Ungewisse Zukunft

Leben zwischen Ohnmacht und Aufbruch: Die Einwohnenden von Mitholz müssen ihr Dorf bald für Jahre verlassen.

Sie war eine der grössten künstlichen Explosionen, die nicht von Kernwaffen ausgelöst wurden: Die Explosionskatastrophe von Mitholz. In der Nacht vom 19. auf den 20. Dezember 1947 ereignete sich eine Reihe schwerer Explosionen im Munitionslager oberhalb der Gemeinde Kandergrund. Neun Menschen kamen ums Leben, sieben weitere wurden verletzt. Grosse Teile des nahen Dorfes Mitholz wurden verwüstet, ebenso die Station Blausee-Mitholz der Lötschbergbahn. Die Expolosion war mehr als doppelt so heftig wie diejenige im Hafen von Beirut im Jahr 2020.

Aufräumarbeiten nach der grossen Explosion.
Aufräumarbeiten nach der grossen Explosion. (Bild: Hans Lörtscher, Frutigen © Kulturgutstiftung Frutigland)

Später wurde die Anlage teilweise wieder aufgebaut und als Lager und Truppenunterkunft genutzt. Bis die Behörden 2018 feststellten, dass von den in der Anlage verbliebenen Munitionsresten weiterhin eine Explosionsgefahr ausgeht. In den eingestürzten Anlagen liegen noch mehrere hundert Tonnen Sprengstoff. Felsstürze, Blitzeinschläge, Sabotage oder Selbstentzündungen könnten weitere Explosionen auslösen.

Die Räumungsarbeiten sollen nach umfangreichen Vorarbeiten 2031 beginnen und kosten geschätzt eine Milliarde Franken. Im Februar 2020 wurde den Bewohnenden mitgeteilt, dass viele ihr Dorf wegen der Räumungsarbeiten im Munitionsdepot 2030 für zehn Jahre verlassen müssen. Seither lebt Mitholz zwischen Ohnmacht und Aufbruch.

In einem gemeinsamen Projekt setzten sich Menschen aus Mitholz und das Alpine Museum der Schweiz mit der Bedeutung von «Heimat» und mit der ungewissen Zukunft auseinander. Die Spurensuche führt von der Explosionsnacht 1947 bis in die Zukunft. 


Beitrag vom 04.05.2024

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