© Cécile Burban / Prélude

Französisches Drama «Captives»

Im französische Drama «Captives» lässt sich das Zimmermädchen Fanni in eine psychiatrische Klinik einweisen – auf der Suche nach ihrer verschollenen Mutter.

Text: Fabian Rottmeier

Die Sitten sind oft rau in Paris im Jahr 1894. Besonders in der psychiatrischen Klinik «Hôpital de la Salpêtrière». Freiwillig geht dort niemand hin. Ausser Zimmermädchen Fanni. Sie lässt sich einweisen – mit gutem Grund. Das letzte Lebenszeichen ihrer Mutter, ein Brief, wurde in dieser Klinik abgeschickt. Vor 29 Jahren wurde Fannis Mutter dort eingeliefert. Seit zwei Jahren sucht sie nach ihr. 

Mit Fanni tauchen die Zuschauerinnen und Zuschauer ein in diese harsche Welt und Zeit, als man noch von «Geisteskranken» und «Idiotenkindern» sprach. Doch die Freundschaft, die Fanni unter den hundert Frauen erlebt, bringt auch etwas Licht zwischen die «Armut, Brutalität, Gewalt und, schlimmer noch, die Herrschaft des Irrationalen und der Willkür», wie Regisseur Arnaud des Pallières den Ort beschreibt. Fannis Plan: Sie will beim grossen jährlichen Ball der Pariser Bourgeoisie, an dem auch einige Frauen aus der Klinik aushelfen, flüchten. Mit ihrer Mutter.

Die Kamera bleibt bei Fanni

Regisseur Arnaud des Pallières hat sich dafür entschieden, den Film ganz aus der Perspektive von Fanni zu erzählen. Die Kamera filmt alles aus ihrer Perspektive. Der 62-Jährige begründet diese Entscheidung: Es sei das zweite Mal nach «Waisenkind», dass er eine Geschichte durch die strenge Wahrnehmung der Hauptfigur erzähle. «Akzeptieren, nur das zu sehen, was die Figur sieht, nur das zu wissen, was sie weiss. So weist die Erzählung Löcher auf, denn Fanni kann nicht alles sehen und nicht überall sein.» Dies ermögliche es, dem Charakter nahe zu sein und gleichzeitig klare Entscheidungen darüber zu treffen, was gezeigt werden soll und was nicht. «Es ist eine starke Einschränkung, spannend und mächtig zugleich.»

«Captives», Frankreich, 110 Minuten, ab 8. August im Kino. Weitere Infos finden Sie hier.

Die Filmvorschau zu «Captives»
Beitrag vom 29.07.2024

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Das könnte sie auch interessieren

Filme

Festival Filme für die Erde

Vom 17. bis 20. September flimmern in neun Schweizer Städten Umwelt-Dokumentationen über die Leinwände. Das diesjährige Festival-Motto lautet «Verantwortung verbindet – generationenübergreifend anpacken».

Filme

Warum Sie nicht reich sind

Der Dokumentarfilm zeigt, was Geld mit Gott und Religion gemeinsam hat. Eine Geschichte über die Schöpfung aus dem Nichts.

Filme

Kick it like Trudi

In der 5-teiligen SRF-Serie blicken Schweizer Fussballpionierinnen und Expertinnen zurück auf die Zeiten, als der Ball ins Rollen kam. Mit über siebzig kehren die Spielerinnen für einen letzten Match mit aktiven Juniorinnen auf den Rasen zurück.

Filme

Frechheit, Zusammenarbeit, Schwesterlichkeit

1975 wagten Isländerinnen etwas, das sich 50 Jahre später als Revolution herausstellt. Dem historischen Ereignis widmete Pamela Hogan die Dokumentation «Ein Tag ohne Frauen». Und erschuf damit ein Rezept zur Gegenwartsbewältigung.