© Warner Bros. Records

«Dreams» von Fleetwood Mac Songs und ihre Geschichten

Triumphe und Tragödien, Drogenexzesse und Trennungen, Umbesetzungen und Neuanfänge – das ist eine kurze Beschreibung der britisch-amerikanischen Band Fleetwood Mac, die nebenbei auch noch mit 40 Millionen verkauften Exemplaren eines der erfolgreichsten Alben der Musikgeschichte überhaupt aufgenommen hat.

Text: Urs Musfeld

Begonnen haben die vom Gitarristen und Sänger Peter Green, dem Schlagzeuger Mick Fleetwood und dem Bassisten John McVie 1967 in London gegründeten Fleetwood Mac als Blues-Rock-Band. Mit dem Song «Albatros», einer Instrumentalkomposition von Green, erreichen sie bereits ein Jahr später ihren ersten grossen Erfolg und landen einen Nummer-eins-Hit in Grossbritannien.

Greens Ausscheiden 1970, der offizielle Beitritt der Keyboarderin, Sängerin und Songschreiberin Christine McVie (Ehefrau von John McVie) und dem Zuzug verschiedener Gitarristen und Sänger bringen eine allmähliche Abkehr vom reinen Blues hin zu Rock und Pop.

Der eigentliche Umbruch folgt 1974 nach dem Umzug von Mick Fleetwood, John- und Christine McVie nach Kalifornien. Neu zur Band stossen der Gitarrist und Sänger Lindsay Buckingham und die Sängerin Stevie Nicks. Ihr selbstbetiteltes Album «Fleetwood Mac» (1975) in der neuen Besetzung legt die Grundlage für ihren späteren Welterfolg.

Buckingham sorgt für komplexe Gitarrenarrangements und Studio-Feinschliff, Nicks steuert markante, mystische Songs und eine unverwechselbare Stimme bei.

Während «Fleetwood Mac» eine Art Mischmasch bereits bestehender Werke ist, verpasst Lindsey Buckingham auf dem Nachfolgealbum «Rumours» (1977) dem Sound von Fleetwood Mac ein radiotaugliches, klanglich perfektes Facelifting. Er lenkt ihn endgültig Richtung Soft- und Pop-Rock. Es wird zur ihrer erfolgreichsten und einer der meistverkauften Platten.

Alles andere als einträchtig ist das Bandgefüge. Bei den Aufnahmen zu «Rumours» herrscht das reinste Gefühlschaos. Die Ehe von Christine und John McVie ist ebenso zerbrochen wie die Beziehung von Lindsay Buckingham und Stevie Nicks. Mick Fleetwood hat sich von seiner Frau getrennt und soll eine Affäre mit Stevie Nicks gehabt haben.

Zerbrochen ist die Gruppe daran aber nicht. Sie scheut sich nicht, diese Irrungen und Wirrungen öffentlich zu machen. All diese Gefühlsdramen und Trennungen werden in fast allen Songs verarbeitet. Eine Sammlung von Abrechnungen, Schuldzuweisungen und Liebesklagen.

Gleichzeitig sorgen Fleetwood Mac mit ihrem Drogenkonsum für Schlagzeilen.

Drei unterscheidbare Songschreiber:innen und Sänger:innen, die sich über das von der Rhythmusgruppe gelegte Fundament ausbreiten, die Harmonien ihrer Stimmen, die meisterhafte Produktion, die ausgewogene Stimmung zwischen Stadionrock, Westküsten-Pop und Folk, die authentische emotionale Schieflage der Lieder – all dies zusammen machen «Rumours» zu einem Meilenstein. 

Aus der Feder von Stevie Nicks stammt die Ballade «Dreams», eine Skizze der Einsamkeit nach der Trennung von Buckingham.

Now here you go again
You say you want your freedom
Well, who am I to keep you down?
It’s only right that you should
Play the way you feel it
But listen carefully
To the sound of your loneliness

Jetzt fängst du schon wieder damit an
Du sagst, du willst deine Freiheit
Nun, wer bin ich, dass ich dich daran hindern könnte?
Es ist nur recht und billig, dass du
So spielst, wie du es fühlst
Aber hör genau hin
auf den Klang deiner Einsamkeit.

