© Simon Steinberger / Pixabay

«Die Alpen waren früh stark bevölkert»

Der Alpenhistoriker Jon Mathieu hält die Behauptung für übertrieben, dass die Leute früher mehr Angst vor den Bergen hatten als heute. Die frühe Besiedelung spreche klar dagegen.

Sie haben 2015 ein Buch über die Geschichte der Alpen veröffentlicht. Sind Sie dabei auf neue Erkenntnisse über die Schweizer Berge gestossen?
Das Buch versucht einen historischen Überblick über den gesamten Alpenbogen zu geben. Das erfordert das Studium vieler Regionen aus mehreren Ländern. So ergibt sich oft ein neuer Blick auf das eigene. Es tauchen neue Fragen auf. Slowenien hat zum Beispiel eine starke nationale Orientierung auf den Berg Triglav. Um eine richtige Slowenin, ein richtiger Slowene zu werden, sollte man schon in jungen Jahren auf den Triglav steigen. Das wirft die Frage auf, welches bei uns eigentlich die alpinen Orientierungspunkte sind: Matterhorn? Eiger, Mönch und Jungfrau? Gotthard? Oder eher ein Bergensemble?

Warum glaubte man einst, dass der Gotthard der höchste Alpenberg sei?
Die Höhe von Bergen zu messen, ist schwierig. So brauchte man in einer frühen Phase die Wasserläufe als Hinweis. Beim Gotthardmassiv entspringen mehrere wichtige Flüsse, also muss es hoch sein. Interessant zu sehen ist auch, welche Berge man für die höchsten der Welt hielt. Lange war es der Pico del Teide auf Teneriffa, dann der Chimborazo in Ecuador und erst im 19. Jahrhundert die Himalaja-Gipfel. Da die Erdkugel am Äquator umfangreicher ist, übertrifft der 6263 Meter hohe Chimborazo den Mount Everest übrigens um zwei Kilometer, wenn man vom Zentrum der Erde und nicht von der Meereshöhe her misst.

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