© Valais Wallis Promotion - Christian Pfammatter

Ein Stück Spanien und Bhutan – mitten im Wallis

Zwischen Siders und Leuk steht einer der grössten zusammenhängenden Föhrenwälder der Alpen. Ein Spaziergang durch den Pfynwald wird auch zur kleinen Weltreise.

Von Fabian Rottmeier

Wer vom Ober- ins Unterwallis reist, entdeckt unterwegs im Tal einen grossflächigen, auffälligen Wald. Dessen zungenartige Form erinnert an die Ausläufer eines breiten Lawinenkegels – mit Bäumen statt Schneemassen. Augenfällig ist er aber auch, weil er überhaupt noch existiert. Wälder gibt es ansonsten im Rhonetal schon lange fast keine mehr, Industriebauten und Schnellstrassen jedoch zur Genüge. Und so geht dieser Wald an der walliserdeutsch-französischen Sprachgrenze oft etwas vergessen, obwohl er ziemlich einzigartig ist. 

Die Rede ist vom Pfynwald. Er gehört zu den grössten zusammenhängenden Föhrenwäldern der Alpen und ist der schweizweit der umfangreichste. Er steht seit 1997 unter Schutz und ist wegen seiner Auenschutzgebiete und seiner Amphibienlaichgebiete bedeutend. Zudem ist die Flora und Fauna sehr vielfältig, was sich auch an der hohen Anzahl Vogelarten zeigt. Seit sieben Jahren ist das 17 Quadratkilometer grosse Schutzgebiet Pfynwald Teil des Naturparks Pfyn-Finges, ein 2013 vom Bundesamt für Umwelt (BAFU) anerkannter regionaler Naturpark von nationaler Bedeutung. Dieser wird zu 60 Prozent von Bund und Kanton subventioniert.

Blick aufs Rhonetal und den Pfynwald
© Valais Wallis Promotion – Christian Pfammatter

450 Kilometer Wanderwege

Insgesamt 450 Kilometer Wanderwege lassen sich im Naturpark begehen, der sich über 12 Gemeinden und von 455 bis 2350 Meter über Meer erstreckt. Auch Steppen, Rebhänge und die Wilde Rhone gehören zum besonderen Landschaftsbild.

Auf den 14 Kilometern Fussweg durch den Wald (von Sierre nach Leuk) wähnt man sich jedoch selten im Wallis. Die Landschaft und der Wald sind von einer Trockenheit, dass man meinen könnte, man sei in Spanien oder Süditalien. In der Luft hängt der Duft von den zu Boden gefallenen Föhrennadeln. Wer nicht vier Stunden wandern mag, kann entweder die kürzere, elf Kilometer lange Variante wählen oder den Weg abkürzen und dazu die Bushaltestellen «Leuk, Pfynwald Ermitage» oder «Leuk, Pfyngut» als Start- oder Zielort benutzen. 

Hier gehts zum Wegbeschrieb der Wanderung.

Der Pfynwald im Wallis ist ein geschützter, artenreicher Wald mit vielen Föhren.
© Valais Wallis Promotion – Christian Pfammatter

Wer einen Aufstieg von 250 Höhenmetern nicht scheut, kann auch einen (vermeintlichen) Ausflug nach Bhutan wählen. Vom Leuker Bahnhof aus erreicht man über einen einfach begehbaren Wanderweg die 2005 eröffnete Bhutanbrücke. Die 134 Meter lange Hängebrücke überquert den Illgraben, der nicht nur für seinen Wildbach berüchtigt ist, sondern auch für seine Murgänge, die teilweise riesige Felsbrocken ins Tal schieben. Der Illgraben gilt als einer der aktivsten Murgänge in Europa. Der sieben Kilometer lange Rundgang zur Bhutanbrücke und zurück dauert rund zwei Stunden. Die Brücke wurde in Zusammenarbeit mit der Entwicklungsorganisation Helvetas und dem Königreich Bhutan entwickelt.

Der Klimawandel macht den Föhren zu schaffen

Insgesamt zwanzig Waldtypen sind im Pfynwald vereint. Dazu zählen auch Trockenwiesen und -weiden sowie Auengebiete. Mit dem Schutz des Pfynwaldes soll das natürliche Ökosystem geschützt und die Biodiversität erhalten bleiben. Vor der Klimaerwärmung schützt das jedoch alles nichts. Wie der «Walliser Bote» 2019 berichtete, ist die Durchschnittstemperatur in der Region seit den 1990er-Jahren um zwei Grad gestiegen. Mit verheerenden Folgen für die Föhren. «Langfristig wird sich die Eiche gegenüber der Föhre durchsetzen», sagt Thomas Wohlgemuth, Gruppenleiter und Senior Scientist der Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL), im Zeitungsartikel. Was hier passiere, könne ein erstes Zeichen für die Zukunft der Schweizer Wälder sein, sagt er. 

Nicht nur die Walliser Naturspektakel in den Bergen – wie etwa der Aletschgletscher – werden sich also in Zukunft stark verändern, sondern auch die weniger bekannten im Rhonetal. Höchste Zeit, sie zu besuchen.

© Valais Wallis Promotion – Christian Pfammatter

Besucher-Infos zum Pfynwald

Anfahrtsorte mit dem öffentlichen Verkehr

  • Bushaltestelle am Einstiegsort in Siders: Sierre, Parc de Finges
  • Bushaltestelle im Zentrum des Pfynwaldes und beim Restaurant L’Ermitage Susten: Leuk, Pfynwald Ermitage
  • Weitere Bushaltestelle im Zentrum des Pfynwaldes: Leuk, Pfyngut

Informationsbezug

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Beitrag vom 14.10.2020
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