Künstliche Intelligenz für jedes Alter
AI oder KI, das ist Hans wie Heiri. Fakt ist aber: Künstliche Intelligenz ist derzeit omnipräsent. Wie kann man sie für sich verwenden, um den Alltag etwas interessanter oder abwechsungsreicher zu gestalten? Wir haben da ein paar Ideen.
Text: Jessica Prinz
Man kommt derzeit nicht um das Thema der Künstlichen Intelligenz (KI) herum. Die Bedenken einiger Expert:innen wecken natürlich eine gewisse Skepsis und mahnen zur Vorsicht. Dennoch wäre es meiner Meinung nach falsch, sich der Entwicklung der Artificial Intelligence zu verschliessen. Denn im Alltag bieten sich immer wieder Gelegenheiten, die KI zu nutzen. Beispielsweise als Brainstorming-Partner, wenn es darum geht, sich ein Geschenk zu überlegen, eine Projektidee voranzutreiben oder Inputs für bevorstehende Reisen zu bekommen. Chatbots wie ChatGPT generieren dabei meiner Erfahrung nach jedoch höchst selten die perfekte Idee – sie können aber mein Denken und meine Kreativität ankurbeln.
Die derzeit berühmteste Anlaufstelle für Künstliche Intelligenz ist ChatGPT. Einmal mit der E-Mail-Adresse registriert, lässt sich mit dem KI-Chatbot über allerhand Themen diskutieren und auch philosophieren. Er kann überdies Pläne erstellen oder Wissen vermitteln. Die Geheimzutat dabei lautet «Prompt». «Prompt» ist die Eingabeaufforderung, mit der die KI-Plattform instruiert wird, einen bestimmten Text zu generieren oder eine besondere Aufgabe zu erledigen.
Wer die Künstliche Intelligenz also mit den richtigen Befehlen füttert, kann schnell viel Praktisches aus ihr herausziehen. Dies wirkt am Anfang vielleicht etwas befremdlich, aber je bestimmter man mit dem Roboter kommuniziert und je genauer man sein Ziel definiert, umso schneller kommt man dort hin, wo man möchte. Am besten funktioniert das, wenn man ChatGPT gleich zu Beginn eines «Gesprächs» eine Rolle zuweist, zum Beispiel die des Englischlehrers. Danach kann man definieren, was genau man lernen möchte. Zum Beispiel kann man folgenden Befehl bei ChatGPT eingeben:
Agiere als mein Englischlehrer. Hilf mir dabei, meinen Wortschatz zu verbessern, indem du mir Vokabellisten erstellst.
In einem nächsten Schritt, kann man sich dann abfragen lassen:
Frag mich die Wörter nacheinander ab, immer 8 am Stück, aber nicht in der gleichen Reihenfolge. Schau bitte meine Übersetzungen genau an und korrigiere allfällige Fehler, die ich gemacht habe. Falls alles richtig ist, fahre mit den nächsten 8 Wörtern weiter.
Hier gibt es eine vertieftere Anleitung zum Lernen mit ChatGPT.
Für weitere Ideen, was man mit Hilfe von ChatGPT alles anstellen kann, lesen Sie bitte weiter.
Die eigene Geschichte festhalten
Sind Sie daran interessiert, ihr eigenes Leben festzuhalten, Ihre Geschichten aufzuschreiben – für sich selbst oder Ihre Nachkommen? Lassen Sie ChatGPT Ihren Fragesteller sein, der Sie dazu animiert, Ihre Geschichten zu erzählen. Verwenden Sie dazu diesen «Prompt»:
Ich möchte, dass du die Rolle des Fragestellers übernimmst. Ich bin eine Person, die eine Autobiografie erstellen möchte. Du stellst mir Fragen, die mich dazu auffordern, verschiedene Lebensabschnitte zu beschreiben und Anekdoten zu erzählen. Ich möchte, dass du in der Rolle des Fragestellers antwortest. Du sollst bitte keine Erklärungen schreiben, sondern auf meine Antworten eingehen und weiterfragen. Stell mir nicht alle Fragen auf einmal, sondern warte meine Antwort ab. Ich bitte dich, nach ein paar Fragen von selbst auf ein neues Thema einzugehen.
Essensreste verwerten
Die Ferien nahen und Sie haben zu Hause noch ein paar Resten, die Sie in den Speiseplan einbauen möchten? Auch dabei kann Ihnen die künstliche Intelligenz behilflich sein. Probieren Sie folgenden «Prompt» aus:
Ich habe noch zwei Paprika (rot und gelb), etwas Nüsslisalat, Harissa, Kokosmilch, grüne Bohnen, Naturjoghurt und eine Aubergine zu Hause. Bitte gib mir drei möglich Rezepte, um diese Zutaten zu verwerten. Es müssen nicht alle Zutaten auf einmal verwendet werden, zudem sind ein paar Basiszutaten verfügbar.
