175 Jahre Schweizer Bahn!
Zuverlässige Züge: Seit 1847 verkehren Eisenbahnen in der Schweiz. Alles begann zwischen Zürich und Baden. Und wird heuer gross gefeiert.
Am 7. August vor 175 Jahren verkehrte die erste Eisenbahn der Schweiz von Zürich nach Baden, zwei Tage später nahm sie den fahrplanmässigen Verkehr auf. «Spanisch-Brötli-Bahn» hiess die Linie bald, weil die feinen Zürcher Herrschaften sich damit Blätterteiggebäck von einem bekannten Badener Koch in die Stadt holen liessen. Die Fahrt dauerte rund 45 Minuten – ein grosser Gewinn verglichen mit der dreistündigen Kutschenreise. Die damals gebaute Schäflibachbrücke bei Dietikon ist heute die älteste in Betrieb stehende Eisenbahnbrücke der Schweiz.
1850 erarbeiten zwei englische Bahnexperten für den Bundesrat das Konzept eines Schweizer Bahnnetzes. Es sah je eine grosse Linie von Genf zum Bodensee und von Basel zum Gotthard sowie zu den Bündner Pässen vor. Zwei Jahre später überliess die Bundesverammlung gegen den Willen der Regierung den Bau und den Betrieb der Eisenbahnen den Kantonen und Privaten. Dies machte die Schweiz zum Land der privaten Bahnen. Erst 1902 entstand die SBB als Staatsbahn.
1854 nahm die zweite Schweizer Bahnstrecke ihren Betrieb auf: Von Basel nach Liestal. Zwei Jahre später gab der Zürcher Drucker David Bürkli das erste – noch private – Kursbuch heraus. Eine offizielle Version gab es erst 1905 und zum letzten Mal 2018. 1858 erfolgte am Hauenstein-Tunnel der erste Schweizer Gebirgsdurchbruch. Bei einem Brand während des Tunnelbaus verloren 52 Arbeiter und 11 Retter ihr Leben.
Die von Alfred Escher gegründete Kreditanstalt wurde die wichtigste Geldgeberin der Bahnen. Der Zürcher Nationalrat war eine prägende Figur der Schweizer Eisenbahngeschichte: Er gründete die Nordostbahn und präsidierte später die Gotthardbahn-Gesellschaft.
1863 organisierte der englische Geistliche Thomas Cook die weltweit erste Kollektivreise: Sie führte von England in die Schweiz. Der in der Folge aufkommende Tourismus prägte das entstehende Bergbahn-Netz. 1871 brachte die erste Zahnradbahn Europas Passagiere von Vitznau auf die Rigi. Der Erbauer Niklaus Riggenbach gehörte zu den Begründern der Zahnradtechnik.
Im Parlament störte man sich am wachsenden Privatbahn-Boom mit ausländischem Kapital. Eine erste Nationalbahn auf der Strecke Konstanz-Winterthur-Zofingen, die mit öffentlichen Geldern finanziert werden sollte, scheitert jedoch 1875. Ein Jahr später wurde die Maschinenfabrik Oerlikon MFO gegründet, die Trams und später erste Elektro-Loks wie das «Krokodil» baute.
Ab 1882 fuhren Züge durch den neuen Gotthardtunnel. Dies bedeutete das Ende der Gotthard-Pferdepost, die noch 1880 rund 80’000 Passagiere über den Pass befördert hatte. 1888 kam die erste elektrische Bahn der Schweiz: die Tramway Vevey-Montreux-Chillon. Nur vier Jahre später erklomm die erste elektrische Zahnradbahn der Welt den Mont Salève bei Genf.
Auf Vorschlag des Vereins schweizerischer Geschäftsreisender führten 15 beteiligte Bahnen 1898 ein Generalabonnement ein. Es blieb lange Jahre ein Nischenangebot – der GA-Boom begann erst fast hundert Jahre später. Ebenfalls 1898 stimmte das Volk für eine Verstaatlichung der Eisenbahn: 1901/02 wurde mit 9 erworbenen Privatbahnen die SBB gegründet. Wenige Jahre später wurde auch die Gotthardbahn verstaatlicht und damit Teil der SBB.
1906 öffnete mit dem Simplontunnel der längste Bahntunnel der Welt. Dieser bildete ab 1913 zusammen mit dem neuen Lötschbergtunnel eine zweite Schweizer Alpentransitbahn. Ab 1912 fuhr der erste Trolleybus der Schweiz durch Freiburg und auf der Linie Bern-Dettlingen waren die ersten drei Postautos des Landes unterwegs. In Winterthur entstand die erste Diesellokomotive der Welt.
Der erste durchgehende Glacier-Express verkehrte 1930 von St. Moritz nach Zermatt. 1936 verfügten 72 Prozent des SBB-Netzes über elektrische Fahrleitungen und vier Jahre später kam die stärkste Elektrolokomotive der Welt auf die Schienen: Die «Landi-Lok» Ae 8/14.
1956 schaffte man in ganz Europa die Dritte Klasse bei den Bahnen ab, die so genannte Holzklasse. 1960 startete am Lötschberg der fahrplanmässige Autoverlad. 1964 konnten Passagiere ihre Billette erstmals an einem Billettautomaten lösen: Die Küchenschrank-grossen Automaten ermöglichten vierzig verschiedene Ticket-Typen. 1968 sah die Ausrangierung des letzten fahrplanmässige Dampfzugs.
Mit der Eröffnung des Gotthard-Strassentunnels 1980 stellte die SBB den Autoverlad Göschenen -Airolo ein. Wenig später kam es zur Revolution im Personenverkehr: Die SBB führte den Taktfahrplan mit zu jeder Stunde gleichen Abfahrtszeiten ein. Mit der Subvention des (bereits 1923 eingeführten Halbtax-Abos) auf 100 Franken löste der Bund 1987 einen Boom aus. Heute besitzt knapp die Hälfte der Einwohner:innen der Schweiz ein öV-Abo.
Das 21. Jahrhundert brachte das Mega-Projekt NEAT mit der Eröffnung des Lötschberg-Basistunnels (2007), des Gotthard-Basistunnels (2016) und des Ceneri-Basistunnel (2020).
Quelle: https://www.voev.ch/de/Service/content_?download=18294
Jubiläumswochenenden 2022
Die Festakte nach Regionen
Ausstellung im Verkehrshaus Luzern
Hier schlägt das Bähnlerherz hoch!
Pünktlich, ideal erschlossen, zukunftsfähig – der Schweizer Bahnverkehr geniesst weltweit einen hervorragenden Ruf. Seit der Inbetriebnahme der «Spanisch-Brötli-Bahn» im Jahr 1847 haben sich Infrastruktur, Technologie und die sozialen Aspekte des Bahnverkehrs und der Berufswelt enorm verändert. Die Schwerpunktausstellung «175 Jahre Bahnverkehr» im Verkehrshaus in Luzern nimmt die Besucherinnen und Besucher mit auf die Erfolgsreise: gestern – heute – morgen.