Neuroplastizität: glücklich und mental stark
Kreatives Wirken hat nachweislich positive Effekte auf die Gehirngesundheit und das geistige sowie emotionale Wohlbefinden. Es fördert die Flexibilität des Denkens und verbessert das Gedächtnis.
«Sind Sie kreativ?» – «Machen Sie Musik, malen oder schreiben Sie? – «Oder pflegen Sie eine andere kreative Ausdrucksform?» Tatsächlich antwortet fast die Hälfte der Erwachsenen in Befragungen mit «Eher nicht». Fast alle Kinder hingegen beantworten diese Frage mit «Ja, sicher». Wie kommt es, dass viele Erwachsene meinen, Kreativität sei ein Talent? Oder dass kreatives Wirken nur ein «Supplement» ist, das in der Freizeit ausgelebt wird, wenn man neben wichtigeren Aufgaben etwas Zeit dafür findet?
Schaut man sich Befunde aus den Bereichen der Neurowissenschaften und der Psychologie an, zeigt sich einerseits, dass Kreativität keine Frage des Talents, sondern vielmehr des Trainings ist. Und andererseits, dass kreatives Wirken das Gehirn und das Wohlbefinden stärken wie kaum eine andere Tätigkeit. Wir dürfen der Kreativität im Alltag also durchaus mehr Platz einräumen.
Stärkt die neuronalen Netzwerke
Kreatives Schaffen aktiviert und stärkt die neuronalen Netzwerke im Gehirn. Studien zeigen, dass kreative Tätigkeiten die Verbindungsfähigkeit zwischen den Hirnarealen verbessert. Das bedeutet, dass verschiedene Gehirnregionen besser zusammenarbeiten, was zu einer erhöhten kognitiven Flexibilität führt – der Fähigkeit, Probleme auf neue Weise zu lösen und Informationen aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten.
Kreative Aktivitäten fördern zudem die Neuroplastizität des Gehirns – die Fähigkeit, neue Verbindungen zu bilden und bestehende zu stärken. Bildgebende Studien mit MRT (Magnetresonanztomografie) zeigen auf, dass kreative Tätigkeiten wie Malen und Musik zu mehr grauer Substanz im Gehirn führen. Mit anderen Worten: Sie lassen Hirnstrukturen wachsen. Speziell das Erlernen eines Musikinstruments hat nachweislich positive Effekte auf das Gedächtnis und die kognitive Leistungsfähigkeit.
Stress abbauen, Freude fördern
Kreatives Wirken hilft dabei, Stress abzubauen und emotionale Spannungen zu lösen. So zeigte eine Studie aus Kalifornien, dass bereits 45 Minuten freies kreatives Schaffen die Cortisolwerte, unser Stresshormon, signifikant senkt. Die bewusste Beschäftigung mit Kunst oder Musik aktiviert das Belohnungssystem des Gehirns und fördert die Ausschüttung von Dopamin, was ein Gefühl der Freude und Zufriedenheit erzeugt.
Kreatives Wirken ist also weit mehr als ein Talent oder eine Freizeitbeschäftigung. Es ist ein kraftvoller Weg, um das Gehirn zu stimulieren, die geistige Gesundheit zu fördern und das Wohlbefinden zu stärken – egal in welchem Alter. Fragen Sie sich deshalb: Wie können Sie kreative Aktivitäten als festen Bestandteil im Alltag integrieren und kultivieren? Was tut Ihnen besonders gut?