An die Bücher, fertig, los!
Bereits zum siebzehnten Mal wird in der Deutschschweiz im nächsten Frühling der «Prix Chronos» verliehen. Die Jury ist wohl die grösste der Schweiz: Kinder und ältere Menschen, die gemeinsam lesen und ihre Favoriten wählen. Machen Sie mit!
«Chronos» ist der griechische Gott der Zeit, der auch die Lebenszeit symbolisiert. Deshalb steht sein Name über dem Preis, den ein Publikum aus jungen und alten Lese-Fans jedes Jahr verleiht: den Prix Chronos. Dabei lesen Kinder von zehn bis zwölf Jahren und ältere Menschen jeweils zwischen August und Februar vier nominierte Jugendbücher, in denen es um Generationenbeziehungen geht. Nach der Lektüre wählen die Teilnehmenden ihren Favoriten und küren so das Siegerbuch.
Ob in der Badi, im Altersheim, in der Bibliothek, im Klassenzimmer oder mit dem Grossvater auf dem Sofa: Beim Prix Chronos lesen Jung und Alt gemeinsam. Kinder und ältere Menschen lernen einander dadurch besser kennen und erhalten Einblick in die Gedanken- und Alltagswelt der jeweils anderen Generation. Dies und das Thema der ausgewählten Bücher leisten somit einen wichtigen Beitrag zum gegenseitigen Verständnis. «Wir möchten die Teilnehmenden dazu animieren, sich mit ihren älteren respektive jüngeren Mitmenschen, ihren Bedürfnissen und Weltanschauungen auseinanderzusetzen», erklärt Renate Ammon von Pro Senectute Schweiz, die für dieses Projekt mit Pro Juventute zusammenspannt.
Der Prix Chronos will die Generationen einander ebenso näherbringen wie den Kindern und Jugendlichen die Leselust. Der Startschuss erfolgt jeweils im August, bis Ende Februar wird gelesen und im Frühling die Autorin oder der Autor des Siegerbuches an einer grossen Feier mit dem Publikumspreis ausgezeichnet.
Ausgewählt werden die vier Bücher für den Wettbewerb vom Schweizerischen Institut für Kinder- und Jugendmedien. Entscheidend ist dabei, dass das Verhältnis der Generationen glaubwürdig, differenziert und einfühlsam dargestellt wird, geprägt von Respekt und Offenheit, damit Jung und Alt voneinander lernen können. Selbstverständlich sollen die Bücher auch spannend, sprachlich gekonnt und für alle leicht verständlich erzählt sein. Also hinein ins Lesevergnügen auf www.prixchronos.ch
Prix Chronos 2021
Mitmachen können Einzelpersonen, Schulklassen, Lesezirkel, Bibliotheken, Jugendgruppen, Kirchgemeinden oder Altersheime. Die nominierten Bücher sind im Buchhandel erhältlich, ausleihbar bei der Pro Senectute Bibliothek und allen teilnehmenden Bibliotheken. Für Personen mit Legasthenie stehen sie als Hörbücher und E-Books auf www.buchknacker.ch zur Verfügung. Leserinnen und Leser mit Seheinschränkungen erhalten sie als Grossdruck und Braille bei der SBS Schweizerischen Bibliothek für Blinde, Seh- und Lesebehinderte.
Bei Fragen gibt Renate Ammon von der Pro Senectute Bibliothek Auskunft: Mail prix.chronos@prosenectute.ch, Telefon 044 283 89 77.
Buchvorschlag 1: Mino und die Kinderräuber
Wie war das eigentlich früher, als Chiaras Nonno Mino noch ein Kind war? Drago, Selma und Chiara sollen für die Schule eine Abenteuergeschichte schreiben. Sie erinnern sich an die Erzählungen von Chiaras verstorbenem Grossvater und nutzen sie für ihre eigene Geschichte: Was, wenn sie während des zweiten Weltkriegs in Süditalien gelebt hätten?
Jeden Tag arbeitet Mino im Forst, um seiner Mutter ein paar Lire heimbringen zu können. Als eines Tages der böse Spatuzzo aus der Stadt kommt, lädt er nicht nur Haselnüsse für seine Nougatcrème in seinen Wagen ein, sondern auch Drago und Mino – sie sollen in der Stadt den Zuckerbäckern helfen. Selma und Chiara müssen sie retten! Ein gefährliches Unterfangen zu Kriegszeiten… Der Alltag der Kinder mit italienischer Abstammung in der Schweiz unterscheidet sich frappant von der Kindheit ihrer Grosseltern. Davon erzählt diese Geschichte und ermuntert zum generationenübergreifenden Erinnern und Erzählen.
