Ein Prosit auf die Vernunft
Wer nicht genügend trinkt, bringt seinen Körper aus dem Takt. Vor allem an heissen Tagen ist es wichtig, regelmässig zur Wasserflasche zu greifen. Was es dabei zu beachten gilt.
Text: Roland Grüter
Ältere Menschen verspüren weniger Durst als jüngere – also muss die Vernunft sie dazu anhalten, regelmässig genügend zu trinken. Das gilt insbesondere an heissen Sommertagen, wenn wir stark schwitzen. Denn fehlt dem Körper der Saft, schwindet auch seine Kraft. Deshalb empfehlen Forscher älteren Menschen, sich einen festen Trinkplan anzulegen – und sich vor allem daran zu halten.
Australische Forscher haben unlängst entdeckt, weshalb ältere Menschen eher zur Dehydrierung neigen: Sie empfinden beim Trinken bereits nach wenigen Schlucken ein Sättigungsgefühl. Verantwortlich dafür sind alternde Nerven in Mund und Rachen sowie das etwas «laschere» Hirn, das die gemeldeten Daten nur mehr mangelhaft verarbeitet. Das hat zur Folge, dass die Denkzentrale die Menge der eingenommenen Flüssigkeit falsch einschätzt.
An einem halben Tag geht uns durchschnittlich etwa ein Liter verloren, selbst wenn wir nur auf dem Sofa sitzen – durch den Atem, den Schweiss sowie den Urin. Füllen wir unser Reservoir in der Folge ungenügend mit Flüssigkeit auf, dann gerät unsere Leistung ins Stottern. Das haben Wissenschaftler in Versuchen nachgewiesen. Dazu steckten sie die Probandinnen und Probanden erst in die Sauna und liessen diese danach Knobelaufgaben lösen.
Flüssigkeitsentzug verlangsamt
Getestet wurden Merkspanne und Informationsverarbeitung. Das Fazit: Diejenigen Frauen und Männer, die nach der Schwitztortur trinken durften, schnitten um 33 Prozent besser ab als Vertreterinnen und Vertreter der Vergleichsgruppe. Denn Flüssigkeitsentzug vermindert die geistige Leistungsfähigkeit, vor allem die Merkspanne und Informationsgeschwindigkeit. Was der entsprechende Versuch auch gezeigt hat: Ist der Körper erst ausgetrocknet, braucht er Stunden, um das Manko zu kompensieren – auf die Schnelle kann er nichts ausrichten.
Laut Experten ist ein Flüssigkeitsdefizit weit verbreitet. Jede und jeder Fünfte trinkt zu wenig – und erst noch zur falschen Zeit. Die meisten denken erst bei den Mahlzeiten ans Trinken, abends oder erst dann, wenn sie bereits starken Durst verspüren. Davor warnen die Experten.
Sie propagieren folgende drei Grundregeln:
1. Auf die richtige Menge kommt es an
Pro Tag sollten wir uns ein bis zwei Liter Flüssigkeit gönnen – bei starken körperlichen Belastungen mindestens drei Liter. Versorgen wir das Körpersystem ungenügend mit Flüssigkeit, gerät dessen Wasser- und Mineralstoffgehalt aus der Balance. Zu viel Wasser kann dasselbe bewirken. Denn der Körper scheidet überschüssiges Wasser aus – und damit auch wichtige Mineralstoffe. Symptome wie Kopfschmerzen und Übelkeit verweisen darauf.
2. Wasser genügt!
Lange hielt sich die Mär, dass Mineralwasser den Durst effizienter löscht als Leitungswasser – weil dieses mehr gelöste Mineralien wie Kalzium, Magnesium und Natrium enthält. Diesen Pluspunkt ist gemäss Studien aber vernachlässigbar. Denn eine ausgewogene Ernährung deckt unseren Bedarf an den meisten Mineralstoffen genügend ab.
3. Regelmässig zur Flasche greifen
Wer kontinuierlich trinkt, also stetig aber in kleinen Mengen, ist gut beraten. Daher sollten wir das Wasser auf dem Tisch stehen lassen, damit es nicht vergessen geht. Vor allem bei körperlichen aber auch geistigen Anstrengungen sollten wir in kleinen Abständen trinken – und möglichst auch während den Strapazen. Dadurch wird unser Gehirn optimal versorgt und bleibt leistungsfähig. Übrigens: Wer isst und gleichzeitig trinkt, beeinträchtigt die Verdauung in keiner Weise, auch wenn der Volksmund das Gegenteil behauptet. Im Gegenteil: Speisen rutschen dadurch besser, und die Flüssigkeit hilft beim Verdauen. Also Prost!
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