Brustplatte mit Gesicht, Kolumbien, Region Calima, Goldlegierung, The Museum of Fine Arts, Houston, Schenkung von Alfred C. Glassell, Jr. © Museum Rietberg

Neue Sicht auf meisterhafte Schätze

Zu einmaligen Einblicken lädt das Zürcher Museum Rietberg ein: Die Ausstellung «Mehr als Gold» stellt Kunst und Kultur der indigenen Bevölkerung Kolumbiens in den Mittelpunkt.

Text: Marco Hirt

Ein sagenhaftes Goldland im Inneren des nördlichen Südamerikas: Damit verbindet die westliche Welt seit Jahrhunderten den Mythos Eldorado. Doch wie der Ausstellungstitel «Mehr als Gold» schon sagt: Die Region, exakt in der Mitte des amerikanischen Doppelkontinents gelegen, hat viel mehr zu bieten – die Kunst und Kultur der dort lebenden indigenen Menschen und ihrer Vorfahren.

So widmet sich «Mehr als Gold» erstmals der Vielfalt des meisterhaften künstlerischen Schaffens im vorspanischen Kolumbien. Rund 400 Objekte (u.a. auch aus vorchristlicher Zeit) sind zu bewundern – darunter nebst Goldobjekten auch Keramikgefässe, Steinskulpturen und Federschmuck, die ein ähnlich hohes Prestige wie Gold hatten. Was diese Ausstellung, die europaweit nur in Zürich zu sehen ist, zudem so speziell macht: Bei den Einblicken in die bislang weitgehend unbekannte Kunst wurde wesentlich indigenes Wissen der Gemeinschaft der Arhuaco miteinbezogen.


Die Arhuaco leben zusammen mit drei weiteren indigenen Gruppen im karibischen Teil Kolumbiens. Für sie sind die archäologische Stätten ihrer Vorfahren heilige spirituelle Orte, die Werke nicht bloss Kunst der Vergangenheit, sondern lebendige Objekte und Träger von grundlegenden Werten. Für die Arhuaco hat jedes Wesen eine Seele, auch Steine und Gefässe. Sie sind Zeugnisse einer menschlichen Sichtweise, die auch für die Gegenwart von Bedeutung sind.

Sechs Schwerpunkte umfasst «Mehr als Gold» – u.a. werden der Mythos «El Dorado», der Schamanismus, die einstigen indigenen Gesellschaften sowie der Ausgrabungsort «Die vergessene Stadt» thematisiert. Die «Ciudad Perdida» wurde zwischen 600 und 1200 n. Chr. in den tropischen Bergen Kolumbiens erbaut und erst Anfang der 70er-Jahre wiederentdeckt.

Eine Neuentdeckung hingegen ist mit «Mehr als Gold» garantiert.


  • Die Ausstellung «Mehr als Gold – Glanz und Weltbild im indigenen Kolumbien» ist bis zum 21. Juli 2024 im Museum Rietberg in Zürich zu sehen (Di bis So). Mehr Infos: www.rietberg.ch
Beitrag vom 26.03.2024

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