
Warum Sie nicht reich sind
In seinem Dokumentarfilm «Unser Geld» beschäftigt sich Hercli Bundi mit dem Banksystem und zeigt, was es mit Gott und Religion gemeinsam hat. Eine Geschichte über die Schöpfung aus dem Nichts.
Text: Maximilian Jacobi
1380 Franken Cash – die Scheine liegen auf einem Tisch, absteigend: je ein Tausender, Zweihunderter, Hunderter, Fünfziger, Zwanziger, Zehner. Wer alle Noten unserer Währung gleichzeitig in der Hand halten möchte, muss diesen Betrag besitzen. Was bedeutet er Ihnen? Ist das viel Geld für Sie?
Mit dieser Frage beginnt der neue Dokumentarfilm «Unser Geld» von Regisseur Hercli Bundi (Eisenberger, The House In The Park). «Das essen wir jeden Monat auf», sagt ein Familienvater über die 1380 Franken. «Ein günstiger Flug in die USA», sagt Carlos Lenz, Leiter des Bereichs Volkswirtschaft der Schweizerischen Nationalbank.
Seine Fragen rund ums Geld stellt Bundi unter anderem Bankern, einem Philosophen, einem Künstler, einem Krypto-Unternehmer und Kirchen-Vertretern. Kleiner Höhepunkt ist ein ehemaliger Bankräuber, der zu weinen beginnt, als Bundi ihm die Milliardenbeträge aufzählt, die Bank-Bosse unter ihrer Leitung verspekulierten. Der geläuterte Räuber will anonym bleiben und trägt eine verspiegelte Sonnenbrille. Die Tränen sieht man nicht.

Fantasterei zwischen Goldbarrren
Immer wieder konfrontiert der Film das Publikum mit Grossaufnahmen, dazu erklingt ein Monolog aus dem Off. Während Goldbarren gegossen werden, schwärmt beispielsweise der Krypto-Unternehmer von der allgegenwärtigen Energie des Geldes. Während die Kamera am Kranhaken über eine Baustelle schwebt, erklärt der Philosoph, dass Banken Geld aus dem Nichts entstehen lassen, wie Gott in der Bibel das Licht. Eine starke Inszenierung: Durch die Bilder erhalten die Worte eine Dringlichkeit, als würde der Schöpfer selbst uns hier gerade die Gesetze unserer Zivilisation diktieren.
Es ist nicht der erste und wird auch nicht der letzte Dokumentarfilm sein, der sich dem Umstand widmet, dass Banken Geld «aus dem Nichts» erschaffen. Geld wird als Werkzeug der Macht dargestellt: Uns zwingt es zur Arbeit, während es für Banken und Reiche arbeitet. Diese Aussage inszeniert Bundi eindrücklich und beleuchtet das Thema Geld aus verschiedenen Perspektiven.
Und zwischendurch sorgt er auch für Unterhaltung: Die Antworten, die Bundi während der 95 Minuten Spieldauer erhält, sind oft überraschend. Und wenn man sich den Kontext vergegenwärtigt, in dem sie gegeben werden, funktionieren sie manchmal wie Witze, mit bitterbösen Pointen. Ein Beispiel:
Fragt ein Mann den Leiter einer Kirche: «Ist Geld eine Religion?»
Kirchen-Leiter: «Sie überschätzen die Religion.»

«Unser Geld», von Hercli Bundi, 95 Minuten, ab 28. August im Kino.
Weitere Informationen zum Film finden Sie hier.