Lebendiges Netzwerk
Begegnungen auf einem realen oder digitalen Dorf- und Marktplatz ermöglichen und Menschen vernetzen: Das ist das Ziel des jungen Unternehmens «one11».
Text: Annegret Honegger
Manchmal könnte es so einfach sein. Herr Meier sucht jemanden, der seinen Hund Rex ausführt. Frau Koller hat Zeit und Lust auf Spaziergänge. Frau Roth besitzt ein Auto und bietet sich als Chauffeurin und Begleiterin an. Herr Schmid fühlt sich einsam und hat Mühe mit dem Weg zum Dorfladen. Familie Moser sucht jemanden, der dem Sohn bei den Hausaufgaben hilft. Frau Lenz hat ein Klavier, auf dem niemand mehr spielt. Und Herr Tanner hätte nach der Pensionierung endlich wieder Zeit zum Klimpern.
Doch wie finden diese Leute zusammen? Wie findet das Klavier einen neuen Pianisten und Rex jemanden, der mit ihm Gassi geht? Hier will das Unternehmen «one11» helfen und Menschen in ihrem Dorf, ihrem Quartier und ihrer Nachbarschaft vernetzen. Via Treffpunkte vor Ort und mittels einer App sollen Gemeinschaften – Communities – entstehen, damit alle genau das finden, was sie suchen und brauchen.
Wie früher beim «111i»
«Alle Menschen können Dinge, die für andere wertvoll sind», erklärt Mitgründerin Alexandra Signer. «Diese Ressourcen und Talente möchten wir an einem Ort bündeln, sodass sich möglichst unkompliziert Lösungen für viele Bedürfnisse finden.» Der Name «one11» ist inspiriert vom «111i», der Telefonnummer, die man früher für Auskünfte wählte.
Mitmachen können alle: Alt und Jung, Alleinstehende, Paare und Familien, Alteingesessene und neu Zugezogene, aber auch Gemeinden, Firmen und Organisationen wie Pro Senectute. Wer etwas anbietet oder sucht, findet via Community eine Person oder eine Institution, die genau dies sucht oder anbietet. Während Institutionen einen Nutzungsbeitrag bezahlen, ist die Teilnahme für Private kostenlos.
Weil nicht alle Leute eine App benutzen wollen oder können, ist one11 bewusst sowohl über Handy und Internet als auch vor Ort zugänglich. «Wir glauben fest daran, dass sich Magie dann ereignet, wenn Menschen einander begegnen – nicht nur auf einem digitalen, sondern auf einem ganz realen Dorf- oder Marktplatz», betont Alexandra Signer.
Ein Hotel als Begegnungszentrum
Deshalb setzte one11 von Anfang an auf Begegnungszentren, die zu Anlaufstellen und Treffpunkten werden. Dies kann ein Hotel, ein Café oder ein Alterszentrum sein, das die Drehscheibenfunktion für die Vernetzung im Dorf oder Quartier übernimmt. Indem vertraute Institutionen ihre Zuständigkeit erweitern, entsteht ein niederschwelliges Angebot, das bereits bestehende Ressourcen nutzt. Im aargauischen Rombach etwa ist die Reception eines Hotels nicht nur Anlaufstelle für Hotelgäste, sondern auch für die Menschen im Dorf.
Für die Unterstützung, die man erhält, muss man oft nicht einmal das Portemonnaie zücken. Denn wer etwas anbietet, bestimmt selbst, in welcher Form er oder sie bezahlt werden möchte. «Das kann Geld sein, aber auch ein selbstgebackener Kuchen oder eine Stunde aufs Zeit-Konto», erklärt Alexandra Signer. one11 macht Zeit zur Währung, weil so auch Menschen mit wenig Geld mitmachen können. Manche hätten viel Zeit, aber wenig Geld, bei anderen sei es genau umgekehrt. Einige möchten mit ihrem Angebot etwas verdienen. Andere engagieren sich, weil sie gebraucht werden und Wertschätzung erfahren wollen oder sich eine Tagesstruktur und eine Aufgabe wünschen. Für das auf dem Zeit-Konto angesparte Guthaben kann man wiederum Dinge oder Dienstleistungen anderer «kaufen».
Näher als man denkt
Der Blick auf die App und ins Internet zeigt, dass es zwar noch etwas Zeit braucht, bis one11 in allen Dörfern oder Quartieren zur Verfügung steht. Doch das Angebot wächst stetig. Gemeinden möchten etwa ihre Einwohnerinnen, Einwohner, Organisationen und Firmen vernetzten. one11 berät auch Siedlungen, wie sie Begegnungsmöglichkeiten schaffen und verbessern können. «Oder Altersheime melden sich bei uns, die zu Treffpunkten und Anlaufstellen in ihrer Umgebung werden möchten.» Einzelpersonen können die Initiative im eigenen Umfeld als «Ambassadoren» ergreifen, also als Botschafterinnen und Botschafter, unterstützt von one11.
Ob digital oder ganz real: Oft ist der Weg zur Hilfe mit der Steuererklärung, zu einem Nachbarn, der den Rasen mäht oder zu einer Quartierbewohnerin, die eine Generationen-WG gründen will, weniger weit, als man denkt. Ein tragendes Netz aus Kontakten, Begegnungen und Informationen in der Nähe, ist man bei one11 überzeugt, ist eine Investition in die Zukunft. Es ermöglicht Menschen aller Generationen, am Leben in ihrem Dorf oder Quartier teilzuhaben, Zugehörigkeit und Sicherheit zu erfahren und damit selbstbestimmter und unabhängiger zu leben.
one11.ch
Bei Fragen: Mail info@one11.ch
Total digital
Bereit für eine Reise in die digitale Welt? Im Themenschwerpunkt «total digital» schauen wir nach vorn – aber auch zurück: Wir zeigen, dass Künstliche Intelligenz nicht nur jüngeren Generationen vorbehalten ist, erinnern uns an unsere ersten Erfahrungen mit der digitalen Technologie, zeigen eine innovative Community-Wohnform und kommen mit virtueller Realität hoch hinaus: zeitlupe.ch/total-digital