Vor 80 Jahren lockte die Landesausstellung 10,5 Millionen Besucherinnen und Besucher nach Zürich. Sie verblüffte mit visionären Bauten und Ideen.
Text: Fabian Rottmeier
Wer die Bilder vom «Schifflibach» sieht, denkt heute unweigerlich an einen Vergnügungspark. Wie bei den modernen Wasserrutschen sitzen sechs Menschen in kleinen Booten, die durch einen engen Bach treiben – allerdings ohne steil abfallende Stellen.
Der Schifflibach war eine der grössten Attraktionen der Schweizerischen Landessausstellung in Zürich, die vom 6. Mai bis 29. Oktober 1939 dauerte. 1600 Meter lang war die einen halben Meter tiefe Rinne aus Beton, auf der sich 82 kleine Metallboote tummelten. Ein leichtes Gefälle sorgte für gemächliches Tempo.
Zwischen Moderne und Tradition
Die «Landi» war ein Ereignis, wie es die Schweiz so noch nie zuvor erlebt hatte. Schweizerinnen und Schweizer konnten hier ihr Land feiern. Das Landidörfli sorgte mit schmucken Beizen und Riegelhäusern für das nötige Heimatgefühl: in Kriegszeiten eine wichtige Komponente.
Die vierte Landesausstellung sprengte in Sachen Aufwand und Kreativität den Rahmen alles bisherigen. Am linken Seeufer stand die Landiwiese, wie sie auch noch heute heisst, für die Moderne und brillierte mit zeitgenössischen, visionären Bauten. Am rechten Seeufer, wo sich auch der Schifflibach befand, stand das Traditionelle im Zentrum.
Ein unvergessener Höhepunkt der Ausstellung blieb auch die Schwebebahn, die auf 75 Metern Höhe die beiden Ufer des Zürichsees verband. Die Bahn war 900 Meter lang und auf einer Station war sogar ein grosses Restaurant untergebracht, das in der folgenden Bildergalerie ebenfalls zu sehen ist.
Die Zeitlupe blickt in 38 Fotos zurück:
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Der Schifflibach führte auch durch eine Maschinenhalle, wo den Bootsgästen etwa die «Entwicklung der Werkzeugmaschine» erklärt wurde.
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82 Boote gab es insgesamt auf dem 1600 Meter langen, künstlich angelegten Bach.
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50 Rappen kostete die Fahrt. Das reichte 1939 auch für zwei Kilogramm Brot.
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Blick über die Anlage am rechten Seeufer mit dem Landi-Dörfli und der offiziellen Festhalle (die über ein Dach verfügte, das man öffnen konnte).
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Die «Chüechliwirtschaft» lag ebenfalls am rechten Seeufer.
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Im Trachtenhof im Landi-Dörfli war der Name Programm.
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Der Landgasthof zum Schwanen war ebenfalls des Teil des Dörflis.
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Tradition wurde gross geschrieben in diesem Teil der «Landi».
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Die Schwebebahn-Station am rechten Seeufer
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Der Seilbahnturm am linken Seeufer verfügte über ein Restaurant für 110 Gäste.
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Die Kabinen konnten nur per Lift erreicht werden.
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Die 900-Meter-Fahrt über den Zürichsee dauerte drei Minuten und kostete 1.50 Franken.
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Alleine wegen der Aussicht wollten sich dies viele nicht entgehen lassen.
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Die Bahn verzeichnete insgesamt 705000 Passagiere.
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Am Eröffnungsfestzug war viel Prominenz anwesend: links Bundesrat Marcel Pilet-Golaz, in der Mitte Bundespräsident Philipp Etter und rechts Bundesrat Giuseppe Motta.
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Die Höhenstrasse galt als das ideelle Herz der Ausstellung und stand unter dem Motto «Heimat und Volk». Da liess sich natürlich auch die Schweizer Armee blicken.
