Fahrtest im «Ford Fiasko»
In der RTL-Dokuserie «Alt & Abgefahren» lassen sich Ü78-jährige Seniorinnen und Senioren auf ihre Autofahrkünste testen. Die Vorbereitung mit ihren (verwandten) Beifahrern ist ein heiterer Schlagabtausch.
Text: Fabian Rottmeier
Nichts da! Regina weiss selbst, wann es Zeit ist, einen Gang höher zu schalten. Fast nie nämlich. Die 82-Jährige treibt ihre Tochter damit zwar nicht in den Wahnsinn, aber zielgerade in Richtung Ernüchterung. Von den Macherinnen und Machern der RTL-Dokuserie «Alt & Abgefahren» erhält die Berlinerin den Beinamen «Schalt-Muffel». Die pensionierte Journalistin ist eine von acht Freiwilligen im Alter zwischen 78 und 96 Jahren, die sich in der Fernsehsendung für einen Autofahrtest zur Verfügung gestellt haben. Bis es soweit ist, darf ihr das TV-Publikum dank Bordkameras dabei zuschauen, wie sie mit ihrer Tochter Manuela übt. Regina möchte mit dem Test «ihr Leistungsvolumen bestätigt bekommen». Ihr «Autöchen» nennt sie selbstironisch «Ford Fiasko».
«Alt & Abgefahren» ist ein grosser Spass, weil darin ein eigentlich ernstes Thema unterhaltsam in Szene gesetzt wird: die Tücken des Autofahrens im Alter. Die erste Folge, die am 18. April auf RTL lief, sahen in Deutschland 2,5 Millionen Menschen. Die bisher ausgestrahlten Folgen kann man sich hier kostenlos anschauen. Sie zeigen anschaulich auf, wie wichtig das Auto für viele Seniorinnen und Senioren ist, um sich eine Form von Unabhängigkeit zu bewahren. Für die einen ist es «ein Stück Freiheit», andere sagen, sie seien auf Gedeih und Verderb auf ihren Führerschein angewiesen. Zudem hört man gerne zu, wie die Teilnehmenden von ihrem ersten Autokauf (etwa in einem Bordell) erzählen. Autos haben sie seit Jahrzehnten begleitet – so wie die alten Lieblingsgegenstände, von denen uns kürzlich Zeitlupe-Leserinnen und Leser erzählten.
Der Erfolgsschlüssel der Sendung sind die Beifahrerinnen und Beifahrer der acht Hauptfiguren: Töchter, Söhne, Ehefrauen. Sie kennen die Mängel ihrer Liebsten beim Autolenken so gut wie sonst niemand. Ihnen zuzuschauen, wie sie leiden, aber vor allem, wie sie sich mit Humor enervieren, hat grossen Unterhaltungswert. Karl-Hermann etwa sagt, die Kommentare seiner Frau über seine Fahrkünste seien «unter aller Sau». Das Urteil seiner Rosemarie: Ihr Mann sei der schlechteste Autofahrer der Welt. Für den 83-jährigen, der seit 1982 dasselbe Auto fährt, ein klares Fehlurteil: Er könne doch nicht einmal eine auf der Strasse liegende Birne totfahren, sagt er. (Birnen-Fans sei dieses Birnen-Kohlrabi-Carpaccio-Rezept empfohlen!)
In der ersten Folge kommt es erst bei Heinz zur Prüfung, dem ältesten im Bunde. Der 96-Jährige ist gerne auch mal zu langsam unterwegs und mag Rollstopps. Sein Beiname in der Sendung jedoch lautet: «Mittelstreifen-Fahrer». Sohn Claus Rüdiger versucht seit Jahren vergeblich, ihn darauf hinzuweisen. Sein Vater jedoch ist davon überzeugt, schön in der Mitte zu fahren. Und er hat ja eigentlich recht: Bloss ist es die Mitte der gesamten Fahrbahn, die er anpeilt. Dieses Manko kann Heinz auch beim Fahrtest nicht verbergen – und fällt nicht nur deshalb durch. Der Rat des TÜV-Fahrexperten: Heinz soll sich doch mit den alltäglichen, kurzen Fahrten zum Strand begnügen und bei längeren Ausflügen auf dem Beifahrersitz Platz nehmen.
«Alt & Abgefahren», zu sehen auf RTL. Folge 3 am 2. Mai um 19.05 Uhr, Folge 4 am 9. Mai um 19.05 Uhr
Folge 1 vom 18. April gibts hier zu sehen.
Folge 2 vom 25. April gibts hier zu sehen.
Alle weiteren Folgen werden nach der TV-Ausstrahlung hier aufgeschaltet.
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