
Diese Vater-Sohn-Filme sollten Sie nicht verpassen
Seinen eigenen Vater verstehen? Gar nicht so einfach. Manche versuchen es, indem sie darüber einen Dokumentarfilm drehen. So etwa zwei Schweizer Regisseure oder US-Filmstar Robert Downey Jr. mit «Sr.».
Text: Fabian Rottmeier
«Für immer Sonntag»
Rudy, ein Kanadier, der seit über 40 Jahren im Berner Oberland lebt, steht kurz vor seiner Pensionierung. Sohn Steven Vit begleitet ihn mit seiner Kamera zur letzten Geschäftsreise nach Asien. Für Rudy geht es um dreistellige Millionenbeträge, für Steven darum, seinen Vater besser kennenzulernen. «Für immer Sonntag» dokumentiert fortan Rudys Übergang ins arbeitsfreie Leben. Dass dieser nicht reibungslos verläuft, ist auch Rudys oft ungehobelter Art geschuldet. Den ganzen Alltag mit seiner Frau Käthi verplanen? Lieber nicht. Rudy wirkt etwas verloren. Doch in kleinen Schritten findet er seinen Weg.
CH 2022, 86 Min., gratis hier zu sehen auf PlaySuisse
«Le film de mon père»
Jules’ Vater musste nie arbeiten, weil seine jung verstorbene Frau ein riesiges Vermögen geerbt hatte. Die Folge dieser Freiheit: Er brachte nie etwas wirklich zu Ende. Weil Vater Jean befürchtet, dass seinem Sohn als angehender Filmemacher dasselbe passieren könnte, beginnt er, sich philosophierend selbst zu filmen – als Videomaterial für Jules’ Filmdebüt. Dieser nimmt den Faden auf, dreht auf dem Anwesen in Villars-sur-Ollon – und lernt dabei viel über seine Familie. Klar wird dabei auch, dass Jean mit seinem Kontrolldrang seinen drei Kindern oft im Weg stand. Jules Guarneri ist ein bewegendes, heiteres Familienporträt geglückt.
CH 2022, 73 Min., gratis hier zu sehen auf PlaySuisse
«Sr.»
Einer der Leitsätze von Robert Downey Sr. als Filmemacher lautete: «Folge dem Film.» Und so hält sich auch sein Sohn, Schauspieler und Hollywoodstar Robert Downey Jr., daran, als er einen Dokumentarfilm über seinen Vater zu drehen beginnt. Daraus entsteht ein Werk, das viele Ebenen miteinander verbindet, und darin eine berührende Kraft entwickelt. Da ist ein Sohn, der mit seinem Vater und der Vergangenheit Frieden schliessen will. Da ist ein Vater, der an Parkinson erkrankt ist und nicht mehr lange zu leben hat. Robert Downey Jr. verwebt die Biografie seines humorvollen Vaters mit Ausschnitten aus dessen durchgeknallten, absurden Filmen, und lässt ihn am Dokfilm mitarbeiten. Ein Vorgang, der für die Zuschauenden ebenfalls eingebettet wird und die Netflix-Produktion bereichert. Der Schauspieler scheut sich aber auch vor schwierigen Fragen nicht, und spricht seinen Vater auch über dessen dunklen Jahre an, als er drogensüchtig wurde und in dieser Zeit auch seinen minderjährigen Sohn von den Drogen probieren liess. Ein Fehler, der für Robert Downey Jr. später lebensbedrohliche Folgen hatte. Umso schöner, wie er es – auch dank Therapie – schaffte, sich einen liebevollen Umgang zu seinem Vater zu bewahren. «Sr.» ist auch ein Film über Menschlichkeit und Grösse.
USA 2022, 89 Min., hier zu sehen auf Netflix