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Dem damals wenig bekannte Luzerner Maler Hans Erni gelang mit seinem hundert Meter langen, witzigen Bild «Die Schweiz. Das Ferienland der Völker» der Durchbruch.
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Hans Ernis Bild prägte die Aussenwand eines Musterhotels.
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Das Werk ist heute in Teilen im Landesmuseum ausgestellt.
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Ein Wandgemälde von Fred Stauffer
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Otto Baumbergers Gemälde «Das Werden des Bundes» war 45 Meter lang und fasste die Schweizer Geschichte zusammen.
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Auch die Schweizerische Post präsentierte sich natürlich an der Schau.
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Und zwar alles andere als bescheiden, wie der Kran im Hintergrund beweist.
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Die Poststelle in Zürich-Enge konnte sich architektonisch sehen lassen.
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Am Bürkliplatz prägte eine Fahnenburg das Bild.
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Die Skulptur «Knabe mit Pferd» von Otto Charles Bänninger war alleine schon durch ihre Grösse ein Hingucker.
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Sogar einen kleinen Elektrozug gab es bereits an der «Landi».
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Unüberhörbarer Zeitzeuge: der Glockenturm
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Ein architektonischer Wurf war auch die abends beleuchtete Gunit-Zementhalle.
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Das «Mädchen mit erhobenen Händen» von Hermann Haller steht noch heute auf der Landiwiese.
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Der Kartografen-Pionier Eduard Imhof begutachtet sein Reliefmodell des Glarner Alpenberges Gross Windgällen.
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Architekt Hans Hofmann überraschte an der Höhenstrasse mit optisch kreativen Einfällen. In diesem Raum ging es um «Import und Export».
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An der Höhenstrasse hingen die 3000 Fahnen sämtlicher Schweizer Gemeinden.
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Auch das gab es als Angebot: einen Werbeflug mit der Swissair von Basel nach Zürich und zurück für 20 Franken.
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Das Sujet einer Postkarte der Landesausstellung
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Und gleich noch ein zweites.
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Ein Bild von Hans Kaspar Schwarz, das die Sicht vom Terrassenrestaurant aus zeigt.
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Auf einem weiteren Werk hielt der Solothurner die Szenerie beim Festplatz fest.
Der unterhalb dieses Abschnittes eingefügte 46-minütigen Film liefert weitere tolle Eindrücke des Festes, das auch durch den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges geprägt wurde. Am 1. September schloss die «Landi» für drei Tage – auch, um die Waffen, die dort von der Armee ausgestellt waren, für den Ernstfall einzuziehen. «Das war die Landi – Ein Erinnerungsfilm an die Schweizerische Landesausstellung 1939 in Zürich» wurde 1989 im Schweizer Fernsehen gezeigt.
«Das war die Landi – Ein Erinnerungsfilm an die Schweizerische Landesausstellung 1939 in Zürich»
Einen weiteren tollen Einblick anhand von vielen Publikationen bietet auch eine Zusammenstellung der privat geführten «Photobibliothek»: https://www.photobibliothek.ch/seite015d.html
Zum Schluss noch etwas Musik
Selbstverständlich musste die Landesausstellung auch besungen werden, etwa im Volkslied «S Landidörfli» mit dem Jodelduo Marthely Mumenthaler und Vrenely Pfyl.
Mehr zur «Landi» im Zeitlupe-Band
Eine weitere Erzählung zur Landesausstellung liefert eine Zürcherin im Zeitlupe-Buch «Das waren noch Zeiten… – Band 3», in dem sich Leserinnen und Leser der Zeitlupe an Geschichten aus ihrem Leben erinnern. Edith Wälti-Rastätter stand an der Landi 1939 als Zwölfjährige für das «Eidgenössische Wettspiel» auf der Bühne.
Im Jahr 1966 schlugen religiöse Fanatiker im Zürcher Oberland die 17-jährige Bernadette Hasler tot, weil sie angeblich vom Teufel besessen sei. Der Fall sorgte international für Entsetzen.
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