Ab der fünften Klasse ging Marta Buser-Kuster aus Eschenbach LU in Steinenbach ZH zur Schule. 1947 fotografierte die Handarbeitslehrerin dort ihre «Arbeitschülerinnen».
Nach dem Krieg fand mein Vater endlich wieder Arbeit als Webermeister. Wir zügelten nach Steinenbach bei Wila ZH, wo wir drei jüngsten Schwestern die kleine Dorfschule besuchten.
Jeweils am Dienstag unterrichtete Fräulein Fischer alle Mädchen in Handarbeit. Vieles, was wir damals lernten, weiss ich bis heute und habe später auch für meine Kinder oft genäht und geflickt.
Das Foto von uns Arbeitschülerinnen an einem sonnigen Februartag 1947 zeigt hinten links meine Schwestern Maria und Klara und in der vorderen Reihe mich, selbstbewusst in meiner selbstgenähten Schürze mit Stickereien auf dem Latz.
Zur Schule mussten wir Röcke tragen, auch im Winter. Zum Glück schneiderte uns die Mutter später Hosen zum Schlitteln. So war endlich Schluss mit rauen, roten Beinen dort, wo die Haut zwischen Strümpfen und Unterhose unbedeckt blieb.
Der Lehrer empfahl mich für die Sekundarschule, doch mein Vater entschied, diese sei zu weit weg und für ein Mädchen überflüssig. Vielleicht wäre mein Leben mit mehr Schulbildung anders verlaufen … Aber vielleicht kam ich auch deshalb so weit herum, weil ich keinen Beruf lernen konnte. Ich arbeitete zwei Jahre in London, vier in Südafrika, später in Paris. Sprachen lernte ich vom Zuhören, besuchte Museen und Konzerte. Das war meine Art Bildung.
Seit 47 Jahren wohne ich nun in Eschenbach LU und bin seit 29 Jahren Witwe. Meinen Mann lernte ich auf einer Ballonfahrt kennen. Dass ich meine Arbeit nach der Hochzeit 1968 aufgab, bereue ich im Nachhinein. Damals war das üblich, wenn man sich Kinder wünschte. Heute bin ich sehr selbstständig, gut vernetzt und glückliche Grossmutter. Spektakuläres habe ich nicht erreicht, aber ich hatte ein gutes Leben.
Aufgezeichnet von Annegret Honegger
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