Unsere Ausflugstipps für den Spätsommer
Ein bisschen Sommer bleibt noch! Sechs Tipps, um ihn auszukosten, etwa per Atemweg, beim Wandern mit Eseln, in einer Schlucht, im Park eines Traumschlosses oder auf einem Rundgang durch Luzern.
Text: Fabian Rottmeier
Ab in den Wald – zum Durchatmen
Die aargauische Gemeinde Safenwil verbindet man wegen Emil Frey eher mit Autos statt mit Natur. Ein bisschen zu Unrecht, denn wie der dortige «Atemweg» zeigt, darf sich das Waldgebiet der Gemeinden Safenwil, Oftringen, Uerkheim und Zofingen mehr als sehen lassen. Auf rund sieben Kilometern – es gibt auch eine kürzere, vier Kilometer lange Route – animiert der Themenspaziergang mit spielerischen Experimenten zum bewussteren Atmen. Je nach Routenwahl säumen den Pfad sechs oder zehn Stationen. Mal begeht man dabei unterschiedlichem Terrain, achtet sich bei einem steilen Anstieg auf den Atemrhythmus – oder schliesst ganz einfach die Augen, um tief durchzuatmen. Ein Ausflug also, bei dem man definitiv zur Ruhe kommt – sofern Posten 1 nicht gerade wegen der geöffneten Schiessanlage geschlossen ist!
Atemweg Safenwil: Blaue Route 4,2 km, rote Route 6,8 km, Grillstelle bei Posten 10. ÖV-Anreise: Zug bis Safenwil oder Walterswil-Striegel, ab dort 20 Gehminuten bis zum Atemweg (Wegschildern folgen). Dieses Kurzvideo gibt einen schönen Einblick in den Weg. Weitere Infos und Flyer zum Herunterladen: atemweg.ch
Esel zum Mitnehmen
So manch eine Frau hat sich auf einer Wanderung schon über ihren Partner genervt, der sie mit Uninteressantem zugetextet hat. Wer da lieber mal mit einem richtigen (und schweigsamen!) Esel durchs Val Müstair wandern will, ist bei der Familie von Planta in Fuldera am richtigen Ort. Auf ihrem Biohof hält sie unter anderem 35 Esel, die sie Interessierten nach einer Einführung für kurze Wanderungen borgt – und zwar ohne Begleitung. Der Spass ist von Juni bis Ende Oktober möglich. Und über die Schönheit des Val Müstair haben schon manche ihren Liebsten vorgeschwärmt.
Esel-Trekking: Infos und Anmeldung: Familie von Planta, Resia 35, 7533 Fuldera, Telefon 079 641 68 75 oder 079 228 47 01. ÖV-Anreise: Postauto bis Haltestelle «Fuldera, Daint».
Die Schlucht wird immer enger
An warmen Tagen tut ein kurzer Abstecher in kühlere Gefilde gut. Die Taminaschlucht bei Bad Ragaz – zwischen Valens und dem Weiler Bonadivis gelegen – ist da eine hervorragende Wahl. Wer kann und will, marschiert am besten gleich vom Bahnhof Bad Ragaz zur Schlucht, dessen Eingang unmittelbar am Rande des alten Ortskerns landschaftlich reizvoll beginnt. Es gibt jedoch per «Schluchtenbus» auch die Möglichkeit, bis zum engsten, spektakulären Ende der Schlucht hochzufahren. Dieser eintrittspflichtige, 750 Meter lange Felsspalt (zu Fuss nach rund einer Stunde erreicht) startet beim Alten Bad Pfäfers, einem altehrwürdigen Bau, dessen Badegeschichte dank zugänglichen Räumen und einem Museum erlebbar wird und mit einer prächtigen Gaststube auch den Hunger stillt. Doch der Höhepunkt bleibt der leicht begehbare, gut ausgebaute Weg in den engen, tiefen Teil der Schlucht, in dem es nochmals spürbar kühler wird. Wenigstens solange, bis man am Ende in ein Tunnel schreiten kann, das rund 100 Meter tief in den Felsen reicht – bis zur Tamina-Quelle, dessen 36,5 Grad warmes Wasser auch die Bäder des Thermalbades «Tamina Therme» füllt. Die Luft wird immer wärmer und feuchter, je näher man der Fensterscheibe kommt, hinter der das Wasser aus vermutet 1800 Metern Tiefe emporsprudelt.
