Massagen sind für Körper und Seele eine Wohltat. Doch auch das Gehirn schätzt Stimulierung. Neuropsychologin Barbara Studer erklärt, mit welchen Aktivitäten wir unsere Schaltzentrale beglücken können.
Die Neurowissenschaft kann mit bildgebenden Verfahren zeigen, wie wir mit unseren Tätigkeiten ganz unterschiedliche und spezifische Aktivitäten im Gehirn auslösen. Wenn wir etwas betrachten, aktivieren wir beispielsweise unseren Hinterhauptslappen, also den Sitz des Sehzentrums. Daneben gibt es verschiedene Tätigkeiten, die eine ganzheitliche Aktivierung unseres Denkorgans bewirken. Ich nenne diese darum gerne «Hirn-Massagen». Zwei davon möchte ich Ihnen hier gerne kurz beschreiben und Sie gleichzeitig motivieren, Ihr Oberstübchen regelmässig mit diesen Aktivitäten zu verwöhnen.
Körperliche Bewegung
Sie kurbelt die Durchblutung und Aktivität im ganzen Hirn an. Bewegung verändert ausserdem den Hormonhaushalt, indem u.a. das «Glückshormon» Dopamin sowie sogenannte Neurotrophine, also Wachstumsfaktoren im Gehirn, ausgeschüttet werden. Diese stimulieren die neuronale Plastizität, d.h., sie fördern kurz- und langfristig die Anpassungsfähigkeit unseres Denkorgans und helfen so mit, den altersbedingten Abbau zu verhindern. Die Forschung zeigt, dass man insbesondere beim Älterwerden mit regelmässiger Bewegung die Körper- und Gehirngesundheit schützen und das Erinnerungs- und Lernvermögen sowie die mentale Beweglichkeit und das Wohlergehen fördern kann.
Musik
Sie tut unserer Seele gut, entspannt, tröstet oder motiviert. Sie bewirkt auch in der Schaltzentrale im Kopf Erstaunliches, da beim Spielen von Musik sozusagen alle Areale simultan angekurbelt werden. Diese stimulierende Wirkung auf die neuronale Aktivität hinterlässt Spuren. So haben Menschen, die viel Musik machen, ein grösseres Corpus Callosum, d.h. eine grössere Verbindungsbrücke zwischen den beiden Hirnhemisphären, welche die Informationsübertragung ermöglicht. Dies legt nahe, dass die beiden Hirnhälften besser miteinander kommunizieren können. Dank der Neuroplastizität des Gehirns bewirken musikalische Reize neue Verschaltungen von Nervenzellen und eine erhöhte Vernetzung von Hirnarealen. In der Forschung ist man sich deshalb einig, dass Musik unabhängig vom Jahrgang unsere Gehirngesundheit und -fitness fördert und uns zudem glücklicher und kreativer machen kann.
Wenn wir einen Schritt weitergehen, können wir die beiden «Hirn-Massagen» Bewegung und Musik kombinieren – zum Beispiel beim Tanzen. Tanzen, am besten in Gemeinschaft mit lieben Menschen, ist das optimale Training für die grauen Zellen und übt einen positiven Einfluss auf die geistige Leistungsfähigkeit aus – in jedem Alter! Laut einer neuen Studie reduziert kaum eine andere Aktivität das Demenzrisiko so stark – nämlich bis zu 75% – wie regelmässiges Tanzen.
Es ist nie zu spät, um von Bewegung und Musik zu profitieren. Bei älteren Personen, die oft singen, tanzen oder ein Instrument spielen, zeigen sich die positiven Einflüsse im Speziellen in der Merkfähigkeit und Konzentration, dem flexiblen Denken sowie in sprachlichen und koordinativen Fähigkeiten. Eindrücklich ist zudem die Wirkung von Musik bei Menschen mit demenziellen Erkrankungen. Musik kann bei ihnen Erinnerungen und Lebensgeister reaktivieren und als wirksame Therapie eingesetzt werden.
Sowohl Bewegung als auch Musik und Tanzen sind für Gehirn, Körper und Psyche sehr gewinnbringend. Wir dürfen diese «Hirn-Massagen» in der Form, wie sie uns am meisten Freude bereiten, in unseren täglichen Ablauf integrieren und geniessen. Beginnen Sie am besten noch heute damit!
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