Hilfe und Hoffnung per Telefon
Seit zwanzig Jahren können sich Betroffene, Fachleute und Ratsuchende ans nationale Alzheimer-Telefon wenden. Das Angebot ist heute gefragter denn je.
Wie soll der Coiffeur mit dem dementen Kunden umgehen, der mehrmals pro Woche für einen Haarschnitt vorbeikommt? Wie kann man der Schwiegermutter klarmachen, dass sie ihren Mann nicht länger alleine betreuen kann und Unterstützung braucht? Bei solchen und vielen anderen Fragen können die Beraterinnen des nationalen Alzheimer-Telefons helfen.
Alzheimer und andere Demenzformen verändern den Alltag sowohl für die Erkrankten als auch für ihre Angehörigen und führen zu Unsicherheit, Zweifeln und Ängsten. Deshalb rief Alzheimer Schweiz 2004 mit dem Alzheimer-Telefon ein niederschwelliges und kostenloses Angebot ins Leben. Bereits ein Jahr später wurde das Team auf drei Beraterinnen aufgestockt.
Mit der wachsenden Zahl der Demenzbetroffenen stieg die Zahl der Beratungen stetig. Im vergangenen Jahr meldeten sich Rund 3000 Personen: 84 Prozent per Telefon, 15 per Mail oder Brief und 1 Prozent via soziale Medien. Am häufigsten riefen mit 42 Prozent Töchter, Söhne, Schwiegertöchter und Schwiegersöhne an, gefolgt von Lebenspartner:innen mit 21 Prozent. 2 Prozente der Anrufenden waren Demenzerkrankte und Personen, die sich um ihre Gesundheit sorgten.
Viele Anfrufende stellten Fragen zur Begleitung erkrankter Angehöriger, vor allem zur Gestaltung des Alltags, zu geeigneten Hilfsmitteln, zu Entlastungsangeboten, zum Verhalten der Erkrankten und zum Umgang damit. Ein häufiges Thema ist auch die krankheitsbedingte Rollenverschiebung zwischen Partnern oder Eltern und Kindern. Die Beraterinnen erklären, warum Demenzerkrankte in gewissen Situationen so reagieren oder wie man die Kommunikation mit Betroffenen verbessern und sie begleiten kann.
Die Fragen aus der Bevölkerung waren für Alzheimer Schweiz auch Anlass, Broschüren und Informationsblätter zu Themen zu erstellen, welche viele Anrufende beschäftigen. Doch jede betroffene Person und Situation sei anders und der Kontext deshalb zentral, erklärt eine Beraterin: „Indem wir den Anrufenden Fragen stellen, tauchen Lösungen oft wie von selbst auf.“ Dank der Beratung könnten die Anrufenden die nächsten Schritte wieder selbst angehen.
Am Telefon erhalten Ratsuchende nicht nur Hilfe, sondern auch Hoffnung. Ziel soll sein, auch mit der Erkrankung ein gutes Leben zu führen. „Unsere Beratung am nationalen Alzheimer-Telefon ist manchmal Hotline in Krisensituationen, manchmal Bestärkung in Momenten des Zweifels, manchmal einfach auch Auskunftsstelle – aber immer ein offenes Ohr für die Anliegen der Ratsuchenden“, erklärt Stefanie Becker, Direktorin von Alzheimer Schweiz. In Zukunft soll die Beratung weiterentwickelt werden und etwa auch per Chat erreichbar sein.
Alzheimer-Telefon 058 058 80 00, Montag bis Freitag 8 bis 12 und 13:30 bis 17 Uhr.
Die Beraterinnen von Alzheimer Schweiz verfügen über langjährige Erfahrung in der Begleitung, Betreuung und Pflege von Menschen mit Demenz. Sie sprechen Deutsch, Französisch und Italienisch. Die Anonymität ist gewährleistet. Anrufe erfolgen zum normalen Tarif. Viele kantonale Alzheimer-Sektionen bieten ebenfalls eine Beratung in der Geschäftsstelle oder per Telefon an.
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