Kultur August 2023

Hier finden Kulturinteressierte aktuelle Tipps: die Palette reicht von Kino über Bücher bis zu Ausstellungen.

Blick auf den Luganersee aus dem Fenster eines Ferienhauses. Brè über Lugano / TI, 1964–1965 © Schweizerisches Nationalmuseum / Paul Igor Swiridoff

Mehr als ein Hauch Italien

Wie haben italienische Einwanderer und Einwanderinnen unser Land geprägt – und umgekehrt?

Die Schweiz ist das einzige Land, ausser Italien natürlich, in dem Italienisch gesprochen wird. Die damit verbundene Italianità hat in der Deutschschweiz in erster Linie mit den Immigrantinnen und Immigranten zu tun, die dieses südliche Lebensgefühl in den Nachkriegsjahren zu uns brachten. In vielen Interviews mit Zeitzeuginnen und -zeugen, die teils auch während der Ausstellung anwesend sein werden, rückt die Ausstellung «Erfahrungen Schweiz – Italianità» deren Lebensgeschichten ins Zentrum. Manche sind ergreifend, andere schlicht schön. Auf eigentliche Objekte verzichtet die Exposition. Sie würden der Vielschichtigkeit der Thematik niemals gerecht. Wer trotzdem noch etwas fürs Auge will, sollte sich die Werkschau «Wild und schön» der Schweizer Modedesignerin Ursula Rodel im gleichen Museum nicht entgehen lassen.

«Erfahrungen Schweiz – Italianità» und «Wild und schön», Landesmuseum Zürich, Museumstrasse 2, Zürich, bis 31. März bzw. 14. April 2024, landesmuseum.ch

Hier gehts ums Überleben

Kleine Leute ganz gross – Robert Seethaler macht das Café zur Bühne des Lebens.

Buchcover: Das Café ohne Namen

© claassen

Was tun Menschen in Cafés? Sie erzählen vom Leben. Bei Robert Seethaler berichten sie vom Überleben, denn «Das Café ohne Namen» spielt im Wien des Jahres 1966, einer Stadt, die aus den Trümmern des Zweiten Weltkrieges wiederaufersteht. Robert Simon, ein Gelegenheitsarbeiter, eröffnet – beseelt von der Aufbruchstimmung – ein kleines Restaurant. Die Menschen aus dem Quartier vereinnahmen es und bringen ihre Vergan- genheit und ihre Geschichten mit. Bestsellerautor Robert Seethaler gibt den kleinen Leuten ihren Platz und lässt sie ihr Leben in Grossformat erzählen. Witzig, berührend und klug.

Robert Seethaler, «Das Café ohne Namen», 288 Seiten, Claassen, ca. CHF 37.–

© Stéphanie Branchu / Why Not Productions

Des Königs Kurtisane

Der französische Film «Jeanne du Barry» blickt tief ins Leben am Hof des französischen Regenten Louis XV. hinein.

Filmplakat Jeanne du Barry«Der König ist leidenschaftlich – es bedarf keiner besonderen Kniffe.» So wird die Kurtisane Jeanne im Kostümfilm «Jeanne de Barry» auf ihre erste geheime Begegnung mit König Louis XV. vorbereitet. In der Tat sollte die zum Adel erhobene Prostituierte die letzte Kurtisane von Louis XV. sein. Das machte sie nicht beliebter in Versaille. Maïwenn, die als Regisseurin, Dreh- buchautorin und Hauptdarstellerin agiert, schwelgt im Pomp, in Kostümen und grandiosen Sets. Kritik an der Dekadenz von damals gibt es kaum, zu sehr rückt sie die «amour fou» zwischen dem König und seiner Gräfin in den Vordergrund.

«Jeanne du Barry» von und mit Maïwenn und Johnny Depp, Frenetic, ab 17.8. im Kino, Trailer

 

© Penguin

Die Kraft des Gartens

In ihrem neusten Buch zeigt Melissa Da Costa einen Weg aus der Trauer.

Nach dem Unfalltod ihres geliebten Mannes ist Amande am Boden zerstört. Sie ver- kriecht sich in ein kleines Haus in der Auvergne und lässt während Monaten nicht einmal die Sonne herein. Doch dann entdeckt sie die Kalendernotizen der  verstorbenen Besitzerin des Häuschens mit Gartentipps, Kochrezepten und vielem mehr. Sie helfen Amande, einen Weg aus ihrer Trauer und zurück ins Leben zu finden. Ein Hauch von Kitsch weht mit, doch «Apfeltage» ist geradlinig geschrieben, ein schönes Buch über eine emotionale Heilung.

Melissa Da Costa, «Apfeltage», 352 Seiten, Penguin, auch als Hörbuch erhältlich, ca. CHF 34.–

© Embankment Films

Der Krieg der alten Dame

Oscar-Preisträgerin Helen Mirren brilliert als Israels Premierministerin Golda Meir.

Zu den vier Oscar-Nominierungen dürfte wohl eine fünfte dazukommen, denn Helen Mirren, die Grande Dame des (britischen) Kinos, legt unter einer überzeugenden Maske eine Parforce-Tour im Dokudrama «Golda» hin. Sie schlüpft in die Haut der israelischen Premierministerin Golda Meir in den Tagen des Jom-Kippur-Kriegs im Jahr 1973. Kettenrauchend quält sie sich durch die unmenschlichen Entscheidungen in einer Zeit, in der ihr Land am Rand des Untergangs steht. «Golda» ist ähnlich wie «The Darkest Hour» eine Geschichtsstunde, die man sich nicht entgehen lassen sollte.

«Golda» mit Helen Mirren und Liev Schreiber von Guy Nattiv, Ascot-Elite, ab 23.8. in den Kinos, Trailer

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