Die Geschichte von Nina von Stauffenberg
Am 20. Juli 1944 versuchte Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg, Adolf Hitler zu töten. Der Umsturzversuch scheiterte, und Stauffenberg bezahlte mit seinem Leben. Aber auch die Witwe – Nina von Stauffenberg – zahlte einen hohen Preis. Dem Thema widmet sich auch die Sendung Zeitblende von SRF 4 News.
Text und Bilder: Claudia Herzog
Die Vergangenheit hat in Konstanze von Schulthess Zürcher Wohnung einen festen Platz. Bilder und Möbel erinnern sie an ihre Eltern und deren Eltern. Als jüngstes von fünf Kindern kam Konstanze von Schulthess im Januar 1945 in Haft zur Welt. Ihren Vater lernte sie nie kennen, denn Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg unternahm am 20. Juli 1944 den Versuch, Adolf Hitler zu töten.
Sein Einsatz kostete den damals 36-jährigen Claus Graf von Stauffenberg das Leben und machte seine schwangere Frau Nina Schenk Gräfin von Stauffenberg zur Witwe und seine Kinder zu Halbwaisen.
Nina von Stauffenberg wusste, dass ihr Mann im deutschen Widerstand aktiv war. Dass er selbst die Bombe gegen Hitler zünden würde, das wusste sie nicht.
Schwanger in Sippenhaft
Drei Tage nach dem Attentat wurde Gräfin von Stauffenberg von der Gestapo verhaftet und der Rest der Familie fiel der Sippenhaft zum Opfer. «Die Familie Stauffenberg wird ausgelöscht bis ins letzte Glied», kündigte SS-Reichsführer Heinrich Himmler am 3. August 1944 in einer Rede an.
«Es war nicht meine Entscheidung. Ich musste es akzeptieren und weiterleben.»
Getrennt von ihren Kindern, die in ein Kinderheim gebracht wurden, durchlitt die schwangere Nina von Stauffenberg sieben harte, lebensbedrohliche Monate in Gefängnissen und im Konzentrationslager Ravensbrück, wo sie in Isolationshaft war.
Konstanze von Schulthess hat ihre Mutter später einmal gefragt: «Wie konntest Du das aushalten?» Worauf ihre Mutter antwortete: «Es ist mir halt passiert. Ich konnte gar nichts dagegen tun. Es war nicht meine Entscheidung. Ich musste es akzeptieren und weiterleben.»
Im Schatten ihrer Männer
In ihrem Buch «Nina Schenk – Gräfin von Stauffenberg» macht Konstanze von Schulthess ihrer Mutter nach eigenen Worten «eine Liebeserklärung», setzt ihr ein Denkmal und hebt für einmal die Widerstandsfrauen in den Fokus der Geschichtsschreibung. Sie schreibt:
«Umso unverständlicher ist es, dass die Rolle jener Frauen, die ihre Männer bei ihrem hochriskanten Widerstandplänen begleiteten, bisher meist unterschätzt wurde. Zu Unrecht: Die Männer des Widerstands waren zumeist Ehemänner und Familienväter, sie waren auf Partnerinnen angewiesen, die vorbehaltslos hinter ihnen standen und ihnen den Rücken stärkten.»
Selbstbestimmte Zivilcourage
Für ihre Loyalität mussten auch die Frauen der Widerstandskämpfer vom 20. Juli 1944 einen hohen Preis zahlen. Anerkannt und gewürdigt wurde das bisher selten. Viele Historiker sehen in diesen Frauen allenfalls ahnungslose Opfer, die meisten erwähnen sie nur am Rande. Nina von Stauffenberg unterstützte ihren Mann von Anfang an bedingungslos, wohl wissend, dass – falls das Attentat scheitern würde – auch ihr Verhaftung oder Hinrichtung drohte.
Sie ging einen schweren Weg nach der Ermordung ihres Mannes. Gefängnis, KZ, den Verlust vieler Verwandter, nach Kriegsende zog sie alleine ihre fünf Kinder gross.
Konstanze von Stauffenberg: «Meine Mutter hat nie geklagt und nur selten habe ich sie wirklich verzweifelt erlebt. Eine Tragödie war es, als 1966 meine Schwester Valerie mit 26 Jahren starb. Nie vorher und nie nachher habe ich erlebt, dass meine Mutter ihre nahezu eiserne Contenance verlor – und trotzdem unfähig blieb, sich trösten zu lassen. Das vielleicht war die schmerzlichste Kehrseite ihrer über Jahrzehnte antrainierten Haltung: dass sie keinen Trost annehmen konnte.»
Konstanze von Schulthess
Konstanze von Schulthess, geboren 1945, ist die jüngste Tochter Nina Schenk Gräfin von Stauffenbergs, der Ehefrau des Hitler-Attentäters Claus Schenk Graf von Stauffenberg. Konstanze von Schulthess kam in Gefangenschaft auf die Welt, denn ihre Mutter wurde nach dem Attentat am 20. Juli 1944 inhaftiert. Ihre Kindheit verbrachte Konstanze von Schulthess im Kreis ihrer Familie im Haus der Grossmutter in Lautlingen und in Bamberg. Seit 1965 lebt sie in der Schweiz. Sie ist verheiratet und hat vier Kinder.
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