Taminaschlucht: Zu Fuss in einer Stunde ab Bahnhof Bad Ragaz erreichbar – oder per Postauto bis «Pfäfers, Altes Bad». Saisonal täglich geöffnet, dieses Jahr noch bis zum 20. Oktober. Eintritt: CHF 5.–, Infos: altes-bad-pfaefers.ch
Traumgarten par excellence
In der Deutschschweiz noch ein Geheimtipp ist das Waadtländer Schloss von Vullierens. Ein Anwesen, das perfekt in die erfolgreiche, farbenfrohe Netflix-Kostümserie «Bridgerton» passen würde. Das Schloss steht auf den Grundmauern einer Burg und glänzt nicht nur mit seiner Architektur aus dem 18. Jahrhundert, sondern auch mit einem wunderschönen, grossen Garten, der neun Themengärten umfasst. Zwischen Mai und Oktober, so steht es auf der Website des Château de Vullierens, «erzeugen etwa 110’000 Blüten ein beeindruckendes Farbmosaik aus über 18’000 spät blühenden Tulpen, einer Sammlung von Pfingstrosen und Rhododendren sowie einem beeindruckenden Rosengarten». Neben einer reichen Sammlung von Iris- und Lilienarten gibt es vier thematische Spaziergänge durch die Parkanlage. Man versteht, weshalb der Ort auch «das kleine Versailles» genannt wird. Das Schloss selbst ist nicht öffentlich zugänglich. Zugänglich sind jedoch in einem Nebengebäude eine Kunstgalerie, ein Schlosskeller mit Weinen aus dem eigenen Anbau sowie im Innenhof ein Café (im Frühling sogar zusätzlich noch ein Gartencafé) sowie eine Boutique mit lokalen Lebensmittelprodukten.
Château de Vullierens, geöffnet bis 27. Oktober, jeweils samstags und sonntags von 10 bis 18 Uhr. ÖV-Anreise: Ab Bahnhof Morges per Bus bis Haltestelle «Vullierens, village», von dort aus 5 Gehminuten. Infos: chateauvullierens.ch/de
Das Handy kennt den Weg durch Luzern
Würden Sie manchmal gerne eine Schweizer Stadt erkunden, die Sie noch nicht so gut kennen, sind aber zu faul, um sich selbst einen Rundpaziergang zusammenzustellen? Kein Problem, schliesslich hat Schweiz Tourismus zu Städten wie Solothurn, St. Gallen, Schaffhausen, Baden oder Thun (und einige weitere) Routen erstellt, die sich ganz einfach mit dem Smartphone als Guide begehen lassen. Für Luzern gibt es gar drei Spaziergänge, die alle rund 6000 Schritte erfordern. Einer deckt die Altstadt und das Bruchquartier ab, ein anderer verspricht viel Aussicht. Dabei lernt man kulinarisch spannende kleine Orte kennen, ebenso lokale Lädeli, die mit Herzblut betrieben werden. Und folgen muss man einfach bloss der Karte in der SmartGuide-App.
So gehts: Auf dem Smartphone die App «SmartGuide» herunterladen, im Suchfeld «Luzern» eintippen und einen der drei Luzerner Stadtspaziergänge von Schweiz Tourismus auswählen. Hier gehts direkt zum passenden Download-Link zur Route. Alle diese Schweizer Stadtrundgänge lassen sich auch hier in der digitalen Broschüre von Schweiz Tourismus nachlesen.
Auch Bäume sind Kunst
Das Enea Baummuseum in Rapperswil-Jona rückt 50 Bäume aus 25 verschiedenen Arten ins Zentrum. Vor 14 Jahren hat sich Enzo Enea mit dem Museum und dem dazugehörenden Park einen Traum verwirklicht. Der Schweizer Landschaftsarchitekt und Baumsammler hat einen 75’000 Quadratmeter grossen Park angelegt, in dem 150 Bäume stehen – 50 davon im Museum. Einige sind über 100 Jahre alt. Seit 2013 verbindet der Park zudem Natur und Kunst – und stellt auch zeitgenössische Skulpturen aus. «Es geht mir nicht um Dekoration, sondern um Integration», sagte der 60-jährige Enzo Enea einst dazu.
Enea Baummuseum, Rapperswil-Jona. Infos: enea.ch, Telefon 055 225 55 55, ÖV-Anreise: ab Bahnhof Jona per Bus bis Haltestelle «Jona, Buechstrasse West», von dort 100 Meter zu Fuss; ab Bahnhof Rapperswil SG per Bus bis Haltestelle «Jona, St. Dionys», von dort 1 Kilometer zu Fuss.