Der Angst ausgeliefert

Am Oberseminar Schaffhausen, wo ich mein Primarlehrerinnen-Patent erworben habe, gehörte ein mehrwöchiges Sozialpraktikum zur obligatorischen Ausbildung. Ich absolvierte dieses in einer geschlossenen Abteilung der ehemaligen psychiatrischen Klinik Hard in Embrach. Dort lernte ich Menschen unterschiedlichen Alters kennen, die infolge psychischer Erkrankungen oder schwerer seelischer Krisen engmaschige medizinisch-therapeutische Hilfe und Betreuung benötigten.

Dabei erlebte ich hautnah, wie quälend psychische Störungen sein können, wie herausfordernd es ist, diese zu lindern, und wie viel Kraft und Geduld es braucht, bis Betroffene wieder stabilisiert sind und in ihren Alltag zurückkehren können. Es war eine spannende und lehrreiche, manchmal belastende und verstörende Zeit, die sich tief in meine Erinnerung eingegraben hat. Eine Schule fürs Leben, die mir vor Augen geführt hat, wie fragil unsere Psyche ist und wie schnell wir aus der Bahn geworfen werden können.

Um psychische Erkrankungen geht es auch in dieser Zeitlupe. Im Zentrum stehen Angstzustände, die oft erst gar nicht diagnostiziert und lange unbehandelt bleiben – obwohl sie in vielen Fällen heilbar wären. Zeitlupe-Redaktor Roland Grüter schildert im Schwerpunkt die berührende Geschichte einer 58-jährigen Frau, deren Angstzustände ebenfalls lange nicht erkannt wurden, die derzeit aber daran ist, sich aus dem Schatten dieser Krankheit zu lösen.

Im grossen Interview begegnen Sie der Mitte-Nationalrätin Marianne Binder-Keller. Im Gespräch mit Zeitlupe-Redaktorin Claudia Senn erzählt die Aargauerin, warum sie einst nach Hollywood wollte, welches die schönen und hässlichen Seiten ihres Berufs sind und weshalb man sich in der Politik Hornhaut auf der Seele zulegen sollte.

 Marianne Noser, Chefredaktorin