Like a heartbeat drives you mad
In the stillness of remembering what you had
And what you lost
And what you had
And what you lost

Wie ein Herzschlag dich verrückt macht
in der Stille der Erinnerung an das, was du hattest
Und was du verloren hast
Und was du hattest
und was du verloren hast

Oh, thunder only happens when it’s rainin‘
Players only love you when they’re playin‘
Say women, they will come and they will go
When the rain washes you clean, you’ll know
You’ll know

Oh, Donner gibt es nur, wenn es regnet
Spieler lieben dich nur, wenn sie spielen
Sag Frauen, sie werden kommen und sie werden gehen
Wenn der Regen dich reinigt, wirst du es wissen
Du wirst es wissen

Now here I go again
I see the crystal visions
I keep my visions to myself
It’s only me who wants to wrap around your dreams
And have you any dreams you’d like to sell?
Dreams of loneliness

Jetzt geht es wieder los
Ich sehe die kristallklaren Visionen
Ich behalte meine Visionen für mich
Nur ich möchte deine Träume umhüllen
Und hast du irgendwelche Träume, die du verkaufen möchtest?
Träume von Einsamkeit

Like a heartbeat drives you mad
In the stillness of remembering what you had
And what you lost
And what you had
Ooh, what you lost

Wie ein Herzschlag dich verrückt macht
In der Stille der Erinnerung an das, was du hattest
Und was du verloren hast
Und was du hattest
Ooh, was du verloren hast

Lindsay Buckingham rächt sich mit «Go your own way». «Dich zu lieben ist nicht das Richtige» heisst es im Text. «Sag mir, warum sich alles geändert hat. Du packst deine Sachen und willst nur noch mit mir zusammenziehen».

Stevie Nicks nennt «Dreams» und «Go your own way» Zwillingslieder: «Es ist dasselbe Lied, das von zwei Menschen über dieselbe Beziehung geschrieben wurde».

Nicks’ schläfriger Gesang, der entspannte Rhythmus, die melancholische Melodie, die verschwommene Kombination aus akustischem Gitarrenspiel, sparsamer Leadgitarre und E-Piano verwandeln ihren Schmerz in ein abweisendes Schulterzucken. Groll und Bitterkeit scheinen zu verblassen.

«Dreams» wird schnell zu einem internationalen Hit und erreicht 1977 Platz eins der US Billboard Hot 100. Dank eines TikTok-Videos schafft es der Song 43 Jahre später wieder in die Charts.

17 Studioalben haben Fleetwood Mac im Verlauf ihrer Karriere aufgenommen. Viele ihrer Songs sind zu Klassikern geworden. Die hohe Anzahl ihrer Konzerte spiegelt ihre Popularität und Bedeutung als Live-Band wider. Der letzte Auftritt findet 2019 statt.

Im gleichen Jahr stirbt Christine McVie im Alter von 79 Jahren. 2022 löst sich die Band – trotz mehrerer Reunion-Gerüchte – auf. 

Fleetwood Mac bleiben ein Symbol für künstlerische Integrität und kreative Zusammenarbeit. Trotz der internen Konflikte und Veränderungen in der Besetzung haben sie es geschafft, ihre musikalische Vision zu bewahren und ihre Fans über Jahrzehnte hinweg zu fesseln.


Urs Musfeld alias Musi

Portrait von Urs Musfeld

© Claudia Herzog

Urs Musfeld alias MUSI, Jahrgang 1952, war während 39 Jahren Musikredaktor bei Schweizer Radio SRF (DRS 2, DRS 3, DRS Virus und SRF 3) und dabei hauptsächlich für die Sendung «Sounds!» verantwortlich. Seine Neugier für Musik ausserhalb des Mainstreams ist auch nach Beendigung der Radio-Laufbahn nicht nur Beruf, sondern Berufung.

Auf seiner Website «MUSI-C» gibt’s wöchentlich Musik entdecken ohne Scheuklappen zu entdecken: https://www.musi-ch

Beitrag vom 21.10.2025

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