© shutterstock

Von Mann zu Mann

Prostatakrebs wird allzu oft totgeschwiegen. Eine Selbsthilfegruppe in St. Gallen will das Tabu brechen – und betroffenen Männern einen Austausch auf Augenhöhe bieten.

Jedes Jahr erkranken in der Schweiz rund 6300 Männer an Prostatakrebs – damit ist Prostatakrebs die am häufigsten diagnostizierte Krebserkrankung bei Männern. Noch immer sterben 1300 Betroffene daran. Würde die Krankheit frühzeitig erkannt und konsequent behandelt, könnte sie gestoppt werden, ohne dass die Männer grosse Einschränkungen hinnehmen müssen. Und selbst wenn die Erkrankung fortgeschritten ist, kennt die moderne Medizin mittlerweile taugliche Therapien, um den Verlauf zu verlangsamen und die Lebensqualität möglichst lange zu erhalten.

In der Öffentlichkeit wird das Thema jedoch (zu) oft tabuisiert. Insbesondere Männer schweigen sich darüber aus und verdrängen jeglichen Gedanken daran. Nach einer entsprechenden Diagnose fühlen sie sich entsprechend allein gelassen. Dabei wäre ein Austausch mit anderen Betroffenen dringlich und hilfreich: deren Erfahrungen könnten helfen, die vielen Entscheidungen anzugehen, die sich nach dem Befund stellen. Auch Männer, die schon länger mit dieser Krankheit leben, vermissen oft den Austausch mit anderen Betroffenen. Denn diese wissen aus eigener Erfahrung, welche Folgen sich daraus fürs Leben ergeben – ein Blickwinkel, den die Ärzteschaft nur bedingt bieten kann.

Aus der Isolation treten

Seit vier Jahren treffen sich in St. Gallen Männer zum Austausch, die selbst von Prostatakrebs betroffen sind. Sie wollen aus der Isolation heraustreten. Unter dem Dach der «Selbsthilfe St. Gallen und Appenzell» treffen sie sich rund sechs Mal pro Jahr und teilen ihr Wissen über die Krankheit. Zu den Treffen werden überdies immer wieder Experten und Expertinnen eingeladen, etwa von der Krebsliga oder aus der Medizin. Vor allem aber werden persönliche Befindlichkeiten diskutiert. Jeder Teilnehmer entscheidet selbst, wie weit er sich öffnen will.

Sie Selbsthilfegruppe setzt sich dafür ein, dass das Thema schweizweit stärker und offener diskutiert wird – so wie Brustkrebs bei Frauen. Deshalb haben die Verantwortlichen nun eine Homepage eingerichtet, auf der sie betroffenen Männern schnell und niederschwellig Unterstützung bieten wollen. Mehr Infos zur Gruppe und ihrem Angebot finden Sie auf www.prostatakrebs-sg.ch

  • Haben Sie auch Erfahrung mit Selbsthilfegruppen? Dann schreiben Sie doch einen Kommentar dazu. Merci im Voraus.
Beitrag vom 27.10.2021

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Das könnte sie auch interessieren
Publireportage

Gesundheit

Wer bezahlt eigentlich den Notfalltransport mit der Ambulanz?

Herzinfarkt, Schlaganfall, ein Sturz – medizinische Notfälle sind teuer. Viele gehen davon aus, dass die Krankenkasse die Kosten eines Rettungseinsatzes vollständig übernimmt. Doch in Wirklichkeit können solche Einsätze schnell mehrere tausend Franken kosten und zu einer unerwarteten finanziellen Belastung werden.

Gesundheit

Langlebigkeit: «Ich will nicht um jeden Preis der älteste Schweizer werden.»

Der Traum vom ewigen Leben ist aktuell wie nie. Luca Hintermann, Spitex-Pfleger, Personal Trainer und junger Vater, erklärt im Gespräch warum Sport für ihn wichtig ist, welche Rolle Eisbäder in seinem Alltag spielen und wie er zur Longevity-Bewegung (Langlebigkeit) steht.

Gesundheit

Herzkrank – und auch die Psyche leidet spürbar

Nach einer überstandenen Herzerkrankung ist das Leben für viele Betroffene trotz allem nicht mehr wie zuvor. Sie sind mit psychischen Beschwerden konfrontiert, die den Heilungsprozess behindern. Umso wichtiger ist es, dies zu erkennen und zu reagieren. Das zeigt eine neue Broschüre der Schweizerischen Herzstiftung.

Gesundheit

Marianne Koch rät: «Immer interessiert bleiben»

Mit 90 schrieb sie «Alt werde ich später». Jetzt, mit 92 Jahren, legt die deutsche TV-Ärztin mit einem weiteren Gesundheitsratgeber nach: In «Mit Verstand altern» zeigt Marianne Koch auf, was es braucht, um Geist und Seele und – damit auch den Körper – möglichst jung und gesund zu erhalten.