Farben.

Genau das möchte er den Betrachterinnen und Betrachtern seiner Aufnahmen nicht ermöglichen: «Wenn man sich meine Bilder anschaut, sind viele davon nicht bei Sonnenschein entstanden oder in sehr ausgetrockneten Regionen. Die lange Trockenzeit lässt das Gras eben nicht grün, sondern beige vertrocknet aussehen und den Elefanten statt im typischen grau, rot-braun durch den Staub der Erde.» So entstehen starke Bilder von starken Kreaturen. Nachzublättern sind diese nun in seinem sackstarken Bildband.

Bildband «Beusker – Look into my Eyes», TeNeues, 224 Seiten, 93.90 Franken

Beitrag vom 21.09.2023

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