Süsskartoffel: die Bescheidene

1519 wurde die Batate, die Süsskartoffel, erstmals in Europa schriftlich erwähnt. In anderen Weltgegenden stand sie bereits Jahrhunderte zuvor auf dem Speiseplan. Forschende vermuten, dass die Maori im 13. Jahrhundert auf ihrer Überfahrt von Polynesien nach Neuseeland Süsskartoffeln dabeihatten und die lange Reise nur dank den Knollen gesund überlebt haben. Kumara, so nennen sie die Maori.

Tatsächlich hat die Süsskartoffel jede Menge gesunder Eigenschaften. Im Vergleich zur Kartoffel schneidet sie bei den meisten Inhaltsstoffen besser ab: Ihre Energiedichte fällt höher aus, ebenso enthält sie mehr Kohlenhydrate und Vitamine, etwa neunzig Mal mehr Vitamin E, das unsere Zellen schützt. Beim Vitamin B2 schlägt sie die Erdäpfel um das Dreifache. Auch bei den Ballaststoffen und den Mineralstoffen Natrium, Calcium, Kalium, Folsäure und Phosphor hat sie mehr zu bieten. Man kann sie ausserdem roh essen, auch sind ihre Blätter geniessbar. Bei Kartoffeln – das wurde uns schon als Kind eingetrichtert – ist beides tabu, weil giftig. Auch verfügt die Batate über den sekundären Pflanzenstoff Beta-Carotin: Der gibt ihr die appetitliche Orangefärbung, und wir profitieren von der antioxidanten Wirkung, als Schutzschild vor freien Radikalen.
Zum Superfood macht sie aber das Caiapo, das in der Schale sitzt. Entdeckt hat man die Substanz so: In der Region Kagawa in Japan essen die Menschen besonders gern Süsskartoffeln, meist roh. Krankheiten wie Blutarmut, Bluthochdruck und Diabetes sind da signifikant seltener als im Rest der Welt. Wissenschaftler aus Padua machten sich auf die Suche nach der Ursache und glauben, diese eben im Stoff Caiapo gefunden zu haben.

Vielleicht schafft die Süsskartoffel sogar den Sprung ins All: Die US-Weltraumbehörde Nasa plant, die Knollen auf künftigen Mars-Missionen in den Raumstationen zu pflanzen, eben weil sie hohe Mengen an Energie und Nährstoffen pro Fläche und Anbauzeit liefern.

Bei uns sind Batate seit zehn Jahren auf dem Siegeszug. 2013 wurden 617’000 Kilo importiert, heute sind es 5,9 Tonnen. China ist mit Abstand der grösste Produzent, mit jährlich 47’620 Tonnen. Rund um den Globus werden 120 Millionen Tonnen geerntet. Hierzulande bauen etwa zwanzig Schweizer Produzenten Süsskartoffeln an, allerdings in Gewächshäusern. Die Knollen lieben Wärme und gehen bei Frost ein. Ein kleiner Nachteil gegenüber der «Häppere» sei noch erwähnt: Weil der Anbau von Süsskartoffeln sehr arbeitsintensiv ist – die Stecklinge werden von Hand eingepflanzt – sind sie teuer. Beim Preis hat die Konkurrentin Kartoffel die Nase vorn.

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