Sollten Sie mit dem vorgeschlagenen Rezept nicht zufrieden sein, lohnt es sich nachzufragen: Auf die Frage «Hast du noch eine andere Idee?» reagiert ChatGPT blitzschnell mit weiteren Vorschlägen. Wer einen Schritt weitergehen möchte, kann sich einen Menüplan für eine ganze Woche zusammenstellen lassen – unter Berücksichtigung der eigenen Vorlieben und Unverträglichkeiten. Versuch Sie dazu folgendes:
Ich möchte, dass du mir dabei hilfst, einen Menüplan zu erstellen. Stelle mir bitte Fragen, um herauszufinden, was am meisten Sinn für mich macht und gesund ist. Stelle mir Fragen nacheinander, um einen Plan für die Woche zu erstellen.
Das eigene Ikigai ergründen
Der Begriff Ikigai kommt aus dem Japanischen und bezeichnet eine Methode, um sich selbst kennenzulernen und die Dinge zu ergründen, die elementar für das eigene Glück sind. Der Name setzt sich aus den Wörtern iki = Leben und gai = Wert zusammen. Der Test, um das eigene Ikigai herauszufinden, ist nur einer von vielen Persönlichkeitstests, die im Internet zu finden sind – und die viel Disziplin brauchen, um sie zu Ende zu führen. Bekommt man bei diesem Prozess Fragen gestellt, kann dies den Ablauf vereinfachen. Auch dafür gibt es einen «Prompt»:
Ergründe mit mir mein Ikigai, indem du mir Fragen stellst und ich dir Antworten liefere. Stelle mir bitte eine Frage nach der anderen und warte auf meine Antworten. Stelle allenfalls vertiefte Fragen, um genug Informationen für die Analyse zu erhalten.
Zusatztipp: Sind Sie nicht ganz sicher, ob ChatGPT Ihnen weiterhelfen kann, fragen Sie einfach.
Über die Basis von ChatGPT hinaus sind mittlerweile zahllose Anwendungen und Apps entstanden, die allerhand Spielereien zulassen. Hier ein paar Beispiele, mit denen man sich locker die Zeit vertreiben kann:
Alte Schwarzweissfotos einfärben lassen
Fragen Sie sich auch manchmal, wie ein altes Foto von Ihnen, Ihren Eltern oder Grosseltern wohl in Farbe aussehen würde? Selbst dabei kann Künstliche Intelligenz unterstützen. Beispielsweise auf der Website palette.fm können Sie ohne Anmeldung und ohne Angabe Ihrer Daten oder Kreditkarte alte Fotos kolorieren lassen. Dafür müssen Sie lediglich ein Schwarzweiss-Foto aus Ihrem Archiv abfotografieren oder scannen, so dass Sie es auf dem Computer haben. Danach können Sie es ganz einfach auf palette.fm hochladen und sich die Ergebnisse in verschiedenen Farben anzeigen lassen. Laut Webseite werden Ihre Dateien nicht gespeichert!
Märchen erfinden
Mit der App namens «Oscar» können Sie im Handumdrehen eigene, personalisierte Märchen kreieren lassen. Sie können in der App, die für Android und Apple erhältlich ist, beispielsweise die eigene Familienkonstellation konfigurieren, so dass die Hauptcharaktere eines Märchens das Kind selbst und sein Umfeld sind. In einem nächsten Schritt können Sie wählen, was die Moral der Geschichte sein soll, zum Beispiel, dass man nicht lügen soll, und in welchem Umfeld das Märchen spielen soll: Dreht es sich um Astronaut:innen im Weltall oder spielt es in einem Schloss mit König:innen und Drachen? Die App erstellt Gutenachtgeschichten ganz nach dem Bedürfnis des Kindes. Ausserdem lernt die KI immer weiter, was die Märchen individueller und auch inhaltlich besser werden lässt.
Karten basteln mit Playground
Wer freut sich nicht über eine Postkarte aus fremden Ländern oder nahen Tälern? Egal, ob es Sie in den Süden verschlägt oder anderswohin: Postkarten sind die schönsten Feriengeschenke. Eine Möglichkeit dafür bietet der Postcard-Creator, die App der Schweizerischen Post, mit der man aus eigenen Fotos Postkarten erstellen, drucken und verschicken lassen kann – eine pro Tag ist dabei sogar gratis, weitere Postkarten kosten CHF 2.10 pro Stück. Mit Bildsoftware wie Dall-E, Midjourney oder dem kostenlosen Playground lassen sich zudem kreativ-collagierte Post-Glückwunsch oder Grusskarten entwerfen. Es lohnt sich, mit den «Prompts» zu experimentieren und zu sehen, was dabei herauskommt. Vielleicht entsteht dabei sogar ein neues Kunstwerk, das es nicht nur in den Briefkasten sondern sogar an die Wand schafft.
Bereit für eine Reise in die digitale Welt? Im Themenschwerpunkt «total digital» schauen wir nach vorn – aber auch zurück: Wir zeigen, dass Künstliche Intelligenz nicht nur jüngeren Generationen vorbehalten ist, erinnern uns an unsere ersten Erfahrungen mit der digitalen Technologie, zeigen eine innovative Community-Wohnform und kommen mit virtueller Realität hoch hinaus: zeitlupe.ch/total-digital