Franco Supino: Mino und die Kinderräuber
Mit Illustrationen von Iris Wolfermann
Glarus: Baeschlin 2019 | 112 S.
ISBN 978-3-85546-350-3
Buchvorschlag 2: Opa und die Nacht der Wölfe
Olli findet seinen Grossvater ziemlich peinlich: Der trägt im Schnee nur eine dünne Sommerjacke und bestellt sein Eis am liebsten mit Ketchup. So wagt es Olli auch nicht zu ihm zu stehen, als der Opa zur Schneeball-Zielscheibe für die verfeindete Kinderbande wird.
Doch als Olli eines Abends auf Opa aufpassen soll, wird er Zeuge einer wundersamen Verwandlung: Der Grossvater wird zu einem grossen, starken Wolf! Und er trifft sich mit weiteren Wölfen, die in jeder Vollmondnacht aus ihrem Seniorenleben ausbrechen. Diesmal sind sie in Aufregung, denn einer ihrer Kollegen ist verschwunden! Olli darf die Wölfe begleiten und mit ihnen den Fall lösen. Mal braucht es dafür Ollis Menschenfertigkeiten, mal die Stärke und Schnelligkeit der Wölfe. Und immer heisst es: Einer für alle, alle für einen. Das Rudel lässt keinen zurück.
Ein Abenteuer zwischen Realität und Fantasie zum Thema Generationensolidarität.
Nora Alexander: Opa und die Nacht der Wölfe
Mit Illustrationen von Julia Christians
Hamburg: Oetinger 2019 | 208 S.
ISBN 978-3-7891-0954-6
Buchvorschlag 3: Hanna und der Flug des Adlers
Hanna muss ein halbes Jahr bei ihrer Grossmutter verbringen, bis ihr Vater aus Hongkong zurück ist. Das ist zwar traurig, da sie ihre beste Freundin Charly nun nicht sehen kann. Allerdings erhält sie so die Möglichkeit, bei einem richtig guten Karatecoach zu trainieren. Doch im Training wird sie ausgelacht: Sie stinke nach Räucherstäbchen! Und als Oma ihr eine Eidechse als Krafttier in die Sporttasche schmuggelt, ist sie erst recht die Aussenseiterin. Oma India ist peinlich, findet Hanna. Könnte sie nicht etwas omamässigeres anziehen als ihre Federohrringe und die langen Ketten? Doch wer weiss, wozu Oma Indias Adlerfedern fähig sind?
Eine kurze, in gut lesbarer Sprache verfasste Erzählung über Toleranz und Anderssein, Freundschaft und Wettkampf.
Christine Stahr: Hanna und der Flug des Adlers
Mit Illustrationen von Laura Rosendorfer
Weinheim: Gulliver 2020 | 96 S.
ISBN 978-3-407-74996-3
Buchvorschlag 4: Ich bin hier bloss der Opa
Was für ein Tag! Weil die Eltern krank sind, fährt der Grossvater mit den vier Enkelkindern in den Vergnügungspark. Kein Problem, denkt er sich – und erzählt aus seiner Sicht in einer grossväterlichen Sprache von diesem abenteuerlichen Tag. Die Enkel wissen nicht nur, wie sie sich am besten beim Opa Eis, Lakritz und Cola erschleichen können, der Kleinste, Danny, legt sich auch mit sämtlichen Parkwächtern an, bringt den Opa gehörig zum Schwitzen und dreht jede Situation so, dass am Ende der Opa bedröppelt – oder gleich pflotschnass – da steht. Der erträgt alles mit erstaunlicher Geduld und kommentiert mit viel Verständnis das Verhalten der heutigen Jugend.
Für einmal ein Kinderbuch aus Grosselternsicht, in dem sich die Älteren wiedererkennen, während die Jüngeren mitlachen können.
Friedbert Stohner: Ich bin hier bloss der Opa
Mit Illustrationen von Hildegard Müller
München: Hanser 2020 | 128 S.
ISBN 978-3-446-26623-0